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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Verdächtiger gefunden war.
    Zügig räumte ich für meine draußen wartenden Kollegen das Feld. »Kommst du heute Abend auf Brodericks Party?« fragte mich Gene, als ich an ihm vorbeieilte. Ein Kollege machte sich selbständig und feierte seinen Ausstand.
    » Klar. Ich halte zwar um halb acht eine Vorlesung, aber ich schau danach noch mal kurz vorbei. Es sei denn, in meinem Fall tut sich etwas Unerwartetes.«
    Kurz vor der Treppe traf ich auf Laura, die mir mitteilte, dass Battaglia mich sofort in seinem Büro sehen wollte.
    »Hallo Rose, tolles Kostüm. Die Farbe steht Ihnen ausgezeichnet.«
    »Guten Morgen, Alex. Danke für die Blumen. Warten Sie noch einen Augenblick; er telefoniert.«
    Rose saß vor ihrem PC und bearbeitete die Tasten. Ich warf einen Blick auf die Berge von Korrespondenz, die sich auf ihrem Schreibtisch türmten, und versuchte dabei, nicht den »Covington« zu machen. Rod Squires machte sich des öfteren über unseren Kollegen Davy Covington lustig, der die verstohlene Lektüre von Battaglias Post zu einer Kunstform erhoben hatte. Dazu verwickelte er Rose in eine nette Unterhaltung und schielte mit einem Auge auf die Briefe, die zuoberst lagen. Battaglia hatte ihn mehr als einmal auf frischer Tat ertappt. Als Covington eines Tages die Ermittlungen wegen Betrugs gegen einen Kongressabgeordneten öffentlich ins Gerede gebracht hatte, bevor die Nachricht offiziell war, hatte ihn der Bezirksstaatsanwalt hochkant rausgeworfen. Die Versuchung, einen Blick zu riskieren, war zwar fast unwiderstehlich, aber die Aussicht auf eine drakonische Strafe war letztlich doch abschreckend genug.
    Ich griff nach der aktuellen Ausgabe des Law Journal und überflog die Entscheidung, der die Schlagzeile galt. Da mir das Urteil des Berufungsgerichts bezüglich der Suche eines Polizisten nach einem verlorenen Koffer interessant erschien, machte ich mir eine Notiz, Laura zu bitten, diese Rechtsmeinung für meine Akten auszuschneiden.
    Wenig später kündigte der vertraute Geruch der Monte Cristo No. 2 an, dass Battaglia mich im nächsten Augenblick in sein Büro rufen würde. Rod und ich waren ausgesprochen dankbar, dass Battaglia der unverkennbare Duft seiner Zigarre stets einige Sekunden vorauseilte – besonders dann, wenn Rod es sich mit den Füßen auf dem Schreibtisch bequem gemacht bzw. ich meine Schuhe unter meinem ausgezogen hatte.
    »Gibt’s Neuigkeiten, Alex? Kommen Sie rein.«
    Er verfügte über die erstaunliche Gabe, vier Dinge gleichzeitig machen zu können. Er würde keines meiner Worte überhören oder vergessen, während er die Briefe überflog, die Rose ihm zur Unterschrift ausgedruckt hatte, und außerdem seine Telefonanlage mit den beiden Gesprächen in der Warteschleife im Auge behielt.
    »Wenn Sie erst die beiden Gespräche annehmen wollen, Paul – kein Problem, ich kann warten.«
    »Ach was, der Senator kann später noch mal anrufen. Das andere dauert nur noch ‘ne Minute. Setzen Sie sich.«
    Battaglia drückte den einen der beiden blinkenden Knöpfe und nahm das Gespräch wieder auf. »Sie ist jetzt da. Was willst du wissen?« Schweigen. »Warte.«
    Er schaute mich an. »Was wissen Sie bereits über Dogens Ehemann und ihre Familie?« Es folgten drei ähnliche Fragen, alle harmlos.
    Ich gab ihm die Informationen, die ich hatte, und fragte mich, welcher Herausgeber wohl am anderen Ende der Leitung hing. Er beherrschte es meisterhaft, niemals zu viel Wissen herauszurücken und den Journalisten doch einige Informationsbrocken zuzuwerfen, die kurz darauf ohnehin in den Medien auftauchten. Er behielt im Gespräch die Oberhand und steuerte es nach Belieben. Eine Schmeichelei des Anrufers ließ auf seinem Gesicht ein breites Grinsen erscheinen, und ich ich musste lächeln. Battaglia hatte schmale Züge, eine ausgeprägte Adlernase und dickes, bereits ergrauendes Haar. Der Mann war im Umgang mit der Presse ein wahres Genie.
    »So, das sollte denen fürs Erste genügen. Irgendwelche Spuren, von denen ich noch nichts weiß?«
    Ich berichtete ihm vom Vorabend und davon, was ich den Tag über zu tun gedachte.
    »Wissen Sie, die vom Krankenhaus sind nicht gerade begeistert über die Artikel, in denen die Sicherheitsmängel beschrieben werden.«
    »Aber Paul, Sie müssen doch zugeben, dass …«
    » Versuchen Sie, diese Berichterstattung in Grenzen zu halten, Alex. Die Kranken flüchten aus der Klinik, als wäre die Lepra ausgebrochen. Das gilt nicht nur für das Mid-Manhattan – ich habe bereits Anrufe aus

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