Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
gesagt, von dem sie hoffte, daß es nur so dahingesagt war und nicht wiederholt werden würde; und dabei wollte sie es ihrem Seelenfrieden zuliebe vorerst gerne belassen.

IV. KAPITEL
    Einige Tage vergingen, und obwohl Catherine sich jeden Argwohn gegen die Freundin verbot, hatte sie doch ein scharfes Auge auf sie. Das Ergebnis ihrer Beobachtungen war nicht erfreulich. Isabella schien ihr völlig verändert. Zugegeben, im Kreise ihrer nächsten Freunde in den Edgar’s Buildings oder der Pulteney Street schlug es so wenig zu Buche, daß man es, wäre es damit getan gewesen, kaum bemerkt hätte. Eine gewisse Trägheit und Schlaffheit, oder auch jene vielbeschworene Geistesabwesenheit, von der Catherine vorher noch nie gehört hatte, kam sie gelegentlich an; doch das allein hätte ihr womöglich nur neuen Reiz verliehen, ihr noch wärmere Anteilnahme beschert. Aber wenn Catherine sie in der Öffentlichkeit sah, wo sie sich die Aufmerksamkeiten von Captain Tilney so bereitwillig gefallen ließ, wie dieser sie ihr zollte, ihn kaum weniger freigebig mit Blicken und Lächeln bedachte als James, war der Wandel zu deutlich, um darüber hinwegzusehen. Wie ein so loses Betragen zu erklären sein mochte – was ihre Freundin im Sinn hatte –, das überstieg Catherines Begriffsvermögen. Isabella
konnte
nicht ahnen, welchen Schmerz sie damit verursachte, aber so viel mutwillige Gedankenlosigkeit nahm Catherine ihr dennoch übel. James war der Leidtragende. Sie sah ja, wie düster und unruhig er war; und mochte die Frau, die ihm ihr Herz geschenkt hatte, noch so unbekümmert um sein derzeitiges Befinden sein,
ihr
ließ es keine Ruhe. Auch um den armen Captain Tilney sorgte sie sich. Sowenig ihr sein Aussehen zusagte, nahm doch sein Name sie für ihn ein, und mitaufrichtigem Mitleid dachte sie an die Enttäuschung, die ihm blühte; denn trotz allem, was sie in der Trinkhalle gehört zu haben glaubte, paßte sein Verhalten so gar nicht zu einem Wissen um Isabellas Verlobung – nein, bei näherem Nachdenken konnte es nicht sein, daß er sich darüber im klaren war. Gut möglich, daß er ihren Bruder als Nebenbuhler ansah, aber alles, was darüber hinausging, entsprang doch sicherlich nur ihrer Einbildung. Wie gern hätte sie Isabella durch einen sanften Tadel an ihre Situation erinnert und ihr diese doppelte Herzlosigkeit zu Bewußtsein gebracht; aber für einen Tadel fand sich irgendwie nie die rechte Gelegenheit und das rechte Verständnis. Wenn sie einmal eine Andeutung anbringen konnte, faßte Isabella sie unweigerlich falsch auf. In dieser Bedrängnis wurde die geplante Abreise der Tilneys zu ihrem größten Trost; der Aufbruch nach Gloucestershire sollte in ein paar Tagen erfolgen, und Captain Tilneys Rückzug würde in allen Herzen außer seinem eigenen wieder Frieden einkehren lassen. Doch Captain Tilney hatte vorerst noch keinerlei Absicht, sich zurückzuziehen; er würde nicht mit nach Northanger kommen, sondern in Bath bleiben. Als Catherine das hörte, fackelte sie nicht lang. Sie wandte sich an Henry Tilney, äußerte ihre Sorge über die unübersehbare Vorliebe seines Bruders für Miss Thorpe und bat ihn, ihn über das bestehende Verlöbnis aufzuklären.
    »Mein Bruder weiß davon«, war Henrys Antwort.
    »Er weiß es? Aber warum bleibt er dann hier?«
    Er erwiderte nichts und wollte von etwas anderem anfangen; aber sie fuhr drängend fort: »Können Sie ihn nicht dazu bringen, abzureisen? Je länger er bleibt, desto schlimmer wird es doch am Ende für ihn. Bitte sagen Sie ihm, er soll Bath unverzüglich verlassen, sich selbst und auch allen anderen zuliebe. Der Abstand wird ihm nach und nach darüber hinweghelfen; aber hier gibt es keine Hoffnung für ihn, und wenn er bleibt, macht er sich ganz sicher unglücklich.« Henry lächelte und sagte: »Das möchte mein Bruder bestimmt nicht.«
    »Warum überreden Sie ihn dann nicht zum Abreisen?«
    »Das steht nicht in meiner Macht; aber verzeihen Sie mir, wenn ich es gar nicht erst versuche. Ich selbst habe ihm gesagt, daß Miss Thorpe verlobt ist. Er weiß, woran er ist, und muß seine Entscheidungen selber treffen.«
    »Nein, er weiß nicht, woran er ist«, rief Catherine, »er weiß nicht, welchen Kummer er meinem Bruder zufügt. Nicht, daß James ein Wort darüber verlauten ließe, aber ich bin mir sicher, daß er leidet.«
    »Und sind Sie auch sicher, daß das die Schuld meines Bruders ist?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ist es das Interesse meines Bruders an Miss Thorpe,

Weitere Kostenlose Bücher