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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Texar!…« erwiderte Alice.
    Und dann sank auch sie bewußtlos neben Frau Burbank zusammen.
Zwölftes Capitel.
Die sechs folgenden Tage.
    Als Frau Burbank und Miß Alice den unterirdischen Gang betreten hatten, der nach der kleinen Marino-Bucht im Saint-John führte, schritt Zermah ihnen voraus. An der einen Hand hielt sie das kleine Mädchen und in der anderen eine Laterne, deren schwacher Schein den Weg doch einigermaßen erhellte.
    Am Ende des Tunnels angekommen, hatte Zermah Frau Burbank gebeten, zu warten. Sie wollte sich erst überzeugen, daß das Boot mit den zwei Schwarzen bei der Hand sei, die sie nach dem Cedernstein geleiten sollten. Nachdem sie die Thür geöffnet, welche den Ausgang des Tunnels abschloß, ging sie vorsichtig nach dem Flusse zu.
    Seit einer Minute – nur eine einzige Minute – erwarteten Frau Burbank und Miß Alice erst die Rückkehr Zermah’s, als das junge Mädchen die Bemerkung machte, daß die kleine Dy nicht da sei.
    »Dy… Dy?…« rief Frau Burbank, auf die Gefahr hin, ihre Anwesenheit an diesem Orte zu verrathen.
    Das Kind antwortete nicht. Immer gewohnt, Zermah zu folgen, war diese auch, ohne daß ihre Mutter es bemerkte, der Wärterin nach außerhalb des Tunnels und nach der Seite der Flußbucht zu nachgelaufen.

    Plötzlich hörten sie ängstliche Klagerufe. In der Vorahnung einer neuen Gefahr, und ohne daran zu denken, daß diese ihnen ja auch selbst drohen könne, eilten Frau Burbank und Miß Alice ebenfalls hinaus nach dem Flußufer, erreichten dieses aber nur, um noch zu sehen, daß sich ein Boot schleunigst durch die Dunkelheit entfernte.
    »Hierher!… Zu Hilfe!… Das ist Texar!… jammerte Zermah.
    – Texar!… Texar!…« rief auch Alice schluchzend aus.
    Sie zeigte dabei mit der Hand nach dem beim Widerscheine der Feuersbrünste auf Camdleß-Bay schwach sichtbaren Spanier, der im Hintertheile eines Bootes stand, welches sofort den Augen der Frauen entschwand.
    Dann war Alles still.
    Die beiden Schwarzen lagen ermordet auf der Erde.
    Ihrer Sinne nicht mehr mächtig, stürzte Frau Burbank, welche Alice nicht mehr zurückzuhalten vermochte, ganz nahe an das Ufer und rief ihre kleine Tochter. Kein Schrei antwortete ihr. Das Boot war unsichtbar geworden; entweder entzog es die Dunkelheit ihren Blicken oder es steuerte quer über den Fluß, um an irgend einem Punkte des linken Ufers zu landen.
    Vergebens suchten die Frauen wohl eine ganze Stunde lang; endlich sank Frau Burbank, am Ende ihrer Kräfte, auf dem Uferrande zusammen. Miß Alice, welche jetzt eine staunenswerthe Energie entwickelte, gelang es jedoch, die unglückliche Mutter aufzurichten und zu unterstützen, fast sie zu tragen. Von fern her, in der Richtung des Castle-House, hörte man noch immer das Knattern der Schüsse und zeitweilig das Wuthgeschrei der angreifenden Massen. Und doch mußten sie jetzt dahin zurückkehren; sie mußten versuchen, durch den Tunnel die Wohnung wieder zu erreichen und sich die Thür zu öffnen, welche nach der Kellertreppe Zugang bot. Doch ob dort Miß Alice vernommen werden würde, konnte Niemand vorher sagen.
    Das junge Mädchen zog Frau Burbank, welche gar nicht wußte, was sie that, mit sich fort. Bei dem Rückwege längs des Ufers mußten sie wohl zwanzig Mal stehen bleiben. Beide konnten jeden Augenblick einer Rotte in die Hände fallen, welche die Pflanzung verwüstete. Vielleicht wäre es besser gewesen, erst den Tag abzuwarten, nur konnte hier, wo sie sich befanden, Frau Burbank die Pflege, der sie bedurfte, in keiner Weise erhalten. Miß Alice entschloß sich also, um jeden Preis wieder nach Castle-House heimzukehren. Da die vielen Flußwindungen ihren Weg gar so sehr verlängerten, meinte sie, sei es rathsamer quer durch das Wiesenland zu gehen, wo der Schein der brennenden Baracken sie leitete. Das that sie denn auch und so gelangte sie bis in die Nähe der Wohnung.
     

    »Ihr müßt fliehen!« rief James Burbank. (S. 144.)
     
    Hier verweilte Frau Burbank einige Zeit völlig regungslos neben Alice, die sich kaum selbst noch aufrecht erhalten konnte. Jetzt befand sich die Abtheilung

     
    Die Thür wurde wüthend angegriffen. (S. 146.)
     
    der Miliz und mit ihr die Horde der Räuber, nachdem sie den Angriff aufgegeben, schon weit von der Umzäunung. Weder draußen noch im Innern hörte man einen Schrei, Miß Alice konnte glauben, daß die Angreifer das Castle-House, nachdem sie sich desselben bemächtigt, verlassen hätten, ohne daß ein einziger seiner

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