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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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können.
    Verrückt, dachte ich.
    Kommissar Pietsch nahm mich zur Seite.
    »Wir müssen es herausfinden, Herr Färber! Unser Kutscher ist der Sohn des Unternehmers. Er dient zurzeit bei der Bundeswehr und macht mit.«
    »Ja«, antwortete ich, »er spielt den Batinga und Heiko Manfred Kuhnert.«
    Der Kommissar nickte.
    »Ich übernehme die Rolle Ihres Kollegen Stinga.«
    Ich folgte ihm die Dünen hoch. Wir setzten uns in den Sand und schwiegen, schauten auf die vom Strandhafer bewachsenen Hügel und Mulden. So verging die Zeit.
    Doch plötzlich drang der Hufschlag des gleichmäßig trabenden Pferdes zu uns. Der Kommissar ergriff meinen Arm und lugte über die Dünen. Ich folgte seinem Blick. Heiko Ekinger fuhr die Droschke zu der Stelle, an der er sie auch bestiegen hatte. Der Kriminalassistent warf die Zügel von sich und schritt in die Dünen.
    Geduldig stand der Gaul und begann an den Gräsern zu knabbern.
    Plötzlich vernahm ich ein Rascheln, hörte den keuchenden Atem, sah, wie der Kutscher seinem Gefährt entgegeneilte und sich kurz irritiert umschaute, die weggeworfene Leine aufhob und auf den Bock sprang. Er stand auf seinem Gefährt und blickte unentschlossen zu uns herüber. Der junge Mann erhob die Peitsche, ließ sie gekonnt knallen und fuhr davon. Ohne sich noch einmal umzublicken, trieb er den Gaul zum schnellen Lauf an.
    Pietsch schaute auf seine Armbanduhr.
    »Wir wissen natürlich nicht, wie lange Batinga bei der Schönen war. Aber so war das. Zu dieser Zeit befanden Sie sich noch nicht auf der Marktstraße«, sagte er.
    »Er muss noch abrechnen«, bemerkte der Kommissar.
    Endlich erreichte der Kutscher mit der Droschke die aktenkundige Stelle, band die Zügel fest, drehte die Bremse an, sprang vom Bock und eilte in die Dünen.
    Kommissar Pietsch rannte los. Ich sah, wie sich der Kutscher erschrocken umblickte und zu spät an Gegenmaßnahmen dachte, denn Pietsch fiel ihn an, legte seinen Arm um seinen Hals und zwang ihn zu Boden. Beide atmeten schwer, als sie sich wieder erhoben. Sie wischten sich den Sand von ihrer Kleidung.
    Der Kommissar blickte auf die Uhr.
    »Jetzt könnte der kleine Mann mit dem Pepitahütchen aufkreuzen«, sagte er.
    Aber er kam selbstverständlich nicht. Wir verließen die Dünen.
    »Holen wir Heiko Ekinger ab«, sagte der Kommissar.
    Die Lichter der Reklametransparente, die auf die Marktstraße fielen, wirkten jetzt freundlich. Die Bürgersteige waren nicht sonderlich belebt. Die Geschäfte hatten bereits geschlossen, die Urlauber ihre Pensionen aufgesucht.
    Heiko Ekinger stand vor dem Haus, in dessen mieser Unterwohnung Manfred gehaust hatte. Der Kriminalassistent stieg zu uns in die Kutsche.
    »Chef, alles kommt hin«, sagte er. »Ich konnte die Puppe ohne Behinderung auf dem Hof des See-Shops ablegen, der Gaul parierte und im Nu war ich bei den Strandkörben. Dabei blieb ich in der Zeit. Keine Zweifel.«
    Er schwitzte, denn die Sonne hatte die Insel erwärmt und der Wind war nur leicht spürbar und lau.
    Der Kutscher fuhr zum See-Shop, danach fuhr er uns zum Strandschlösschen.
    »Ich bedanke mich bei Ihnen für das Mitmachen«, sagte der Kommissar und drückte dem Sohn des Unternehmers die Hand.
    »Das war selbstverständlich«, antwortete der Kutscher, als er vor dem Hotel hielt. »Ich hatte heute nichts Besonderes vor.«
    Das Strandschlösschen sparte nicht mit Licht. Wir freuten uns auf ein Bier in der gemütlichen Atmosphäre. Der verlockende Duft der servierten Speisen wehte uns entgegen.
    Der Kommissar blickte in den Restaurationsraum, in dem es nur noch einen freien Tisch gab, von dem uns Kerzenlicht entgegenflackerte. Pietsch verteilte mit Daumen und Zeigefinger sein Schnauzhaar, ging zum Tisch und nahm Platz.
    Wir folgten ihm.
    Wir saßen in der Nähe der Fenster, die matt das Abendlicht spiegelten.
    Ein Ober brachte die von uns bestellten Biere. Nach einem Prost sagte Pietsch: »Ziehen wir ein Fazit. Ich kann aus meiner Erkenntnis nur sagen, so muss sich der Mord an Batinga abgespielt haben.«
    Ich sah die Falten in seinem Gesicht.
    »Dennoch hegen Sie Zweifel?«, fragte ich.
    »Ja und nein«, antwortete Pietsch.
    »Ich glaube wir haben einen Grund zum Feiern«, sagte Heiko Ekinger, »wir können die Akten schließen.«
    »Aber verhielt sich Manfred auch so wie Sie?«, fragte ich.
    »Ja«, meinte der Kriminalassistent, »er konnte, nachdem er die Kutsche zurückgebracht hatte, den Weg zu den Strandkörben einschlagen, die Plüschhandtasche und den MP3-Player,

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