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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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ihm, daß die Freunde ihrer Kinder ihr immer willkommen seien, und verbot ihm geradezu, noch ein weiteres Wort über das Vergangene zu verlieren.
    Er gehorchte nicht ungern, denn obwohl er von Herzen erleichtert war über solch unerwartete Milde, sah er sich im Moment außerstande, mehr zu dem Thema zu sagen. So nahm er denn schweigend wieder Platz und beantwortete mehrere Minuten lang sehr artig all die auf der Hand liegenden Erkundigungen Mrs. Morlands nach dem Weg und dem Wetter. Catherine derweil – die atemlose, angespannte, beseligte, fiebernde Catherine – sagte kein Wort; aber ihre glühenden Wangen und leuchtenden Augen stimmten ihre Mutter recht zuversichtlich, daß dieser nettgemeinte Besuchsie wenigstens für ein Weilchen aus ihrer Bedrücktheit herausreißen würde, und so legte sie den ersten Band des
Mirror
bereitwillig für eine spätere Gelegenheit beiseite.
    Sie hatte gleich eines der Kinder nach Mr. Morland geschickt, auf dessen Beistand sie sehr zählte, zu ihrer eigenen Ermutigung ebenso wie zur Unterhaltung ihres Gastes (der sich so für seinen Vater schämen mußte, der Ärmste); aber Mr. Morland war außer Haus, und so ganz ohne Hilfe fiel ihr am Ende einer Viertelstunde nichts mehr ein. Nach ein paar Minuten ununterbrochenen Schweigens wandte sich Henry erstmals seit dem Eintreten ihrer Mutter an Catherine. Ob denn Mr. und Mrs. Allen derzeit in Fullerton seien, erkundigte er sich in plötzlicher Lebhaftigkeit und beschloß, kaum daß er aus ihrem konfusen Antwortgestammel die Botschaft abgeleitet hatte, für die eine kurze Silbe genügt hätte, ihnen seine Aufwartung zu machen; ob sie wohl die Güte haben würde, ihm den Weg zu zeigen, fragte er errötend. »Sie können das Haus durch das Fenster hier sehen, Sir«, meldete Sarah, was ihr seitens des Gentlemans jedoch nur eine Verneigung eintrug und von ihrer Mutter ein mahnendes Nicken; denn Mrs. Morland, die bei diesem Wunsch, ihre ehrenwerten Nachbarn aufzusuchen, fast ein wenig den Hintergedanken vermutete, Catherine eine Erklärung für das Verhalten seines Vaters zu liefern, die sich besser unter vier Augen abgeben ließ, wollte sie unter gar keinen Umständen daran hindern, ihn zu begleiten. Sie machten sich auf den Weg, und Mrs. Morland lag nicht ganz falsch, was seine Absichten anging. Eine Erklärung hinsichtlich seines Vaters hatte er ihr tatsächlich zu geben, aber sein erstes Ziel war es,
sich
zu erklären, und noch ehe sie Mr. Allens Grund und Boden erreicht hatten, war ihm dies so gut gelungen, daß Catherine es gar nicht oft genug hören konnte. Er versicherte sie seiner Zuneigung und erbat sich zum Lohn jenes Herz, von dem sie wohl beide gleichermaßen wußten, daß es ihm längst gehörte; denn obwohl Henry sie jetzt wirklich liebhatte, obwohl er all ihreguten Eigenschaften sah und hochschätzte und ihre Gesellschaft der aller anderen vorzog, muß ich gestehen, daß seine Gefühle aus nichts Besserem entstanden waren als Dankbarkeit oder, anders gesagt, daß ihn einzig das Wissen um ihre Zuneigung dazu gebracht hatte, ernsthaft an sie zu denken. Das ist neuartig in einem Roman, ich gebe es zu, und der Würde einer Heldin furchtbar abträglich; wäre es freilich im gewöhnlichen Leben ähnlich neuartig, darf ich mir immerhin eine blühende Phantasie zugute halten.
    Einem sehr kurzen Besuch bei Mrs. Allen, bei dem Henry sinn- und zusammenhangloses Zeug redete und Catherine, völlig gefangengenommen von ihrem eigenen, unsäglichen Glück, kaum die Lippen auseinanderbrachte, folgten die Wonnen eines nächsten Tête-à-Têtes; und bevor es endete, konnte sie auch ermessen, inwieweit er bei seinem Antrag mit dem elterlichen Segen handelte. Bei seiner Rückkehr aus Woodston vor zwei Tagen hatte ihn sein ungeduldiger Vater schon vor der Abtei abgefangen, ihn hastig und in barschem Ton von Miss Morlands Abreise unterrichtet und ihm befohlen, sie sich aus dem Kopf zu schlagen.
    Das war die Ermächtigung, aufgrund deren er ihr nun seine Hand anbot. Die erschrockene Catherine, die seinem Bericht voll der gräßlichsten Ahnungen lauschte, war doch heilfroh über die gnädige Voraussicht, mit der Henry sie vor der Notwendigkeit bewahrt hatte, ihn aus Gewissensgründen abzuweisen, indem er sich ihr Jawort schon vorher gesichert hatte; und als er darauf ins Detail ging und ihr die Beweggründe seines Vaters auseinandersetzte, verhärtete sich ihr Gefühl sogar zu triumphierendem Frohlocken. Der General hatte ihr nichts weiter vorzuwerfen,

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