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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Glück; denn General Tilney hat sie aus irgendeiner seltsamen Laune heraus plötzlich nicht mehr dahaben wollen und sie praktisch an die Luft gesetzt. Sehr unfreundlich, muß ich sagen, und überhaupt scheint er ein sehr seltsamer Mensch zu sein; – aber wir sind so froh, sie wieder bei uns zu haben! Und es ist sehr beruhigend zu wissen, daß sie kein armes hilfloses kleines Ding ist, sondern bestens alleine zurechtkommt.«
    Mr. Allen reagierte mit der ganzen Entrüstung eines besonnenen mitfühlenden Freundes, und Mrs. Allen fand seine Formulierungen so überaus treffend, daß sie sie unverzüglich übernahm. Seine Verwunderung, seine Mutmaßungen und Erklärungen, alles wurde getreulich von ihr nachgeplappert, unter Hinzufügung dieses einen Satzes – »Ich habe wirklich keinerlei Verständnis für den General« –, mit dem sie jede noch so kurze Pause füllte. Und »Ich habe wirklich keinerlei Verständnis für den General« wurde auch, nachdem Mr. Allen das Zimmer verlassen hatte, noch zweimal im gleichen Ton der Empörung und ohne allzu großes gedankliches Abschweifen wiederholt. Bei der dritten Wiederholung schienen die Wege schon weiter, und der vierten folgte noch im selben Atemzug: »Stell dir nur vor, mein Liebes, diesen fürchterlichen Riß in meiner Brabanter Spitze habe ich doch tatsächlich so traumhaft gestopft bekommen, bevor wir aus Bath abgereist sind, daß man kaum noch etwas sieht. Ich muß es dir unbedingt einmal zeigen. Doch, Bath ist wirklich eine wunderbare Stadt, Catherine. Ich hatte überhaupt keine Lust, wegzufahren. Daß Mrs. Thorpe da war, hat sich aber auch zu gut für uns gefügt, nicht wahr? Denn am Anfang haben du und ich uns doch sehr verloren gefühlt.«
    »Ja, aber das hat ja nicht lange gedauert«, sagte Catherine, und ihre Miene hellte sich auf bei der Erinnerung an das, was ihrem Dasein in Bath seinen ersten Glanz verliehen hatte.
    »Sehr wahr; denn bald haben wir ja Mrs. Thorpe getroffen, und von da an konnten wir nicht mehr klagen. Mein Liebes, findest du nicht auch, daß sich diese Seidenhandschuhe ausgesprochen gut tragen? Ich hatte sie neu gekauft, als wir das erste Mal in den Lower Rooms waren, und seitdem hatte ich sie unentwegt an. Erinnerst du dich noch an den Abend damals?«
    »Aber ja. Oh! Ganz genau!«
    »Es war ein sehr netter Abend, nicht wahr? Mr. Tilney hat mit uns Tee getrunken, und ich fand immer, daß er eine großeBereicherung war, er ist so ein netter Mann. Hast du nicht sogar mit ihm getanzt? – ich weiß gar nicht mehr. Ich hatte mein Lieblingskleid an, das weiß ich.«
    Catherine brachte keine Antwort zustande; und nachdem Mrs. Allen sich ein Weilchen an anderen Themen versucht hatte, kehrte sie zum Erprobten zurück: »Ich habe wirklich keinerlei Verständnis für den General! Dabei schien er so ein netter, schätzenswerter Mann zu sein! Ich würde mich wundern, Mrs. Morland, wenn Ihnen jemals ein Mann mit besseren Manieren begegnet wäre. Sein Quartier wurde gleich am Tag seiner Abreise neu vermietet, Catherine. Aber kein Wunder, du weißt ja, die Milsom Street …«
    Auf dem Heimweg setzte Mrs. Morland ihrer Tochter auseinander, welch ein Glück es doch sei, so treue Förderer wie Mr. und Mrs. Allen zu haben, und wie wenig die Geringschätzung oder Herzlosigkeit so flüchtiger Bekannter wie der Tilneys sie anfechten dürfe, solange ihr nur die gute Meinung und Zuneigung ihrer ältesten Freunde erhalten blieb. All dies war wunderbar vernünftig, aber der menschliche Geist ist nicht immer in der Verfassung, sich von Vernunft beeindrucken zu lassen; und Catherines Gefühle sperrten sich gegen nahezu jeden Standpunkt, den ihre Mutter vertrat. Vom Verhalten dieser so überaus flüchtigen Bekannten hing nun einmal ihr ganzes gegenwärtiges Glück ab; und während Mrs. Morland sich ihre eigenen Ansichten aufs befriedigendste durch ihre eigene gekonnte Darlegung bestätigte, sagte sich Catherine im stillen:
Jetzt
mußte Henry in Northanger eingetroffen sein;
jetzt
mußte er erfahren haben, daß sie fort war; und
jetzt
brachen sie alle vielleicht gerade nach Hereford auf.

XV. KAPITEL
    Catherine hatte es noch nie lange auf einem Fleck gehalten, und allzu arbeitsfreudig war sie ohnehin nicht; doch so dürftig es um diese Tugenden in der Vergangenheit auch bestellt gewesen sein mochte, nun mußte ihre Mutter eine deutliche Verschlimmerung bemerken. Sie konnte weder stillsitzen noch zehn Minuten am Stück bei einer Beschäftigung bleiben, rastlos strich sie

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