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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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die Marion dort vergessen haben musste, an sich nehmen und zu seiner Bude schwanken, da ja, wie Sie selbst herausgefunden haben, die Suchmannschaften vor ihm herzogen.«
    Kommissar Pietsch trank das Glas leer und rief den Ober. Er bestellte noch eine Runde.
    »Dennoch hege ich Zweifel«, sagte er nachdenklich.
    Assistent Ekinger empörte sich: »Selbst die zeitlichen Abläufe entsprechen denen, die uns zuerst nur Rätsel aufgaben. Ich habe Manfreds Rolle genau abspulen können.«
    Wir schwiegen. Der Ober brachte uns die gefüllten Tulpengläser und schrieb die Zeche auf den Bierdeckel des Kommissars.
    »Heraus mit der Sprache, Herr Kommissar«, forderte ich ihn auf, denn auch ich war nicht voll überzeugt vom Ergebnis des abgelaufenen Rollenspiels.
    Wir prosteten uns zu. Der Kommissar wischte sich die Schaumrückstände von seinem Schnäuzer.
    »Alles lief genau nach unseren Vorstellungen, Heiko«, sagte er. »Deine benötigte Zeit entsprach exakt der des Mörders. Auch der Sohn des Unternehmers verhielt sich so, wie Norbert Batinga sich möglicherweise verhalten hat. Die angebundenen Zügel, die angezogenen Bremsen, nichts fehlte. Wie in einem Lehrstück der Kriminalausbildung.«
    Der Kommissar stand auf und ging zum Fenster.
    Er blickte für Sekunden nach draußen wie einer, der das Wetter erkundet. Dann drehte er sich um und setzte sich wieder zu uns.
    »Meine Rolle als Mörder des Kutschers passte mir nicht. Ich verspürte keinen Pfeffer«, sagte er.
    »Herr Kommissar, Ihre Energie hätte gereicht, mehrere Kutscher auf einmal ins Jenseits zu befördern«, frotzelte ich.
    »Das ist es nicht, Herr Färber. Als ich aus den Dünen rannte und den Mörder spielte, stiegen in mir Zweifel auf.«
    Der Kommissar langte zum Bier.
    »Schließen Sie daraus, dass Lehrer Stinga den Kutscher nicht umgebracht hat?«, fragte Heiko Ekinger.
    »Nein«, sagte der Kommissar, »für mich ist Habbo Stinga der Mörder des Kutschers. Nur kam ich mir lächerlich vor, weil ich wusste, dass Manfred Kuhnert der Mädchenmörder war.«
    Auch mir waren häufig Zweifel durch den Kopf gegangen. Dennoch hielt auch ich meinen Kollegen für den Mörder des Kutschers.
    »Wir gehen davon aus, dass Stinga erfuhr, dass seine Tochter ermordet wurde«, sagte Pietsch. »Er legte sich auf die Lauer und tötete den Kutscher. Warum? Warum bringt er nicht den Mörder um? Uns fehlt sein eindeutiges Motiv.«
    »Herr Kommissar, unser Rollenspiel bestätigt, zumindest zeitlich, dass sich mein Kollege Stinga in den Dünen befand, als Manfred Kuhnert mit dem Opfer die Kutsche bestieg«, sagte ich. »Hat er Täter und Kutscher etwa verwechselt?«,
    »Manfred Kuhnert hat das Mädchen Marion umgebracht, sie mit der zufällig abgestellten Kutsche zum See-Shop transportiert. Als er zurückkam, ging er zum Strand, um den Strandkorb aufzusuchen. Der zweite Mord geschah, als Manfred dem Tatort bereits den Rücken gekehrt hatte«, sagte der Assistent und langte zum Bier.
    Ich verstand seinen Unmut.
    »Herr Kommissar, Manfred war betrunken! Warum ließ mein Kollege ihn ziehen?«, fragte ich.
    »Das genau ist die zentrale Frage«, sagte der Kommissar, »und ich habe dem Staatsanwalt versprochen, die Insel nicht ohne Lösung zu verlassen.«
    »Noch sind wir auf Juist«, tröstete ich den Kommissar.
    Heiko Ekinger lachte und wies auf die geöffnete Eingangstür.
    Der kleine Mann, salopp im rapsgelben Sommerblouson und mit kessem Pepitahütchen, betrat das Restaurant. Wir vernahmen den Feldwebelton seiner Frau, die ihn vor sich her trieb.
    »Warst du wieder in den Dünen?«, geiferte sie.
    Wir sahen uns an und lachten.
    »Den müssen wir uns noch einmal kaufen«, sagte Heiko Ekinger und beobachtete das Männchen, das kleine Schritte setzte.
    Der Kommissar grinste: »Der Kerl ist mit dem Satan in Person verheiratet«, sagte er.
    Ich konnte mir nicht helfen, doch irgendwie brachte ich den kleinen Köth mit der Unzufriedenheit des Kommissars über seine Rolle als Habbo Stinga im Rollenspiel in Verbindung.
    Das Ehepaar Köth verließ das Restaurant, in dem es keinen freien Platz mehr gab.
    »Herr Pietsch, worauf begründen sich Ihre Zweifel bei Ihrem Sturmlauf in die Dünen?«, fragte ich. »Auch Sie ließen Ekinger ungeschoren in die Dünen gehen wie mein Kollege Stinga und Manfred Kuhnert.«
    Der Kommissar blickte mich fragend an. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, Ekinger hat seine Rolle möglicherweise unbewusst echt gespielt«, antwortete ich.
    »Mein lieber Herr Lehrer, wir sind

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