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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Johanna Epstein den Aufzug. Sie war noch nicht lange in meiner Abteilung, bearbeitete aber ihre Fälle sehr energisch. »Haben Sie heute Zeit, um mit mir eine Anklageschrift durchzusehen? Es geht um den Fall, den ich am vergangenen Wochenende übernommen habe. Erinnern Sie sich an die Einzelheiten?«
    »Der Einbruch in der East Ninth Street – das weibliche Opfer ist crackabhängig?«
    »Genau.«
    »Ist sie vor der Jury erschienen?« Ein anderer Drogenabhängiger, der wusste, dass die Frau aufgrund ihrer eigenen Abhängigkeit nichts mit der Polizei zu tun haben wollte, war in die Wohnung des Opfers eingedrungen. Aber die Rechnung des Täters war nicht aufgegangen; die Frau hatte Anzeige gegen ihn erstattet. Am Vortag hatte sie vor der Grand Jury ausgesagt, so dass wir Anklage erheben konnten.
    »Ja, sie war sehr gut. Ich bin nur noch nicht sicher, ob wir den Typen der mehrfachen Vergewaltigung anklagen sollen. Ich meine, er ist über sie hergefallen, dann hat er sich aus der Küche ein Bier geholt, um sie anschließend noch mal zu vergewaltigen. Sind das einzelne Taten oder handelt es sich um eine Vergewaltigung?«
    »Kommen Sie gegen elf mit Ihren Unterlagen vorbei, dann können wir in Ruhe über den Fall sprechen. Es ist nicht unbedingt klug, eine Anklage zu überfrachten, aber wenn es sich um unterschiedliche sexuelle Aktionen handelt, die von anderen Handlungen unterbrochen wurden, müssen Sie den Mann definitiv der mehrfachen Vergewaltigung anklagen.«
    Sie stieg im sechsten Stock aus, während ich bis zum achten weiterfuhr. Mein Büro befand sich gegenüber von Battaglias Räumen, auf demselben Flur wie die Zimmer anderer führender Mitarbeiter der Prozessabteilung, die sich um die Tausenden von Straßenverbrechen kümmerten, die die Polizei Tag für Tag, Nacht für Nacht aufnahm.
    Im winzigen Büro meiner Sekretärin, meinem Vorzimmer, schaltete ich das Licht an; dann schloss ich die Tür zu meinem Büro auf. Erfreut stellte ich fest, dass es in meinem Zimmer aufgeräumter als gewöhnlich aussah. Nur zu gut wusste ich, welche Unordung bald mit den unterschiedlichsten Berichten, Unterlagen, Akten, Diagrammen, Notizen und Zeitungsausschnitten einziehen würde, die das Hauptprodukt einer Ermittlung waren. Aber wenigstens am Morgen wollte ich zwischen den Stapeln von Papier das eine oder andere Eckchen der grünen Schreibunterlage erspähen, um das Gefühl zu haben, den Überblick zu bewahren und nichts zu übersehen.
    Mein erster Anruf galt David Mitchell.
    Er hatte bereits aus der Zeitung erfahren, dass ich im Mid-Manhattan-Mordfall ermittelte. »Ich hätte dich nie gebeten, dich um Zac zu kümmern, wenn ich das vorher gewusst hätte«, entschuldigte er sich. »Du hast jetzt wahrscheinlich Wichtigeres um die Ohren.«
    »Ach, Unsinn. Ich freue mich jetzt schon auf Zacs abendliche Begrüßung. Außerdem wird’s mir gut tun, am Wochenende mit ihr joggen zu gehen. Du weißt genau, dass ich ihre Gesellschaft sehr schätze. Falls ich nicht da bin, wenn du abreist, bring sie einfach zu mir rüber und lass deinen Schlüssel da.«
    »Toll. Ich geh’ morgen Früh noch mit ihr Gassi und bring sie dann rüber zu dir.«
    »Kannst du mir vor deiner Abreise noch einen Gefallen tun?«
    »Aber klar. Worum geht’s denn?«
    In knappen Worten berichtete ich, was im Krankenhaus vor sich ging und dass wir Maureen als stille Beobachterin einschleusen wollten – ohne das Wissen der dortigen Ärzte.
    »Sollte kein Problem sein, sofern sie freie Betten haben. Und solange ich auf deine Unterstützung zählen kann, falls mir die AMA die Zulassung entziehen will …«
    » Kein Problem. Der Police Commissioner muss das Ganze ohnehin absegnen, also handelst du sozusagen auf seine Anweisung hin und bist auf jeden Fall außen vor. Außerdem weiß ich, dass Betten frei sind. Zwei Obdachlose haben in den letzten vier Tagen Privatzimmer bewohnt. Jedenfalls gab’s keine Beschwerden übers Essen.«
    »Okay, Maureen soll mich anrufen; dann besprechen wir ihre Symptome. Anschließend rufe ich einen Neurologen an, der mir noch was schuldig ist …«
    » Nein, David. Dogen war Neurochirurgin. Mo muss in ihre Abteilung.«
    »Keine Sorge, das ist im Mid-Manhattan dieselbe Abteilung. Die erste Anlaufstelle ist in Maureens Fall ein Neurologe.«
    »Kapier’ ich nicht. Kannst du mir den Unterschied erklären?«
    »Klar. Ein Neurologe ist der Arzt, der Struktur und Erkrankungen des Nervensystems studiert und heilt. Ein Neurochirurg wäre erst dann

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