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Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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steht sie wenigstens nicht im Weg.«
    Catherine blieb keine Zeit zu antworten, da sie schon puterrot werden, sich das Kleid zuschnüren und nebenbei noch in fliegender Hast weise Vorsätze fassen mußte. Miss Tilney deutete zart ihre Sorge an, sie könnten sich verspäten, und nach einer halben Minute rannten sie zusammen die Treppe hinunter – in keiner ganz unbegründeten Angst, denn General Tilney ging mit der Uhr in der Hand im Salonauf und ab und befahl, indem er noch im Moment ihres Eintretens wild an der Glocke riß: »
Sofort
auftragen!«
    Sein heftiger Ton ließ Catherine erzittern; blaß und atemlos saß sie da, ganz zerknirscht, voll Mitleid mit seinen Kindern und voll Ingrimm gegen sämtliche alten Truhen; und der General, der sich bei ihrem Anblick auf seine Manieren besann, verbrachte die verbleibende Zeit damit, seiner Tochter Vorwürfe zu machen, daß sie ihre reizende Freundin so grundlos angetrieben hatte: nun sei sie ganz außer Atem vor lauter Eile, obwohl es doch keinerlei Grund gab, sich abzuhetzen; aber so recht wich die doppelte Seelenlast, ihrer Freundin eine Strafpredigt eingebrockt und sich selbst zum Narren gemacht zu haben, erst von Catherine, als sie glücklich um den Eßtisch saßen, wo das behagliche Schmunzeln des Generals und ihr eigener ausgezeichneter Appetit ihren inneren Frieden wiederherstellten. Das Speisezimmer war ein vornehmer Raum, von seinen Proportionen her für einen viel größeren Salon gedacht als denjenigen, der im Alltag benutzt wurde, und eingerichtet mit einem Aufwand und Prunk, der an Catherines ungeschultes Auge nahezu verschwendet war; ihr fielen hauptsächlich der viele Platz und die große Dienerschar auf. Ersteren bewunderte sie laut; und der General räumte mit sehr huldvoller Miene ein, daß es kein ganz kleiner Raum sei, und gestand darüber hinaus, daß er, auch wenn ihn derlei ansonsten so wenig berühre wie die meisten Menschen, ein halbwegs großzügig geschnittenes Eßzimmer für absolut lebensnotwendig erachte; er mutmaßte jedoch, daß sie von Mr. Allen her ganz andere Dimensionen gewohnt sein müsse.
    Nein, überhaupt nicht, versicherte Catherine in aller Aufrichtigkeit, Mr. Allens Speisezimmer sei gerade einmal halb so groß; einen so großen Raum wie diesen hier habe sie im Leben noch nicht gesehen. Die Leutseligkeit des Generals nahm zu. – Gewiß, da er nun einmal solche Räumlichkeiten besitze, würde es ihm töricht erscheinen, sie nicht zu nutzen; aber um ehrlich zu sein, glaube er doch, daß Zimmer, die nurhalb so groß waren, vielleicht die gemütlicheren seien. Mr. Allens Haus, so klinge es, habe genau die richtige Größe, um darin auf vernünftige Weise glücklich zu sein.
    Der Abend verlief ohne weitere Störung und, während der gelegentlichen Abwesenheiten des Generals, auch regelrecht vergnügt. Nur wenn er da war, empfand Catherine zuweilen einen winzigen Anflug von Müdigkeit nach der langen Fahrt, und selbst dann, selbst in Momenten der Mattigkeit oder Befangenheit, fühlte sie sich doch überwiegend glücklich und zufrieden und konnte an ihre Freunde in Bath denken, ohne sich auch nur ein einziges Mal nach ihnen zurückzusehnen.
    Die Nacht war stürmisch; schon im Lauf des Nachmittags war der Wind schubweise stärker geworden; und als die Gesellschaft auseinanderging, wehte und regnete es heftig. Auf ihrem Weg durch die Eingangshalle lauschte Catherine voller Ehrfurcht nach draußen; und als sie den Sturm um eine Ecke des alten Gebäudes heulen und mit jäher Wut eine ferne Tür zuschlagen hörte, hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, allen Ernstes in einer Abtei zu sein. – Ja, so mußte es klingen; – diese Geräusche riefen ihr die ganze Bandbreite an grausigen Begebnissen und Gruselszenen vor Augen, die sich in solchen Gemäuern abgespielt und solche Stürme zu Vorboten gehabt hatten; und aus tiefstem Herzen pries sie die froheren Umstände, unter denen sie selbst in solch ernste Mauern Einzug hielt! –
Sie
mußte nichts von mitternächtlichen Mördern oder betrunkenen Galanen 28 befürchten. Henry hatte gewiß nur im Scherz geredet bei dem, was er ihr heute mittag erzählt hatte. In einem Haus, das so gut eingerichtet und so wohlbeschützt war, konnte es für sie nichts zu entdecken oder zu erleiden geben, und sie durfte sich so getrost zu Bett legen wie in ihrer Kammer daheim in Fullerton. Diese vorsorglichen Gedanken, mit denen sie sich bereits auf der Treppe wappnete, ließen sie ihr Zimmer halbwegs festen Herzens

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