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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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luxuriöse Atmosphäre verlieh.
    »Schön, Sie zu sehen, Frau Staatsanwältin«, sagte Patrick, während er uns lächelnd die Speisekarten reichte.
    Wir bestellten die Getränke und gaben Patrick die Karten postwendend zurück. »Süßsaure Suppe, Frühlingsröllchen, Shrimp-Dumplings, eine Peking-Ente und einen knusprigen Seebarsch«, bestellte Chapman, ohne eine Sekunde zu zögern. »Und wenn ich dann noch Hunger habe, bestellen wir nach. Habe ich etwas vergessen?«
    »Keine Ahnung, worauf du Appetit hast, Alex, meinen Geschmack hat er jedenfalls getroffen«, sagte Mercer. »Wie geht’s jetzt in unserem Fall weiter?«
    »Zuallererst gehe ich morgen Früh in die Gerichtsmedizin. Warum holst du Alex nicht in ihrem Büro ab und kommst gegen Mittag mit ihr vorbei? Ich bin sicher, dass Kirschner uns bis dahin schon etwas sagen kann. Nachmittags übernehme ich ein paar Befragungen im Krankenhaus. Ihr könntet unterdessen in Dogens Wohnung vorbeischauen.«
    Ich trug meine Idee vor, Maureen Forester als getarnte Patientin einzuschleusen. Chapman und Wallace sprangen sofort darauf an. Wir waren uns einig, dass – mit Petersons Erlaubnis – kein Mitarbeiter des Mid-Manhattan eingeweiht werden sollte.
    Maureen und ich hatten in Dutzenden von Fällen zusammengearbeitet. Sie war die Tochter eines der ersten schwarzen Detectives des NYPD; ihre zierliche Figur und ihr hübsches Gesicht täuschten nur allzu leicht über die Entschlossenheit hinweg, mit der sie bei ihrer Arbeit vorging. Battaglia hatte vier Jahre zuvor höchstpersönlich beim Chief of Detectives eine Petition eingereicht, damit sie in besonders heiklen Fällen für seine Einheit arbeiten konnte. Oft war ich die Glückliche, die in den Genuss ihrer Fähigkeiten kam, und unsere Freundschaft hatte über alle gemeinsamen Fälle hinaus Bestand.
    »Und wie bekommen wir sie rein?« fragte Wallace.
    »David Mitchell.« Mein enger Freund und Nachbar war einer der bekanntesten Psychiater der Stadt. »Ich rufe ihn gleich morgen Früh an. Migräneartige Kopfschmerzen, doppelte Sicht, Gedächtnislücken – wenn er sie zur Beobachtung einweist, bekommt sie noch am selben Tag ein Bett im Mid-Manhattan.«
    »Weiß Mo schon Bescheid?«
    »Ich dachte, du könntest es ihr sagen, Mercer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ablehnt. Wahrscheinlich gefällt ihr der Gedanke, mal für eine Woche ihre Rasselbande zu verlassen und sich das Essen an Bett bringen zu lassen. Ihr Mann schluckt’s besser, wenn der Vorschlag von dir statt von mir kommt, was meinst du?«
    »Wird gemacht. Aber dir ist doch klar, dass keiner von uns sie besuchen darf, oder? Wir sind dort schon als Ermittler bekannt.«
    »Klar. Und wenn Charles nicht mitspielt, verheiraten wir sie mit einem anderen Detective und teilen ihr Sarah und ein paar andere als treu sorgende Freunde zu. Ich denke, wir sollten sie verkabeln und eine versteckte Kamera in ihrem Zimmer installieren, so dass wir alles überwachen können, während sie schläft. Im Mid-Manhattan ist nachts viel zu viel Gesindel unterwegs, um sie unbeobachtet zu lassen.«
    An kalten, feuchten Abenden, an denen ich so müde war wie an diesem, hatte ich unbändige Lust auf heiße Suppe. Der Ober setzte eine dampfende Schale vor mir ab, und nach meinem Dewar’s bestellte ich ein Tsingtao-Bier. Die Wärme der dicklichen Brühe tat mir gut, und ihr pikanter Geschmack verscheuchte die Müdigkeit.
    Ich zog mich aus der Unterhaltung der beiden Detectives zurück. Wer vermisst heute Abend Gemma Dogen, fragte ich mich. Wieder einmal rief ich mir in Erinnerung, welches Glück ich mit meinen Freunden und meiner Familie hatte – und insgeheim erhob ich mein Glas auf Mike und Mercer, die im Lauf der Jahre zu meinen guten Freunden geworden waren.
     
    Ich hatte Mike fast zehn Jahre zuvor als Anfängerin in Paul Battaglias Abteilung kennen gelernt. Dank meines wohlhabenden Elternhauses war ich in den Genuss einer erstklassigen Ausbildung am Wellesley College und an der University of Virginia School of Law gekommen. Aber meine Eltern hatten in mir nichtsdestotrotz die Neigung gefördert, der Öffentlichkeit zu dienen. So kam ich zu meinem Job als Staatsanwältin. Nachdem ich die Prozessabteilung durchlaufen hatte, landete ich aufgrund meiner jugendlichen Unbekümmertheit und Paul Battaglias untrüglichem Instinkt in der neu gegründeten Abteilung zur Verfolgung von Sexualstraftaten. Diese herausfordernde Aufgabe und die Befriedigung, die es mir verschaffte, die Opfer

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