Nord gegen Süd
betreffende Meldung.
Ein Haufen bewaffneter Männer, die aus jener Richtung herkamen, bewegte sich auf Camdleß-Bay zu, doch konnte man noch nicht unterscheiden, ob es eine Abtheilung Milizen der Grafschaft oder nur ein von der voraussichtlichen Plünderung angelockter Pöbelhaufen war, der es übernommen hatte, Texar’s Befehl Nachdruck zu geben. Auf jeden Fall mußte dieser Haufen aber tausend Mann zählen und es unmöglich sein, ihm mit dem Personal der Pflanzung auf die Dauer zu widerstehen. Höchstens durfte man hoffen, daß das Castle-House, wenn jene die Palissade durch Sturm nahmen, ihnen einen ernsthafteren und längeren Widerstand entgegensetzen werde.
Das eine lag jedoch auf der Hand, daß dieser Haufen eine Landung hier gar nicht versucht hatte, die in dem kleinen Hafen oder an den Ufern von Camdleß-Bay große Schwierigkeit gefunden hätte, und daß derselbe den Saint-John flußaufwärts von Jacksonville in mindestens fünfzig Fahrzeugen überschritten haben mochte. Da hatten wohl drei bis vier Ueberfahrten hingereicht, Alle über das Wasser zu bringen.
Es war also eine weise Vorsicht gewesen, die James Burbank beobachtet hatte, seine Leute alle bei der Umplankung des Castle-House zu vereinigen, weil es doch unmöglich gewesen wäre, die Grenze der Ansiedlung einer hinreichend bewaffneten und an Zahl fast dreifach überlegenen Truppe streitig zu machen.
Zweifelhaft blieb es, wer die Angreifer anführte, und ob das vielleicht gar Texar selbst war. In derselben Stunde, wo er sich durch die föderirten Truppen bedroht sah, würde es mehr als kühn erschienen sein, sich an die Spitze seiner Bande zu stellen, und wenn er es doch gethan hätte, so konnte es nur in der Absicht geschehen sein, nach Befriedigung seiner Rache und Zerstörung der Pflanzung, vielleicht auch nachdem die Familie Burbank ermordet oder im Kampfe gefallen, sofort nach den südlicheren Gebieten zu entfliehen, etwa um sich bis nach den Evergladen zu begeben, welche ihm durch ihre versteckte Lage im unteren Florida eine ziemlich sichere Zuflucht boten.
Diese schlimmste Möglichkeit hatte James Burbank vor allem ins Auge zu fassen gehabt und aus eben diesem Grunde sorgte er zunächst für die Sicherheit seiner Gattin, seiner Tochter und Alice Stannard’s, die unter der Obhut der mit der Oertlichkeit vertrauten Zermah auf dem Cedernstein, der etwa eine Meile oberhalb Camdleß-Bay lag, eine sichere Zuflucht finden mußten. Waren sie gezwungen, Castle-House den Angreifern preis zu geben, so wollte er mit seinen Freunden sich daselbst seiner Familie anschließen, um im Verborgenen den Zeitpunkt abzuwarten, wo die Sicherheit ehrbarer Leute unter dem Schutze der föderirten Armeen nicht mehr angetastet werden konnte.
Deshalb wartete auch, versteckt in dem Ufergebüsch des Saint-John, ein mit zwei Schwarzen bemanntes Boot am Ausgang des Tunnels, der das Herrenhaus mit der Marino-Bucht in Verbindung setzte. Doch bevor es zu dieser Trennung kam – wann dieselbe auch nothwendig wurde – galt es sich zu vertheidigen, während einiger Stunden, mindestens bis zum Anbruch der Nacht, Widerstand zu leisten. Unter dem Schutze der Dunkelheit konnte das Boot dann unbemerkt den Fluß hinausfahren, ohne Gefahr zu laufen, von den verdächtigen Fahrzeugen, welche sich jetzt auf dessen Gewässern tummelten, verfolgt zu werden.
Elftes Capitel.
Der Abend des 2. März.
James Burbank, seine Freunde und der größte Theil der Schwarzen waren zum Kampfe gerüstet und erwarteten nur noch den Angriff. Nach den getroffenen Anordnungen sollte man diesem zuerst hinter den Planken der Umzäunung, welche den reservirten Park abschlossen, begegnen und den Kampf unter dem Schutze der Mauern des Castle-House fortsetzen, im Falle man nach Erstürmung des Parkes in dieses flüchten müßte.
Gegen fünf Uhr verkündete ein schon ziemlich deutlich vernehmbares Geschrei, daß die Angreifer nicht mehr fern sein konnten. Doch auch ohne dieses Zeichen hätte man leicht genug erkannt, daß sie schon in dem ganzen nördlichen Theil der Pflanzung hausten. An verschiedenen Stellen wirbelten nämlich schwarze Rauchsäulen über die den Horizont abschließenden Waldungen empor. Offenbar waren die Sägemühlen in Brand gesteckt worden und jedenfalls fielen auch die Baracken der Schwarzen nach vorhergegangener Plünderung dem gierigen Elemente zum Raube. Die armen Neger hatten kaum Zeit gehabt, nur einige Gegenstände aus ihren verlassenen Hütten in Sicherheit zu bringen,
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