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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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den Raum betraten, legte er den Hörer auf, erhob sich und begrüßte uns mit der glatten Stimme eines Fernsehmoderators.
    »Bitte keine Anrufe mehr, meine verehrten Damen und Herren, der Gewinner steht bereits fest!«
    »Was ist los? Wovon redest du?«
    »Das Krankenhaustreiben hat mal wieder einen Höhepunkt erreicht, und Detective Forester hat möglicherweise das große Los gezogen.«
    Bei dem Gedanken, dass Maureen in Gefahr gewesen war, während ich den herrlichen Abend mit Drew genossen habe, zuckte ich zusammen. Wie aus einem Mund fragten Sarah und ich, ob Mo etwas zugestoßen sei.
    »Nein, nichts, gar nichts. Mo geht’s prima. Sie hatte das ganze Wochenende Besuch von ihrem Mann und den Kindern. Gestern, kurz vor der Nachtruhe, kam eine Krankenschwester vorbei und wollte Maureen, angeblich im Auftrag ihres Arztes, einen Einlauf verpassen. Da Mo wusste, dass ihr Arzt gar nicht in der Stadt ist, weigerte sie sich, sich das Ding setzen zu lassen. Die Schwester bestand darauf, und so gings zwanzig Minuten hin und her, bis die Schwester abdampfte, um ihren Chef zu holen. Kurz darauf klingelte Maureens Telefon. Ein Mann, der sich als Dr. Haven vorstellt. Er sagt, Maureens Arzt habe angeordnet, sie solle einen Seifenlauge-Einlauf bekommen. Maureen tut so, als habe sie ihn schon erhalten. Dann fängt der Typ an, ihr ‘ne ganze Menge verrückter Fragen zu stellen – wie es sich angefühlt habe und so. Er wollte es bis ins kleinste Detail wissen.«
    Kopfschüttelnd ließ sich Sarah in einen Sessel fallen.
    »Während Mo telefonierte, gab sie den Jungs im Übertragungswagen ein Zeichen, die Fangschaltung zu drücken. Der Idiot hatte natürlich keine Ahnung, dass die Patientin, die er belästigte, voll verdrahtet und verkabelt war. Sie schaffte es, den Knaben acht Minuten bei der Stange zu halten. Dann bedankte er sich und legte auf.«
    Dank der neuen Technik ist es kein Problem, eingehende Anrufe zurückzuverfolgen und festzustellen, von welchem Apparat aus sie geführt wurden.
    »Lass mich raten – war es jemand aus dem Mid-Manhattan?«
    »Falsch. Der Anruf kam von außerhalb, und zwar aus der Praxis von Arthur J. Simonsen. 710 Park Avenue.«
    »Tut mir leid, sagt mir gar nichts.«
    »Mr. Simonsen ist Präsident und Vorstandsvorsitzender von Pharmaceutical Industry Life Line Support, kurz PILLS, dem größten Arzneimittelvertreiber des Landes.«
    Bei der Vorstellung, wie die Sensationspresse diese Neuigkeit ausschlachten würde, stöhnte ich leise auf.
    »Und das war beileibe nicht das erste Mal, Ladies. Gestern Abend kurz nach elf teilte Peterson die Neuigkeit Bill Dietrich mit. Und offenbar geht im Lenox Hill und im Mount Sinai ähnliches vor sich – in mindestens einem halben Dutzend anderer Krankenhäuser. Dietrich war bereits darüber informiert, aber die Krankenhausverwaltung ist bemüht, die Sache nicht publik werden zu lassen. Als Pharmaunternehmen erhält Simonsens Firma aus sämtlichen Krankenhäusern alle Patientendaten, einschließlich der Information, wer der behandelnde Arzt ist. Simonsen geht dann offensichtlich die Listen durch und sucht sich Frauen in Privatzimmern aus. Am frühen Abend, nachdem die Ärzte ihre letzte Visite gemacht haben und nach Hause gegangen sind, ruft er die jeweilige Stationsschwester an und behauptet, einen Anruf vom behandelnden Arzt bekommen zu haben, der angeblich einen Einlauf oder eine rektale Fiebermessung angeordnet habe. Etwa eine Stunde später meldet er sich selbst bei der Patientin – in der Hoffnung, seine Anweisung ist inzwischen ausgeführt worden. Er fordert die Patientin auf, bis ins letzte Detail zu beschreiben, was die Schwester mit ihr getan hat. Er hört zu, und weiß der Teufel, was er dabei am anderen Ende der Leitung sonst noch tut. Ich habe jedenfalls keine Lust, selbst herauszufinden, was den Reiz der Sache ausmacht. Das soll Mikey Diamond erledigen.«
    Diamond hatte sich als altgedienter Gerichtsreporter der New York Post auf Perverse aller Art spezialisiert. »Ich wette, Mickey leckt sich alle Finger danach, unseren Mann auf die Titelseite zu bekommen«, bemerkte ich. Die Wände von Mickeys Büro waren mit Headlines über die grausamsten Verbrechen der Stadt gepflastert. Sarah und ich fungierten für ihn als Covergirls, da unsere Fälle oft genug seine Aufmacherstorys waren.
    »Verlass dich drauf, dass spätestens in einer Viertelstunde Mickey hier auf der Matte steht; er hat heute Morgen die Info bekommen. KLISTIER-MANN BELÄSTIGT PATIENTINNEN

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