Nosferatu 2055
tanzen gehen.« Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn zur Tür.
»Ich habe ein paar Worte mit einem Mann von der Safari-Leitung gewechselt«, sagte Michael leise zu Tom, als sie sich an den mit einem Spitzentuch gedeckten Tisch setzten. »Ihm ein paar Scheine zugesteckt. Wir werden auch in die weniger... äh... zugänglichen Gegenden kommen. Ich wollte keine Namen nennen und habe ihnen nur gesagt, daß wir uns für authentischen Schamanismus interessieren, nicht nur für den Touristenkram. Natürlich wird er denken, daß wir nur etwas wollen, was nicht ganz so auf Touristen gemacht ist, aber es ist ein Anfang. Ich werde später Shakalas Namen erwähnen und sehen, wie die Reaktion darauf ausfällt.«
»Hmmm«, machte der Troll. Er wußte, daß Michael sich bemühte, ihn auf dem laufenden zu halten, um ihm das Gefühl zu geben dazuzugehören. Aber Tom fühlte sich praktisch überflüssig. Er war als Serrins Leibwächter hier, hatte aber praktisch noch keinen Finger gerührt. Michael schien alles Notwendige zu erledigen. Nicht, daß er von jemandem mit solch einem besessenen Drang nach Kontrolle etwas anderes erwartet hätte.
Er drehte sich zur Tür um und sah Kristen und Serrin hinter einem livrierten Kellner hereinkommen, der sich mit einer geradezu unanständig großen Suppenterrine abmühte. Kaum erblickte er den hinkenden Elf, als ihm eine Veränderung an ihm auffiel. Aus dieser Entfernung konnte er keine Einzelheiten erkennen, aber er spürte sie dennoch. Die Falten um Serrins Augen waren nicht mehr so tief, das Zittern seiner Hände praktisch verschwunden. Obwohl er ein wenig stärker zu hinken schien als sonst, machte er einen fast, nun ja, sorgenfreien Eindruck.
Kristen und Serrin kamen zum Tisch, wobei sie sich etwas zuflüsterten, das sie beide lächeln ließ. Serrin machte Anstalten, einen Stuhl für sie abzurücken, doch sie bedachte ihn mit einem tadelnden Blick, und er nahm davon Abstand und setzte sich ihr gegenüber.
»Habt ihr euch gut amüsiert?« fragte Michael unschuldig.
Serrin schaute ein wenig verlegen drein und erzählte ihm, was sie getan hatten.
»Das hättest du mir vorher sagen sollen. Ich hätte dir einen Smoking geliehen«, grinste Michael.
»Völlig unnötig, alter Junge«, verspottete ihn Serrin. »Der Walzer ist in dieser Gegend nicht der bevorzugte Tanz. Außerdem glaube ich sowieso nicht, daß ich darin gut aussehen würde.«
»Morgen wirst du auf jeden Fall sehen, wie du in Khaki aussiehst. Trotz aller Technologie dieses wunderbaren Jahrhunderts gibt es immer noch nichts Besseres als Safarikleidung«, erwiderte Michael. »Und jetzt laßt uns essen. Abgesehen von dem Kürbis, der traditionell völlig zerkocht ist, sieht alles sehr gut aus. Ach ja, hütet euch vor dem gezüchteten Nilpferd. Zäh wie alte Schuhe und schmeckt fettig und fischig.«
»Aber ist das Krokodil auch so gut wie Lousiana- Alligator?« fragte Serrin.
Etwa zu der Zeit, als sein Jagdwild Schlafensvorbereitungen traf, landete Magellan in Kapstadt, wo er nur ein paar Stunden auf der Straße verbringen mußte, um herauszufinden, was sie unternommen hatten. Sie waren angekommen, hatten irgendein Straßenmädchen aufgelesen und waren wieder abgereist. Magellan brauchte kaum zu fragen, wohin, obwohl er sich für alle Fälle am Flughafen vergewisserte. Dann nahm sich der Tir-Elf ein Zimmer für die Nacht in einem ausreichend anonymen Flughafenhotel, da er ein paar Stunden schlafen mußte, bevor er selbst nach New Hlobane flog. Serrin tastete sich langsam vor, und wenn er die Anlage in Babanango erreichte, mochte er der Wahrheit zu nah kommen.
Aber was wird er damit anfangen? fragte sich Magellan. Ich will ihn nicht töten, nicht einen Angehörigen meiner Rasse. Und der Decker ist zu gerissen, um sich zum Narren halten und mit Lügen abspeisen zu lassen. Ihr Geister, der Decker ist vielleicht sogar so gut, daß er die Spur verfolgt und herausfindet, wer der Besitzer der Anlage ist, und von dort aus ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Zentrum von allem. Luther wird ihn natürlich vorher töten, aber das macht mir keine Sorgen. Wenn er die Wahrheit herausfindet, wird er Vorkehrungen treffen, daß alles, was er weiß, automatisch an jemand anders weitergeleitet wird, falls ihm etwas zustößt. Er hat ein paar Freunde, die echten Ärger machen können. Drek, vielleicht hat er es sogar schon jemandem erzählt. Dem englischen Lord? Dieser Journalistin, die den Elf groß und breit in der Newsweek
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