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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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oder seine Zerstörungswut auszulassen. Dabei hat ihn Holberg überrascht und einen Aschenbecher an den Kopf gekriegt. Das ist irgendein Junkie gewesen, der völlig von der Rolle war. Das hat nichts mit der Vergangenheit zu tun, sondern das ist ganz im Gegenteil die heutige Zeit. Reykjavík today.«
    »Zumindest hat es jemand für richtig gehalten, diesen Mann abzumurksen«, sagte Elinborg. »Wir müssen diese Nachricht ernst nehmen. Das ist kein blöder Witz.«
    Sigurður Óli schaute Erlendur nachdenklich an.
    »Als du davon geredet hast, dass du ganz genau wissen wolltest, woran das Mädchen gestorben ist, hast du das gemeint, wovon ich glaube, dass du es gemeint hast?«, fragte er.
    »Ich fürchte, ja«, sagte Erlendur.

Kapitel 17
    R únar kam selbst zur Tür und schaute Erlendur eine ganze Weile an, ohne ihn wiederzuerkennen. Erlendur stand in dem engen Hausflur, wieder einmal klatschnass vom Regen. Zu seiner Rechten führte eine Treppe nach oben. Auf der Treppe war Teppichboden verlegt, der an den Trittstellen völlig verschlissen war. Es roch muffig, und Erlendur fragte sich, ob hier Leute wohnten, die Pferde hielten. Erlendur fragte Rúnar, ob er sich an ihn erinnerte, und so schien es zu sein, denn er versuchte im gleichen Augenblick, die Tür zuzumachen, aber Erlendur war schneller. Er war in der Wohnung, bevor Rúnar irgendetwas dagegen tun konnte.
    »Gemütlich«, sagte Erlendur, indem er sich in der dämmrigen Wohnung umschaute.
    »Lass mich gefälligst in Ruhe!« Rúnar versuchte, Erlendur anzubrüllen, aber die Stimme überschlug sich und wurde zu einem Falsett.
    »Denk an deinen Blutdruck. Ich habe nicht die geringste Lust, Mund-zu-Mund-Beatmung bei dir zu machen, wenn du hier umkippst. Ich muss dich nach einigen Details fragen, und dann bin ich weg, und du kannst hier weiter dahinvegetieren. Lange wirst du’s ja wohl nicht mehr machen. Du schaust nicht gerade wie der rüstigste Senior des Jahres aus.«
    »Mach, dass du rauskommst«, sagte Rúnar so wütend, wie ihm das Alter erlaubte, drehte sich auf dem Absatz um, ging in ein kleines Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Erlendur ging hinter ihm her und ließ sich schwerfällig ihm gegenüber in einen Sessel fallen. Rúnar schaute ihn nicht an.
    »Sprach Kolbrún von einer weiteren Vergewaltigung, als sie wegen Holberg zu dir kam?«
    Rúnar gab keine Antwort.
    »Je schneller du antwortest, desto eher bist du mich los.«
    Rúnar hob den Kopf und blickte Erlendur an.
    »Sie hat nie eine andere Vergewaltigung erwähnt. Verschwinde.«
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Holberg vergewaltigt hat, bevor er Kolbrún traf. Er kann damit auch weitergemacht haben, wir haben keine Ahnung. Kolbrún ist die einzige Frau, die ihn angezeigt hat, obwohl das dank dir abgeschmettert wurde.«
    »Verschwinde!«
    »Bist du sicher, dass sie keine andere Frau erwähnt hat? Es ist denkbar, dass Holberg sich mit einer anderen Vergewaltigung gebrüstet und Kolbrún davon erzählt hat.«
    »Sie hat nichts dergleichen erwähnt«, sagte Rúnar und schaute hinunter auf den Couchtisch.
    »Holberg war an dem Abend mit zwei Kumpeln zusammen. Der eine davon ist Elliði, ein Wiederholungstäter, von dem du vielleicht gehört hast. Er sitzt auf Litla-Hraun ein und schlägt sich in einer kleinen Dunkelkammer mit Phantomen und Spukgestalten herum. Der andere war Grétar. Er ist seit der großen Jubiläumsfeier wie vom Erdboden verschluckt. Weißt du etwas über diese Männer?«
    »Nein. Lass mich in Ruhe!«
    »Was haben die hier im Ort gemacht, an dem Abend, als Kolbrún vergewaltigt wurde?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du mit keinem von ihnen gesprochen?«
    »Nein.«
    »Wer hat die Ermittlung in Reykjavík geleitet?«
    Rúnar schaute Erlendur an.
    »Das war Marian Briem.«
    »Marian Briem!«
    »Diese dämliche Person!«
    Elín war nicht zu Hause, als Erlendur bei ihr vorbeischaute. Er setzte sich deshalb wieder ins Auto, zündete sich eine Zigarette an und überle gte, ob er weiter nach Sandgerði f ahren sollte. Der Regen prasselte auf das Dach des Autos, und Erlendur, der nie die Wetternachrichten mitbekam, dachte darüber nach, ob das überhaupt noch ein Ende nehmen würde. Vielleicht war das eine Miniausgabe der Sintflut, dachte er bei sich durch den blauen Zigarettenrauch. Vielleicht war es ganz sinnvoll, ab und zu die Sünden der Menschen wegzuspülen.
    Erlendur hatte einigen Bammel vor dieser Begegnung mit Elín, und insofern war er halbwegs froh, als sich

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