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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Trost nicht noch länger verweigern. Die ganze Länge einer Rede hindurch hatte sie sich tapfer dagegen zur Wehr gesetzt, nun aber gab sie sich geschlagen. Henry Tilney mußte es schließlich wissen. Sie schalt sich, daß die Angst ein so leichtes Spiel mit ihr gehabt hatte, und beschloß, die Sache ab sofort nicht mehr so tragisch zu nehmen.
    Isabellas Verhalten bei ihrem letzten Zusammentreffen bestärktesie in diesem Entschluß. Die Thorpes verbrachten den Abend vor Catherines Abreise in der Pulteney Street, und zwischen den Verlobten fiel nichts vor, das ihren Argwohn geweckt oder ihr neue Befürchtungen mit auf den Weg gegeben hätte. James war glänzend gelaunt und Isabella von bestrickender Sanftmut. Zwar schien die Liebe zu ihrer Freundin das vordringlichste Gefühl in ihrem Herzen, was jedoch in einem solchen Moment mehr als entschuldbar war; und einmal widersprach sie ihrem Liebsten ganz unverblümt, und einmal entzog sie ihm ihre Hand; aber Catherine dachte an Henrys Belehrungen und stufte es alles als wohlnuancierte Zuneigung ein. Die Abschiedsumarmungen, -tränen und -gelöbnisse der beiden Schönen kann man sich denken.

V. KAPITEL
    Mr. und Mrs. Allen trennten sich nur ungern von ihrer jungen Freundin, die ihnen eine so freundliche, fröhliche Gefährtin gewesen war und der eine vergnügliche Zeit zu bereiten auch ihrem eigenen Vergnügen sanft nachgeholfen hatte. Aber so freudig, wie sie mit Miss Tilney ging, hatten sie nicht das Herz, sich etwas anderes zu wünschen, und da sie selbst nur noch eine Woche in Bath vor sich hatten, würden sie nicht lange ohne sie auskommen müssen. Mr. Allen brachte sie in die Milsom Street, wo sie das Frühstück einnehmen sollte, und konnte sehen, wie herzlich sie am Tisch ihrer neuen Freunde empfangen wurde; doch so aufgeregt war sie, daß sie nun plötzlich zur Familie gehören sollte, und so voller Angst davor, irgend etwas falsch zu machen und sich dadurch womöglich ihre gute Meinung zu verscherzen, daß sie in der Befangenheit der ersten fünf Minuten am liebsten wieder mit ihm in die Pulteney Street zurückgekehrt wäre.
    Miss Tilneys Gewandtheit und Henrys Lächeln halfen ihr über einen Teil ihrer Beklemmung hinweg, aber die Anspannung wollte dennoch nicht recht weichen, und auch die unausgesetzten Aufmerksamkeiten des Generals selbst konnten sie nicht ganz beruhigen. Ja, so widersinnig es schien, war ihr fast, als hätte sie vielleicht eher aufatmen können, wenn er nicht gar so um sie bemüht gewesen wäre. Seine Besorgnis um ihr Wohl, sein unaufhörliches Drängen, sie möge doch zulangen, und seine oft wiederholte Befürchtung, sie finde wohl nichts, das ihr schmecke – wo sie im Leben keinen ähnlich reich gedeckten Frühstückstisch gesehen hatte! –,ließen sie keine Sekunde lang vergessen, daß sie zu Gast war. Sie fühlte sich solcher Beachtung gänzlich unwürdig und wußte nicht, wie sie erwidern. Ihr Unbehagen wurde auch nicht durch die Ungeduld gemindert, mit der der General auf das Erscheinen seines ältesten Sohnes wartete, und erst recht nicht durch seinen Unmut über dessen Faulheit, als Captain Tilney endlich nach unten kam. Bedrückt hörte sie, mit welcher Schärfe sein Vater ihn zurechtwies; es schien ihr dem Vergehen völlig unangemessen; und noch peinlicher berührte es sie zu begreifen, daß der Hauptgrund für die Strafpredigt sie selbst war und sein Säumen vor allem deshalb so gegeißelt wurde, weil es Respekt ihr gegenüber vermissen ließ. Das brachte sie in eine sehr unangenehme Lage, und sie empfand großes Mitleid mit Captain Tilney, ohne deshalb auf seine Sympathie hoffen zu können.
    Er lauschte seinem Vater schweigend und unternahm keinen Versuch, sich zu verteidigen, was sie in ihrer Furcht bestätigte, seine innere Unrast Isabellas wegen habe ihm den Schlaf geraubt und sei der wahre Grund für sein spätes Aufstehen. – Es war das erste Mal, daß sie sich ganz offiziell in seiner Gesellschaft befand, und sie hatte gehofft, sich nun ein besseres Bild von ihm machen zu können; aber sie vernahm kaum je seine Stimme, solange sein Vater mit im Zimmer war, und selbst danach blieb er so niedergedrückt, daß sie nichts weiter von ihm hörte als diese Eleanor zugeraunten Worte: »Was werde ich froh sein, wenn ihr alle weg seid.«
    Der Aufbruch verlief unangenehm hektisch. – Die Uhr schlug zehn, als noch die Koffer hinausgetragen wurden, dabei hatte der General das Quartier doch um zehn schon geräumt haben wollen. Sein

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