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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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ihr nichts weiter zur Last zu legen, als daß sie unwissentlich Gegenstand einer Täuschung geworden war, die sein Stolz nicht verzeihen konnte und die einzugestehen ein besserer Stolz sich geschämt hätte. Ihre ganze Schuld bestand darin, weniger vermögend zu sein, als er geglaubt hatte. Weil er sie für reich und für eineErbin hielt, hatte er in Bath um ihre Bekanntschaft gebuhlt, sie zu sich nach Northanger eingeladen und zu seiner Schwiegertochter bestimmt. Als er sich dann über seinen Irrtum klarwurde, schien ihm ihre sofortige Verbannung der angemessenste, wenn auch für sein Empfinden immer noch unzureichende Ausdruck seiner Abscheu vor ihr und seiner Verachtung für ihre Familie.
    Gelegt hatte die falsche Fährte John Thorpe. Der General, dem eines Abends im Theater auffiel, daß sein Sohn Miss Morland recht viel Aufmerksamkeit schenkte, hatte sich bei Thorpe erkundigt, ob er zufällig mehr von ihr wisse als den Namen. Thorpe, überglücklich, von einem so bedeutenden Mann wie General Tilney angesprochen zu werden, hatte stolz und froh Auskunft erteilt – und da Morlands Verlobung mit Isabella für ihn damals nur eine Frage der Zeit und seine eigene Hochzeit mit Catherine so gut wie beschlossene Sache war, verleitete ihn seine Prahlsucht, die Familie noch reicher zu machen, als Eitelkeit und Habgier ihm ohnehin schon vorgaukelten. Sein Geltungsdrang erforderte es, daß alle, mit denen er Umgang hatte oder sich Umgang erhoffte, etwas darstellten, und je enger er mit jemandem verkehrte, desto mehr wuchs unweigerlich auch dessen Vermögen. So waren die Aussichten seines Freundes Morland, von Beginn an überschätzt, mit dessen zunehmender Vertrautheit mit Isabella immer großartiger geworden; und indem er zur Feier des Tages rasch noch einmal soviel hinzufügte, indem er die Erträgnisse, die er Mr. Morland angedichtet hatte, verdoppelte, sein Privatvermögen verdreifachte, ihm eine reiche Tante verpaßte und die Kinderschar halbierte, gelang es ihm, die Familie als Ganzes gegenüber dem General in ein sehr achtbares Licht zu rücken. Für Catherine jedoch, das erwählte Objekt von General Tilneys Neugier und Thorpes eigenen Spekulationen, hielt er noch mehr parat, und die zehn- bis fünfzehntausend Pfund, die er ihr als Mitgift unterstellte, wurden zu einer hübschen Beiwaage zu dem Allen’schenBesitz. Ihr gutes Verhältnis zu den Allens war für ihn gleichbedeutend mit der Anwartschaft auf ein stattliches Vermächtnis – was lag somit näher, als sie zur quasi-offiziellen Erbin von Fullerton zu befördern? Auf diese Aussagen hin war der General zur Tat geschritten; denn daß sie glaubwürdig waren, daran zweifelte er keine Sekunde. Thorpes Verbindung zu der Familie, sprich, die anstehende Verlobung seiner Schwester mit
einem
Familienmitglied und sein eigenes Interesse an einem weiteren (Umstände, deren er sich mit fast gleich großer Offenherzigkeit rühmte), schien eine hinreichende Gewähr für die Wahrheit seiner Angaben; hinzu kam die evidente Tatsache, daß die Allens reich und kinderlos waren, daß Miss Morland sich in ihrer Obhut befand und daß die beiden – wie er feststellte, sobald die Bekanntschaft mit ihnen ihm ein Urteil erlaubte – sie mit elterlicher Güte behandelten. Des Generals Entschluß war schnell gefaßt. Aus den Zügen seines Sohnes hatte er ja bereits eine Vorliebe für Miss Morland herausgelesen; und so setzte er zum Dank für Mr. Thorpes Auskünfte umgehend alle Hebel in Bewegung, um dessen so gerühmte Verbindung zu untergraben und seine schönsten Hoffnungen zu vereiteln. Catherine selbst hätte von alldem kaum weniger ahnen können als seine eigenen Kinder. Henry und Eleanor, die in Catherines Stellung nichts zu entdecken vermochten, was ihrem Vater groß imponieren konnte, hatten voll Staunen die Plötzlichkeit, Stetigkeit und Vehemenz seines Interesses wahrgenommen; zwar hatten gewisse Andeutungen aus seinem Mund, verbunden mit einem fast ausdrücklichen Befehl an den Sohn, sie unter allen Umständen für sich zu gewinnen, Henry schon vor einer Weile zu der Überzeugung gebracht, daß sein Vater die Partie für eine sehr vorteilhafte hielt, doch erst die jüngste Entwicklung in Northanger hatte ihnen die Augen über die irrigen Annahmen geöffnet, die ihn angetrieben hatten. Daß sie irrig waren, wußte der General von ebenjener Person, die sie in die Welt gesetzt hatte, von Thorpe selbst, der ihm in Londonüber den Weg gelaufen war und der unter dem Einfluß gerade

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