Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
zweiten Officiers versah, kam, wie der Leser gleich sehen wird, dazu, seine Feuerschlünde spielen zu lassen.
    Die Stadt Fernandina ist mit der westlichen Küste von Florida, welche sich dem Golf von Mexiko zuwendet, durch eine Bahnlinie verbunden, die von hier aus nach dem Hafen von Cedar-Keys verläuft. Diese Eisenbahn folgt zuerst dem Strande der Insel Amelia, und überschreitet dann vor Erreichung des Festlandes auf einer auf Baumstämmen ruhenden Brücke die Nassau-Bucht.
    Gerade als die »Ottawa« in der Mitte dieser Bucht erschien, rollte ein Zug über jene Brücke. Die Besatzung von Fernandina entfloh eben und nahm Proviant und die Kriegsgeräthe mit sich; ihr folgten noch verschiedene hervorragende Personen der Stadt. Das Kanonenboot machte sofort Dampf auf, flog rauschend an die Brücke heran und gab aus seinen Jagdgeschützen Feuer und zwar ebenso auf die Holzstützen wie gegen den forteilenden Zug. Gilbert, der auf dem Vorderdecke stand, leitete die Kanonade, welche sich durch mehrere glückliche Treffer auszeichnete. Unter anderen schlug ein Geschoß so in den letzten Wagen des Zuges ein, daß es sowohl dessen Achsen zertrümmerte, als auch die Verbindungskette nach vorn zu zerriß. Ohne sich einen Augenblick aufzuhalten – was ihn ja in sehr schlimme Lage versetzt hätte – flog der Zug weiter, ohne auf den letzten Wagen Rücksicht zu nehmen. Diesen überließ er einfach seinem Schicksal und mit aller Macht vorwärts dampfend verschwand er bald im Südwesten der Halbinsel. In diesem Augenblick drang eine Abtheilung der Föderirten in Fernandina ein. Ein Theil derselben stürmte nach der Brücke, und
     

    Perry ordnete Patrouillengänge an… (S. 125.)
     
    binnen weniger Minuten war der Wagen mit seinen Insassen, meist Civilpersonen, gefangen genommen. Man führte darauf Alle dem ersten Officier, dem Oberst Gardner, der in Fernandina commandirte, zu, hielt dieselben, um ein Beispiel zu geben, auf einem der Fahrzeuge des Geschwaders achtundvierzig Stunden lang eingesperrt und ließ sie dann laufen.
    Als der Eisenbahnzug verschwunden war, mußte die »Ottawa« sich begnügen, ein mit Kriegsmaterial beladenes Schiff anzugreifen, das sich in die Bai geflüchtet hatte und bald weggenommen wurde.
    Dieser Vorfall war ganz geeignet, die conföderirten Truppen ebenso wie die Einwohner der Städte Floridas zu entmuthigen, und vorzüglich in Jacksonville trat das deutlich zu Tage. Die Mündungen des Saint-John mußten danach ganz ebenso aufgelassen werden, wie das bei denen des Saint-Mary der Fall gewesen war, das unterlag schon keinem Zweifel mehr; wahrscheinlich aber fanden die Unionisten auch in Jacksonville, in Saint-Augustine und endlich in allen Ortschaften der Grafschaft überhaupt keinen weiteren Widerstand.
    Der Familie Burbank diente das natürlich zu großer Beruhigung. Unter diesen Verhältnissen konnte man es glauben, daß Texar nicht wagen würde, seinen bisherigen Plan durchzuführen. Seine Spießgesellen mußten ja wohl, allein durch die Gewalt der Thatsachen, bald wieder gestürzt werden, und dann nahm nothwendiger Weise der bessere Theil der Bevölkerung die Leitung der Stadt wieder in die Hand, die ihr eine Pöbelempörung zeitweilig entrissen hatte.
    Offenbar hatte man Grund genug so zu denken, und folglich auch Grund genug, neue Hoffnung zu schöpfen. Als das Personal von Camdleß-Bay diese Nachrichten erfuhr, welche in Jacksonville schon verbreitet und bezüglich ihrer Wichtigkeit erkannt waren, gab es seiner Freude durch laute Hurrahs Ausdruck, zu denen auch Pygmalion nach Kräften beitrug.
    Immerhin durfte man sich vorläufig noch nicht der Sorge für diejenigen Maßregeln entschlagen, welche die Sicherheit der Ansiedlung noch während einiger Zeit, das heißt, bis die Kanonenboote des Nordens auf dem Flusse erschienen, erhöhen sollten.
    Nein, das durfte man entschieden nicht! Unglücklicher Weise sollte – und das konnte James Burbank leider nicht voraussehen und nicht einmal ahnen – doch eine ganze Woche verstreichen, bis die Föderirten in die Lage kamen, den Saint-John hinauf zu segeln und sich zu Herren des Stromlaufes zu machen. Bis dahin konnte aber noch manches Unheil über die Ansiedlung von Camdleß-Bay hereinbrechen.
    In der That sah sich der Commodore Dupont, obwohl er Fernandina immer besetzt hielt, doch genöthigt, mit einer gewissen Vorsicht vorzugehen. Es gehörte zu seiner Aufgabe, die föderalistische Flagge an allen Punkten zu entfalten, nach denen seine Schiffe

Weitere Kostenlose Bücher