Nordermoor
sich nicht erinnern, wann er zuletzt Lust dazu gehabt hatte.
Erlendur pirschte sich so vorsichtig in die Küche, als seien dort Schwerverbrecher zu erwarten, und er sah, dass der Tisch festlich für zwei gedeckt war, und dunkel erinnerte er sich daran, dass er ein solches Geschirr besaß. Zwei langstielige Weingläser standen neben den Tellern, auf denen gefaltete Servietten lagen, und rote Kerzen brannten in zwei nicht zusammenpassenden Kerzenständern, die Erlendur noch nie gesehen hatte.
Er ging zum Herd und sah, dass da in einem großen Topf etwas vor sich hin blubberte. Er hob den Deckel und schaute auf eine äußerst appetitliche Fleischsuppe. Da schwammen Rüben, Kartoffeln, Fleischstücke, Kräuter und etwas Fett, und der Duft breitete sich in der ganzen Wohnung aus. Er steckte die Nase in den Topf und sog den Wohlgeruch von gekochtem Fleisch und Gemüse ein.
»Ich hatte die Möhren vergessen«, sagte Eva Lind in der Küchentür. Erlendur hatte nicht bemerkt, dass sie hereingekommen war. Sie trug einen seiner Anoraks und hielt eine kleine Tüte mit Möhren in der Hand.
»Wo hast du gelernt, Fleischsuppe zu kochen?«, fragte Erlendur.
»Mama hat immer Fleischsuppe gekocht«, sagte Eva Lind. »Irgendwann, als sie gerade mal nicht allzu schlecht auf dich zu sprechen war, hat sie erwähnt, dass Fleischsuppe das Beste sei, was du dir vorstellen könntest. Dann fügte sie hinzu, du seist ein widerlicher Kerl.«
»Und mit beidem hat sie mal wieder Recht, die Alte«, sagte Erlendur. Er sah Eva Lind zu, wie sie die Mö hren klein schnitt und zu dem anderen Gemüse in den Topf warf. Der Gedanke beschlich ihn, dass er so etwas wie ein richtiges Familienleben erlebte, und er war froh und traurig zugleich. Er gestattete sich nicht den Luxus zu glauben, dass das Glück von Dauer sei.
»Und, hast du den Mörder geschnappt?«, fragte Eva Lind.
»Elliði lässt dich grüßen«, sagte Erlendur. Es war ihm herausgerutscht, bevor ihm einfiel, dass Scheißkerle wie der in dieser Szene nichts zu suchen hatten.
»Elliði. Der sitzt in Litla-Hraun ein. Weiß er, wer ich bin?«
»Die Typen, mit denen ich mich unterhalten muss, erwähnen dich manchmal«, sagte Erlendur. »Sie glauben, dass sie mir damit etwas anhaben können«, fügte er hinzu.
»Und, können sie das?«
»Manche. Wie Elliði. Woher kennst du ihn?«, fragte Erlendur vorsichtig.
»Ich habe das eine oder andere über ihn gehört. Hab ihn vor vielen Jahren mal getroffen. Damals hatte er sich das Gebiss mit Sekundenkleber an den Gaumen geleimt.«
»Er ist ein absoluter Vollidiot.«
An diesem Abend sprachen sie nicht mehr über Elliði. Als sie sich setzten, goss Eva Lind Wasser in die Weingläser, und Erlendur aß so viel von der Suppe, dass er sich kaum ins Wohnzimmer schleppen konnte. Dort schlief er in seinen Klamotten ein und erwachte erst am Morgen nach einem unruhigen Schlaf.
Diesmal erinnerte er sich an das meiste aus seinem Traum. Es war derselbe Traum, den er in den vergangenen Nächten geträumt hatte, den er aber nicht zu fassen bekommen hatte, bevor er sich im Aufwachen verflüchtigte.
Eva Lind erschien ihm wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte umspielt von licht von dem er nicht wusste woher es kam in einem schönen Sommerkleid das ihr bis zu den Knöcheln reichte und das volle dunkle Haar fiel bis auf den rücken und der Anblick war vollkommen duftete fast nach Sommer und sie ging auf ihn zu oder vielleicht schwebte sie denn ihm fiel auf dass sie nie die erde berührte er konnte die Umgebung nicht erkennen das einzige was er sah war ein helles licht und Eva Lind mitten im Licht näherte sich ihm mit einem strahlenden Lächeln und er sah sich selbst wie er seine Arme ausbreitete und darauf wartete sie umarmen zu können und er spürte die Ungeduld in sich aber sie kam nie in seine arme sondern reichte ihm ein Foto und das Licht verschwand und Eva Lind verschwand und er hielt das Foto vom Friedhof das er so gut kannte und das Foto wurde lebendig und er stand mittendrin und schaute zum schwarzen Himmel hoch und er spürte wie der Regen sein Gesicht peitschte und als er nach unten schaute sah er wie der Grabstein umfiel und das Grab sich in die Dunkelheit hinein öffnete bis der Sarg ans Licht kam und sich öffnete und er sah das Mädchen im Sarg den Leib längs aufgeschnitten bis an die Schultern und auf einmal öffnete das Mädchen die Augen und starrte zu ihm hinauf und sie öffnete den Mund und ein grauenvoller Angstschrei ertönte aus dem
Weitere Kostenlose Bücher