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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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keine Schüler Ihrer unbeliebten Penne. Das Pils schmeckt mir hervorragend. Doch Ihnen scheint es zu gewaltigen Gedankensprüngen zu verhelfen«, sagte Heiko Ekinger ironisch.
    Ich musste lachen. »Bei Ihnen hinterließ es eine Menge Schaum im ungestutzten Bart, Herr Kriminalassistent«, konterte ich.
    Er griff mit seiner fleischigen Hand in sein struppiges Barthaar.
    »Wir wissen, dass der Kutscher, als er das erste Mal die Kutsche abgestellt hatte, Isa von Schwertstein aufgesucht hat«, sagte ich. »Ich nehme an, die Aussagen der Dame stimmen. Herr Köth bestätigte uns, dass er und Marion die letzten Fahrgäste waren, die Norbert Batinga transportiert hat. Köth hat noch beobachten können, dass Marion Manfred Kuhnert getroffen hat. Mein Kollege Stinga konnte zu diesem Zeitpunkt die Dünen noch nicht erreicht haben, denn er hätte den Mord verhindert und wir hätten Manfred Kuhnert als Opfer gefunden. Ich bin mir sicher, dass Stinga allerdings anwesend war, als Manfred das tote Mädchen zur Kutsche trug.«
    Ich langte zum Bier, von dem ich in der Tat eine beruhigende Wirkung auf meine Nerven spürte.
    Der Kommissar stöhnte. »Mein Kopf hält dieses dauernde Hin und Her nicht mehr aus!«
    »Die Wahrheit kennen nur die Mörder selbst, Herr Kommissar«, sagte ich. »Der eine, ich muss hinzufügen, der mutmaßliche, stand voll unter Sprit. Der andere voll unter den Schockwirkungen menschlicher Grausamkeiten. Der eine beruft sich auf Lücken seines betäubten Gehirns, der andere entzog sich mit einem Strick um den Hals seiner irdischen Verantwortung. Der eine betrat unerwünscht und arm die Welt, der andere verließ sie im Wohlstand. Die Frage nach einer ordnenden Hand, nach den Gründen der Schicksale stellen die Priester. Die Verläufe der Verbrechen aufzuklären ist Ihre Aufgabe.«
    »Abgesehen von Ihren philosophischen Betrachtungen haben wir das Kriminalistische bis zum Ende durchgekaut«, antwortete der Kommissar.
    Ich ließ nicht locker. »Manfred Kuhnert näherte sich möglicherweise der ermordeten Marion wie Ekinger der leblosen Puppe. Er war betrunken und kämpfte um sein Gleichgewicht. Habbo Stinga erreicht die Dünen, sieht den Fremden, der lallend aufkreuzt. Aus seinem Versteck beobachtet er, wie der Fremde die tote nackte Marion auf den Arm nimmt, um sie wegzutragen. War Manfred vielleicht nach dem Mord weggegangen und zurückgekehrt? Oder hat Stinga vorher bereits erkannt, dass seine Tochter Opfer eines Verbrechens geworden war, und hat Manfred nicht für den Mörder gehalten? Stingas Intellekt schaltete auf Rache! Er war nicht der Mann, der mitleidig nach der Polizei brüllte. Er war es gewohnt, seine Angelegenheiten selbst zu erledigen. Vielleicht folgerte er, dass der fehlende Mann auf dem Kutschbock der Mörder sein musste. Auf ihn zu warten schien ihm wichtiger, als dem Betrunkenen zu folgen, der die Leiche seiner Tochter wegschaffte.«
    Der Ober setzte frisch gezapfte Biere vor uns ab. Ich schaute auf die Uhr.
    »Herr Färber, seien Sie nicht böse. Ihr Kollege zeigte schlechte Nerven«, warf Heiko Ekinger ein und trank sein Bier. »Es war eine Schnapsidee, die Sachen der Kleinen und die Nachweise seines Stammbaums in seinem Schafstall zu vergraben.«
    »Habbo Stinga war kein Kirchgänger, aber er glaubte fest an ein Leben nach dem Tod«, antwortete ich. »Der Strick war für ihn die Fahrkarte zu seiner Tochter. So wie die Seelen die Körper der Toten verlassen und die sterblichen Überreste in die Erde gesenkt werden, so wollte er all das, was ihn als Nachfahren mit einer langen Familientradition verband, begraben.«
    Der Kommissar sah mich belustigt an. Er genoss die Atmosphäre des ersten Hauses der Insel Juist und ließ sich anstecken von der Stimmung der Gäste. Blinzelnd fragte er: »Herr Färber, Manfred sitzt in einer geschlossenen Anstalt, Stinga ist tot. Kennen Sie eine weitere Person, die wir ernsthaft des Mordes verdächtigen können?«
    »Nein, aber …«, sagte ich.
    Heiko Ekinger nickte mir zu.
    »Pauker, mich interessiert es, wie Ihr Dünenmärchen endet«, sagte er ohne Feindschaft, denn wir waren Kumpel geworden.
    »Gut, es könnte möglich gewesen sein, dass Marion bereits tot war, als Manfred Kuhnert die Szene betrat. Er fand die ermordete Marion vor und ist nicht ihr Mörder«, sagte ich verärgert.
    »Und wer ist ihr Mörder?«, fragte Heiko Ekinger und rief den Ober, denn unsere Biergläser waren leer.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ihr Großvater«, antwortete ich

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