Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
während der Rest dagegen war. Sarah versucht gerade herauszufinden, welche die Anzeige gemacht hat.«
    Wallace trat hinter mich, um sich eine Cola aus dem Kühlschrank zu holen, und flüsterte mir zu: »Willkommen in der verrückten Welt der Sexualverbrechen. Das sollte dem Chief die Augen öffnen.«
    McGraw fand das nicht besonders komisch.
    »Und dann haben wir da noch unseren Pirschgänger: Mohammed Melin. Erinnern Sie sich noch an Robert De Niro in Taxi Driver ? Der war harmlos dagegen. Melin tauchte mit einer angeblichen Prostataentzündung mitten in der Nacht in der Notaufnahme auf. Eine junge Assistenzärztin hat ihn behandelt – eine ziemlich gute Ärztin, die außerdem noch sehr hübsch ist. Sie hat ihn untersucht, ihm ein Medikament verschrieben, ihm eine Salbe auf den Penis geschmiert – und hat den Typen seitdem nicht mehr losbekommen.«
    »Genauso hat’s mit mir und Coop auch angefangen, Chief«, bemerkte Chapman. »Eine einzige Streicheleinheit, und seit zehn Jahren folge ich ihr als treu ergebener Sklave. Liebe ist wirklich ‘ne komische Sache.«
    Ohne ihn zu beachten, fuhr ich mit meiner Litanei fort. »Mohammed postiert sich mit seinem Taxi vor der Klinik, sobald er in der Nähe ist. Elena Kingsland, die Ärztin, verläßt nach ihrem Dienst erschöpft das Krankenhaus, geht um die Ecke zum Taxistand, und wer erwartet sie dort? Richtig: Mohammed. Und man kann nichts gegen ihn tun: Er geht schließlich nur in seinem Taxi auf einer öffentlichen Straße seinem Job nach – kein Verstoß gegen die Gesetze. Zweimal wurde er allerdings schon im Krankenhaus geschnappt – zwischen drei und vier Uhr morgens, auf der Suche nach Elena Kingsland. Er wurde wegen dieser Vergehen für ein paar Tage eingebuchtet, und das war’s. Wir haben versucht, ihm ein schwerwiegenderes Vergehen nachzuweisen und sind schließlich auf einen Sozialhilfebetrug gestoßen, aber seit drei Wochen ist er abgetaucht.«
    Das war alles, was ich im Zusammenhang mit dem Mid-Manhattan zu bieten hatte. Wallace beobachtete, wie ich den ersten Block zur Seite legte und nach dem nächsten griff, auf dem ich die Vorfälle in anderen Einrichtungen notiert hatte. »Hey, Alex, vergiss nicht den Fall im Stuyvesant, an dem ich gerade dran bin. In ein paar Wochen wissen wir mehr darüber.«
    »Erzähl’s ihnen selbst, Mercer. An den Fall hab’ ich, um ehrlich zu sein, gar nicht gedacht. Tut mir leid, meine Schuld.«
    »In der psychiatrischen Abteilung gibt’s eine sechsundzwanzigjährige Frau, die seit ihrer Jugend unter einer affektiven Störung leidet. Mit siebzehn hat sie versucht, sich mit ‘ner Überdosis Tabletten das Leben zu nehmen. Seitdem, also seit fast zehn Jahren, liegt sie im Koma und kann ab und zu gerade mal das Augenlid heben. Während der ganzen Zeit hängt sie im Stuyvesant an den Maschinen, ohne die sie nicht überleben könnte.«
    Ich erinnerte mich, wie ich durch Mercer vier Monate zuvor von dieser schrecklichen Geschichte erfahren hatte, und als er nun das Unaussprechliche wiederholte, konnte ich es erneut kaum glauben.
    »Nun, die Frau wird in vier Wochen ein Kind zur Welt bringen. Die Tatsache, dass sie seit Jahren nicht mehr bei Bewußtsein war, hat irgendeinen Menschen nicht davon abgehalten, sie zu vergewaltigen. In der Abteilung, in der sie liegt, herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen, und wenn es nicht ihr Vater war – ihre Eltern und Geschwister sind die einzigen, die sie besuchen –, dann handelt es sich bei dem Vergewaltiger um einen, der dort arbeitet.«
    McGraw und die anderen hatten noch nichts von diesem Fall gehört und schüttelten fassungslos die Köpfe.
    »Irgendwelche Verdächtigen?« fragte Lieutenant Peterson.
    »Praktisch jeder, vom Reinigungspersonal bis hin zum Oberarzt«, antwortete Mercer.
    »Cooper hat uns eine staatsanwaltliche Anordnung besorgt, so dass wir dem Fötus Blut entnehmen und eine DNS-Analyse durchführen können. Das Gleiche machen wir dann mit jedem, der Zugang zu der Frau hatte. So kriegen wir ihn.«
    Ich fuhr mit meiner traurigen Odysee durch die medizinischen Einrichtungen Manhattans fort: Nicht eine einzige Klinik, ganz gleichgültig ob privat oder öffentlich, war in den letzten drei Jahren von Sexualstraftaten verschont geblieben. In manchen Fällen handelte es sich bei den Tätern um Ärzte oder Pfleger; vielfach waren es technische Mitarbeiter, die für das Funktionieren der Einrichtungen, die Kleinstädten glichen, verantwortlich zeichneten – Mitarbeiter der

Weitere Kostenlose Bücher