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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Abteilung übernimmt. Findet ihr Testament und stellt fest, wer sie beerbt. Lasst nicht die gewöhnlichen Motive außer Acht, nur weil dieser Mord ausgerechnet in einem Krankenhaus passiert ist.«
    Die Männer klappten ihre Blöcke zu, standen auf und streckten ihre steifen Knochen. Es reichte für den ersten Tag, ihnen stand der Sinn nach einem anständigen Abendessen und dem Bett. Auch wenn McGraw im Fernsehen eine schnelle Klärung des Falls versprochen hatte, wussten sie, dass mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Wochen Dienst rund um die Uhr anstand, es sei denn, einer von ihnen landete einen frühen Zufallstreffer.
    Mir fiel ein, dass ich Lieutenant Peterson nach den acht Männern fragen wollte, die ich in der Arrestzelle gesehen hatte. »Weswegen sind die hier, Loo?« erkundigte ich mich.
    »Das sind einige der Jungs, die in den Fluren des Krankenhauses leben. Und das war heute erst der erste Schwung aus dem Mid-Manhattan. Ich spreche wohlgemerkt nicht von den unterirdischen Tunnel, der Psychiatrie oder dem Parkplatz. Die da draußen haben wir in leeren Krankenzimmern angetroffen, und einer schlief sogar auf dem Flur in der Nähe der Lagerräume in einem Rollstuhl. Ich hab’ ein paar Männer abgestellt, die sich mit ihnen unterhalten.«
    » Sind sie Verd…«
    » Ich hab’ keine Ahnung, ob sie Verdächtige, Zeugen oder nur arme Teufel ohne festes Dach über dem Kopf sind. Fragen Sie mich bitte was Leichteres. Tatsache ist, dass man mit Typen wie denen in einem Krankenhaus nicht gerade rechnet, und da wir uns mitten in einem brisanten Mordfall befinden, weiß ich auch nicht so genau, was ich mit ihnen anfangen soll.«
    Wir dachten beide das Gleiche. Jeder von ihnen konnte uns theoretisch zu einer heißen Spur führen, aber in dem Augenblick, in dem wir sie auf freien Fuß setzten, würden wir sie nie Wiedersehen. Die Sache war heikel. Wenn sie weiter auf der Wache festgehalten werden würden, würde das Gericht die von Petersons Männern durchgeführten Interviews als Verdächtigenverhöre und die Unterbringung in der Arrestzelle als Beugehaft werten. Das Verhalten der Polizei würde daraufhin ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Der Richter würde die Tatsache rügen, dass die Männer über einen längeren Zeitraum ohne Anwalt festgehalten worden waren, und Untersuchungen über die genauen Umstände der Festnahmen anordnen.
    Es war klar, dass Petersons Leute die Penner aus dem Mid-Manhattan nicht ignorieren konnten, aber andererseits mussten wir auch an die rechtlichen Konsequenzen denken. Und zwar bevor es zu spät war. Denn der Nutzen und die Verwertbarkeit jeder einzelnen Information, die uns diese Männer geben konnten, hingen ganz stark davon ab, unter welchen Umständen wir an diese Informationen kamen.
    Ich wagte einen erneuten Vorstoß. »Was passiert nach der Befragung mit den Männern?«
    »Sie sind unsere Gäste , Miss Cooper. Verstehen Sie das?« fuhr McGraw mich an. »Sie kommen in den Genuss der einzigartigen Gastfreundschaft dieses Reviers – sie bleiben heute Nacht und so lange sie wollen. Bevor sie mich also bei Ihrem Boss anschwärzen, sollten Sie sich die Situation noch mal gut ansehen.«
    Peterson zuckte mit den Achseln. McGraw forderte mich mit einer aufgebrachten Geste auf, ihm in den Einsatzraum zu folgen. »Die Tür steht sperrangelweit offen. Sehen Sie das? Diese Herren können auf der Bank oder auf dem Boden schlafen, ganz wie es ihnen beliebt. Sie haben hier bessere Mahlzeiten verspeist, als sie seit Jahren gesehen haben. Stimmt’s, Scrubs?«
    Ein fahl aussehender, kahlköpfiger Alter mit schorfbedeckten Armen schaute McGraw von seinem Hocker aus an.
    »Dieser hier heißt Scrubs. An seinen richtigen Namen kann er sich nicht mehr erinnern. Als er vor viereinhalb Jahren aus der Stuyvesant-Psychiatrie entlassen wurde, hatte er kein Zuhause mehr. Also hat er das Krankenhaus nie verlassen. Unten in der Tiefgarage steht sein Einkaufswagen: vollgepackt mit grünen Arztkitteln und ähnlichem Zeug. Er klaut – ausleihen nennt er es – OP-Kittel aus der Wäschekammer und verkauft sie an andere Penner. Hast du Hunger, Scrubs?«
    »Nein, Sir.«
    »Hast du heute von meinen Jungs was Anständiges zu beißen bekommen?«
    »Ja, Sir, Chief. Zwei Stück Kuchen und ‘n Salamisandwich. Und fünf Cola.«
    »Erzähl der Dame, was du heute sonst noch so gemacht hast.«
    »Fernsehen geguckt. Zeichentrickfilme und Wrestling, und außerdem hab’ ich ein Bild von der Frau Doktor

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