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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der hier kämpfenden Milizen gegolten, denn als Perry an eines der Seitenfenster trat, rief er plötzlich:
    »Sie gehen zurück!… Sie ziehen sich zurück!«
    James Burbank und die ihm zunächst Stehenden begaben sich jetzt nach dem mittleren Fenster, das halb geöffnet stand.
    Man hörte keine Axthiebe mehr an die Thüre donnern und das Feuern hatte aufgehört, ja, schon war kaum noch einer der Angreifer zu sehen, und wenn man ihr Geschrei, ihr wüthendes Geheul auch noch vernahm, so entfernten sie sich doch offenbar mehr und mehr.
    Irgend ein Zwischenfall hatte also die Machthaber von Jacksonville bestimmt, den ganzen bewaffneten Haufen nach dem anderen Ufer des Saint-John zurückzurufen. Ohne Zweifel war vorher ausgemacht worden, daß drei Kanonenschüsse abgegeben werden sollten, wenn irgend eine Bewegung des feindlichen Geschwaders die Stellungen der Conföderirten bedrohte. So hatten denn auch die Angreifer mitten im letzten Ansturm inne gehalten, und jetzt wälzten sie sich durch die verwüsteten Felder der Besitzung nach der von einzelnen lodernden Flammen erleuchteten Straße.
    Und eine Stunde später überschritten sie wieder den Fluß an der Stelle, wo ihre Boote sie zwei Meilen unterhalb Camdleß-Bay erwarteten.
    Bald war auch in der Ferne Alles verstummt. Dem schrecklichen Knattern und Knallen folgte eine Todtenstille auf der ganzen Pflanzung.
    Es war jetzt neunundeinhalb Uhr Abends. James Burbank und seine Begleiter begaben sich wieder hinunter nach der Vorhalle des Erdgeschosses. Hier befand sich noch auf einem Divan ausgestreckt der leicht verwundete Edward Carrol, den nur der Blutverlust geschwächt hatte.
    Man meldete ihm, was in Folge des von Jacksonville gekommenen Signals geschehen sei. Das Castle-House hatte, wenigstens für den Augenblick, von der Bande Texar’s nichts zu fürchten.
    »Ja gewiß, sagte James Burbank, aber die Macht in der Stadt ist noch in den Händen der elendesten Gesellen geblieben. Der Schurke hat meine freigelassenen Neger vertreiben wollen, und er hat sie vertrieben! Er hat aus Rache die Pflanzung zerstören wollen – und es sind nur noch Ruinen von ihr übrig.
    – James, wandte sich Walter Stannard an ihn, es hätte uns ein noch weit größeres Unglück widerfahren können; bedenke, daß Keiner bei der Vertheidigung des Castle-House gefallen ist. Deine Frau, Dein Kind und meine Tochter hätten jenen Verbrechern in die Hände fallen können, und sie befinden sich in Sicherheit.
    – Sie haben Recht, Stannard, und Gott sei Dank dafür! Was hier auf Befehl Texar’s geschehen ist, wird nicht ungestraft bleiben, und ich werde Rechenschaft verlangen für das vergossene Blut!…
    – Vielleicht, bemerkte Edward Carrol, ist es nun eher zu bedauern, daß Deine Frau, Alice, Dy und Zermah das Castle-House verlassen haben. Ich weiß wohl, daß wir damals schlimm bedrängt waren…. Und doch, ich wüßte sie lieber hier!…
    – Vor Tagesanbruch werde ich sie aussuchen, erwiderte James Burbank; sie werden in tödtlicher Ungewißheit sein, und da muß ich sie beruhigen.
    – Dann wird sich auch zeigen, ob es besser ist, sie gleich nach Camdleß-Bay mit zurückzunehmen oder sie einige Tage auf dem Cedernstein verweilen zu lassen.
    – Ja, ja, meinte Walter Stannard, man darf nichts übereilen. Vielleicht ist noch nicht Alles vorbei… und so lange Jacksonville unter der Herrschaft Texar’s steht, haben wir Ursache auf unserer Hut zu sein.
    – Eben deshalb werde ich mit Vorsicht handeln, versicherte James Burbank. Perry, Sie werden dafür sorgen, daß morgen früh kurz vor Tagesanbruch ein Boot für mich bereit ist. Ich denke nur einen einzigen Mann zu brauchen, um an Ort und Stelle zu gelangen….«
    Da unterbrach ein schmerzlicher Schrei, ein verzweifelter Hilferuf James Burbank’s Worte.
    Dieser Schrei ertönte von der Seite des Parks her, wo die Planken sich ziemlich dicht neben dem Wohnhause hinzogen. Ihm folgten bald die Worte:
    »Mein Vater!… Mein Vater!…
    – Das ist die Stimme meiner Tochter, rief Mr. Stannard.
    – Ach, welch’ neues Unglück!…« rief James Burbank.
    Alle öffneten die Thür und eilten in’s Freie.
    Da fanden sie Alice nur wenige Schritte von der Palissade, und neben ihr lag Frau Burbank ausgestreckt auf der Erde.
    Dy und Zermah waren nicht mit dabei.
    »Mein Kind!« rief James Burbank.
    Beim Klang seiner Stimme erwachte Frau Burbank; sie konnte nicht sprechen… mit der Hand wies sie nach dem Flusse.
    »Geraubt!… Entführt!…
    – Ja, durch

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