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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Gebäudewartung, der Großküchen, der Hausmeistereien, Hilfskräfte und Boten. Manchmal handelte es sich auch um Patienten, die sich frei bewegen und von einem Teil des Krankenhauses in einen anderen gelangen konnten, und oft waren es auch Menschen, die sich auf der Suche nach Opfern einfach Zugang zu den Einrichtungen verschafften, ohne in irgendeinem Zusammenhang mit dem Krankenhaus zu stehen.
    »Man muss jeden als Täter in Betracht ziehen – von den Ärzten bis hin zu den Obdachlosen im Tunnelsystem.« Ich hatte bereits in der Vergangenheit lernen müssen, dass man zu Beginn einer Ermittlung den Kreis der Verdächtigen möglichst weit fasst, um keinen potentiellen Täter außer Acht zu lassen.
    Nachdem alle Anwesenden über die Ergebnisse des Tages berichtet hatten, war es fast zehn. McGraw bat Wallace, die Lautstärke des Fernsehapparats wieder aufzudrehen und auf Fox 5 News umzuschalten, um einen Blick auf die Schlagzeilen zu werfen. Ein ehemaliger Kriminalbeamter aus McGraws Einheit arbeitete als Verbrechensberichterstatter für den Sender, und aus McGraws gespannter Körperhaltung konnte man schließen, dass er seinem früheren Untergebenen Informationen hatte zukommen lassen, um im Gegenzug auf den Bildschirm zu kommen.
    Mike verkniff sich eine höhnische Bemerkung, während in der Glotze McGraws Gesicht erschien; er teilte der Öffentlichkeit mit, dass seine Männer jede Menge Spuren verfolgten und bis Ende der Woche ein Verdächtiger verhaftet sein würde. Die im Raum anwesenden Jungs schienen von den überaus optimistischen Äußerungen ihres Chefs nicht weiter überrascht zu sein. Als der Bildschirm wieder das Gesicht das Bürgermeisters zeigte, wandte sich McGraw uns zu.
    » Wer macht die Autopsie?«
    »Der Chief kümmert sich morgen selbst drum«, antwortete Chapman. »Ich bin auch dabei.«
    Das waren gute Neuigkeiten für mich. Ich schätzte Chet Kirschner, den Chief Medical Examiner; wir hatten ein unkompliziertes Verhältnis. Wahrscheinlich würde er uns schon am nächsten Nachmittag, also vor dem abschließenden Bericht, Vorabinformationen geben.
    »Jetzt zu den Motiven«, fuhr McGraw fort. »Was ist denkbar?«
    »Es könnte ein stinknormales Sexualverbrechen gewesen sein«, bemerkte Jerry McCabe. »Ein x-beliebiger Mann aus jeder eurer Kategorien könnte durch die Flure schleichen und Montagnacht, meinetwegen gegen Mitternacht, eine Frau mutterseelenallein in ihrem Büro antreffen. Sie ist kräftig, glaubt, sie könne mit ihm fertig werden. Aber er hat ein Messer, und das war’s.«
    »Es könnte auch ein ganz gewöhnlicher Einbruch gewesen sein, und Dogen hat den Täter in flagranti ertappt«, fiel Wallace ein. »Die Tatsache, dass ihre Brieftasche noch da war, heißt schließlich nicht, dass nicht etwas fehlt, von dem wir gar nichts wissen.«
    Wallace war einer der gründlichsten und sorgfältigsten Detectives, mit denen ich je zu tun hatte. Mit seinem methodischen Verstand würde er jeden Gegenstand in Dr. Dogens Büro kritisch unter die Lupe nehmen, nach Papieren, Akten, Unterlagen oder Büchern Ausschau halten, an denen sich möglicherweise jemand zu schaffen gemacht hatte. »Vielleicht war er gerade in das Büro eingedrungen und suchte nach Beute, als sie plötzlich auftauchte. Er geriet in Panik, und was als Einbruch begonnen hatte, wurde zur Vergewaltigung.«
    »Ja, aber was kam zuerst – die Vergewaltigung oder die Messerstiche?«
    McGraw war zu dickköpfig, um diese Frage direkt an mich zu richten, aber gleichzeitig auch zu einfältig, um zu wissen, dass ich sie nicht beantworten konnte. Die meisten hätten wohl ohne zu zweifeln angenommen, dass die Vergewaltigung logischerweise stattgefunden haben musste, bevor Gemma Dogens durchtrainierter, fester Körper massakriert worden war. Aber in der Welt der Mörder und Verrückten gab es keine Logik. Ich hatte weiß Gott mehr als genug Fälle gesehen, in denen der Angreifer durch den Akt des Tötens in sexuelle Erregung geraten war und im Anschluss an den Mord die Vergewaltigung begangen hatte.
    »Mal sehen, was Kirschner dazu findet. Bis dahin ist alles nur reine Vermutung«, bemerkte Chapman.
    McGraw aber wollte die Suche nach einem möglichen Motiv noch nicht aufgeben. »Angenommen, es war weder ein Verrückter noch ein auf frischer Tat ertappter Einbrecher. In diesem Fall müsst ihr nach jemandem Ausschau halten, der Grund hatte, sie umzubringen. Findet raus, welcher ihrer Kollegen von ihrem Tod profitiert, wer ihren Job als Leiter der

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