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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schatten sehen können!… Brecht auf!… Ihr lähmt mich, wenn Ihr hier verweilt!… Um des Himmels willen, fort!«
    Zermah war, die kleine Dy führend, voraus geschritten. Frau Burbank mußte sich den Armen ihres Gatten, Alice denen ihres Vaters entreißen. Beide verschwanden auf der Treppe, welche nach dem Keller hinabführte, um sich nach dem an der Marino-Bucht mündenden Tunnel zu begeben.
    »Und nun, meine Freunde, sagte James Burbank, sich an Perry und die Unterverwalter, sowie an einige Schwarze wendend, die an seiner Seite geblieben waren, vertheidigen wir uns bis auf den letzten Blutstropfen!«
    Ihm nacheilend stiegen Alle die große Treppe der Vorhalle hinauf, um an den Fenstern des oberen Geschosses Stellung zu nehmen. Von hier aus antworteten sie den hundertfachen Gewehrschüssen, welche die Außenwände des Castle-House zu einem Siebe machten, mit nur seltenerem aber desto wirksamerem Feuer, da sie ja die dichte Masse der Angreifer aufs Korn nahmen. Jetzt handelte es sich nur darum, ob Letztere dazu gelangten, die Hauptthür durch Axt oder Feuer zu vernichten, denn nichts konnte ihnen sonst eine Bresche eröffnen, um in die Wohnung einzudringen. Was draußen gegenüber einer hölzernen Pallisade von Erfolg gewesen war, versprach wenigstens gegen diese Mauer von Stein nicht zu gelingen. Inzwischen drängten sich, im Dunkel so viel als möglich Schutz suchend, etwa zwanzig entschlossene Männer auf den Vorplatz. Die Thür wurde jetzt mit noch größerer Wuth und Gewalt bearbeitet, und sie mußte sehr fest sein, um den Schlägen der Aexte und Hacken zu widerstehen. Dieser Versuch kostete mehreren der Angreifer das Leben, denn die Fenster des oberen Stockwerkes lagen so, daß jene von hier aus in’s Kreuzfeuer genommen werden konnten.
    Zu gleicher Zeit verschlimmerte ein anderer Umstand die Lage noch mehr – der Schießbedarf drohte zur Neige zu gehen. James Burbank, seine Freunde, die Verwalter und einige mit Flinten bewaffnete Schwarze hatten seit Beginn des nun dreistündigen Kampfes den größten Theil verbraucht. Wenn das Gefecht noch eine Zeit lang fortdauern sollte, wie hätten die Belagerten noch Widerstand leisten können, wenn die letzte Patrone verpufft war? Dann kamen sie in die Zwangslage, das Castle-House jenen Wütherichen zu überlassen, die dasselbe gewiß in eine Ruine verwandeln würden.
    Und doch gab es für sie gar keinen anderen Ausweg, wenn es den Angreifern gelang, die schon in allen Fugen zitternde Thür zu sprengen. James Burbank fühlte das wohl, aber er wollte warten, denn jeden Augenblick konnte ja eine Wendung zum Bessern eintreten, und für seine Gattin, seine Tochter und Miß Alice hatte er ja nichts mehr zu fürchten. Männer sind es sich aber selbst schuldig, gegen den Ansturm von Mördern, Brandstiftern und Räubern zu kämpfen.
    »Noch für eine Stunde haben wir Munition! rief James Burbank. Benützen wir sie, meine Freunde, und übergeben wir das Castle-House nicht!«
    James Burbank hatte kaum diesen Satz vollendet, als aus der Ferne ein dumpfer Knall vernehmbar wurde.
    »Ein Kanonenschuß!« rief er.
    Von Westen her dröhnte, von der anderen Seite des Flusses, noch eine Detonation.
    »Ein zweiter Schuß! sagte Mr. Stannard.
    – Horcht! Still!« gebot James Burbank.
    Da, noch ein dritter Knall, den der Wind eben deutlicher nach dem Castle-House trug.
    »Sollte das ein Signal sein, um die Burschen nach dem linken Ufer zurückzurufen? fragte Walter Stannard.
    – Vielleicht! antwortete James Burbank. Es ist ja möglich, daß da weiter unten etwas vorgefallen wäre.
    – Ja, und wenn jene drei Kanonenschüsse nicht in Jacksonville abgegeben wurden… bemerkte der Oberverwalter.
    – So rühren dieselben von den föderirten Schiffen her! rief James Burbank. Sollte die Flottille endlich den Eingang in den Saint-John erzwungen haben und den Fluß aufwärts gesegelt sein?«
    Im Grunde schien es ja nicht unmöglich, daß der Commodore Dupont sich zum Herrn des Flusses gemacht hatte, wenigstens im unteren Theile seines Laufes.
    Und doch war es nicht so. Die drei Kanonenschüsse waren von der Uferbatterie in Jacksonville abgegeben, das ergab sich schon aus dem Umstand, daß keine weiteren nachfolgten. Es fand also weder auf dem Saint-John noch auf den Ebenen der Grafschaft Duval ein Treffen zwischen den Kriegsschiffen der Nordstaaten und den conföderirten Truppen statt.
    Dagegen unterlag es keinem Zweifel, daß jene Schüsse als Signal gedient hatten, daß sie dem Anführer

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