Nord gegen Süd
nur gelangen konnten. Deshalb mußte er sein Geschwader theilen. Ein Kanonenboot wurde in den Fluß Saint-Mary beordert, um die gleichnamige kleine Stadt zu besetzen und etwa zwanzig Meilen weit ins Land einzudringen. Drei andere Kanonenboote unter Führung des Capitän Gordon erhielten den Befehl, im Norden alle Baien zu durchsuchen, sich der Inseln Jykill und Saint-Simon zu bemächtigen und die beiden kleinen Städte Brunswik und Darien einzunehmen, welche theilweise von ihren Bewohnern verlassen waren. Sechs Dampfboote von geringerem Tiefgang waren dazu bestimmt, unter dem Befehl des Commandanten Stevens den Saint-John hinauszufahren, um Jacksonville zu unterwerfen. Der von Dupont selbst geführte Rest des Geschwaders endlich sollte wieder in See stechen, um Saint-Augustine in seine Gewalt zu bekommen und gleichzeitig die Küste bis zum Mosquito-Inlet zu blockiren, deren Wasserstraßen damit für jede Kriegscontrebande gesperrt werden sollten.
Alle diese Operationen konnten aber unmöglich während der nächsten vierundzwanzig Stunden durchgeführt werden, und vierundzwanzig Stunden genügten, um das Gebiet der Verwüstung durch die Südstaatler auszuliefern.
Es mochte gegen drei Uhr Nachmittags sein, als James Burbank die ersten Zeichen von dem bemerkte, was man gegen ihn im Schilde führte. Nachdem der Oberverwalter Perry nämlich einen Rundgang um die Grenzen der Pflanzung unternommen, kehrte er rasch zum Castle-House zurück und sagte:
»Herr Burbank, es ist mir die Meldung zugegangen, daß zahlreiche verdächtige Erscheinungen aufgetaucht sind, welche sich Camdleß-Bay zu nähern suchen.
– Von Norden her, Perry?
– Ja, von Norden.«
Fast gleichzeitig kam Zermah von dem kleinen Hafen hergelaufen und meldete ihrem Herrn, daß mehrere Boote den Fluß überschritten und nach dem Ufer zu hielten.
»Kommen sie von Jacksonville?
– Jedenfalls.
– Begeben wir uns ins Castle-House, antwortete James Burbank, und Du, Zermah, verläßt dasselbe unter keiner Bedingung.
– Gewiß nicht, Herr.«
James Burbank konnte den Seinigen, als er sich wieder unter ihnen befand nicht verheimlichen, daß die Lage beunruhigend zu werden beginne. In Erwartung eines Angriffes, der jetzt nur zu gewiß erschien, war es doch besser, daß Alle im Voraus davon wußten.
»Diese elenden Schurken, sagte Mr. Stannard, sollten es also am Vortage, wo sie sicher erdrückt werden, noch wagen…
– Ja, antwortete James Burbank sehr kühl. Texar kann sich eine solche Gelegenheit, an uns Rache nehmen zu können – wo er gewiß schon bereit ist, nach Befriedigung derselben zu entweichen – doch nicht entgehen lassen.«
Dann fuhr er lebhafter fort:
»Sollen denn die Verbrechen dieses Menschen stets unbestraft bleiben!… Sollte er sich immer der Gerechtigkeit zu entziehen wissen!… Wahrlich, erst lernt man an der menschlichen und dann vielleicht an der göttlichen Gerechtigkeit zweifeln….
– James, fiel Frau Burbank ein, lästere nicht Gott in dem Augenblicke, wo wir vielleicht mehr als je auf seine Hilfe zählen müssen….
– Und vertrauen wir uns seinem allmächtigen Schutze!« fügte Alice Stannard hinzu.
James Burbank gewann seine gewohnte Kaltblütigkeit wieder und traf ruhig die nächsten Anordnungen zur Vertheidigung des Castle-House.
»Die Schwarzen sind doch benachrichtigt? fragte Edward Carrol.
– Das soll nicht auf sich warten lassen, erwiderte James Burbank. Meine Ansicht geht dahin, daß wir uns auf die Vertheidigung der Umplankung, welche den reservirten Park und das Wohnhaus umschließt, zu beschränken haben. Wir können gar nicht daran denken, schon an der Grenze von Camdleß-Bay vielleicht eine ganze Schaar Bewaffneter abzuwehren, denn es ist höchst wahrscheinlich, daß unsere Angreifer in großer Anzahl auftreten werden. Wir müssen unsere Vertheidiger also bei der Umplankung sammeln; sollte unglücklicher Weise die Palissade genommen werden, so kann das Castle-House, das schon den Banden der Seminolen widerstanden hat, uns auch gegen die Banden Texar’s Schutz gewähren. Meine Frau, Alice und Dy, ebenso wie Zermah, deren Obhut ich alle Drei anvertraue, dürfen das Castle-House ohne meinen Befehl’ nicht verlassen. Im Falle, daß wir auch da allzusehr bedrängt würden, habe ich Vorsorge getroffen, daß diese sich durch den Tunnel retten können, der mit der kleinen Bucht Marino im Saint-John in Verbindung steht. Dort wird unter dem Ufergesträuch ein Boot mit zwei Mann versteckt liegen, und in
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