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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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beenden.«
    »Okay, aber ich bin nicht zu Hause. Warte, ich geb’ dir die Nummer.«
    Ich notierte die Zahlen; dann sagte Mike, ich solle mich mit Apparat 638 verbinden lassen.
    Während ich Joan erklärte, ich müsse unser Gespräch wegen einer dienstlichen Sache beenden, konnte ich meine Neugier nur mühsam zügeln.
    Dann wählte ich die Nummer und hörte wenig später die Stimme der Frau aus der Telefonzentrale. »Saint Regis Hotel. Mit wem darf ich Sie verbinden?«
    Ich nannte ihr die Nebenstelle; wenige Sekunden später meldete sich eine raue Frauenstimme mit starkem ausländischen Akzent. »Hallo?«
    »Mike Chapman, bitte.«
    »Einen Moment«, antwortete sie, und kurz darauf übernahm Mike den Hörer.
    »Geht das Zimmer auf ihre Rechnung oder auf deine?« fragte ich.
    » Als ich das letzte Mal ein Hotelzimmer bezahlt habe, war das Bad ein Stockwerk tiefer, und die Frau hatte sich verflüchtigt, bevor ich den Schalter für den Heizstrahler gefunden hatte. Hier in diesem Hotel gibt’s ‘ne Mini-Bar, mit der ich mich länger am Leben halten könnte als mit dem Inhalt deines Kühlschranks.«
    »Ist es die Mailänder Reporterin, die über unsere Polizei berichtet hat?«
    »Ja, ich bin also sozusagen im Dienst, Blondie. Werd aber bitte nicht neidisch. Peterson hat mich heute Morgen angerufen, und ich dachte, die Neuigkeit interessiert dich. Einer von den Jungs im Revier kam heute Morgen mit einem 61er an.«
    61er wurden die Formulare genannt, auf denen die Polizeibeamten in den Revieren Anzeigen aus der Bevölkerung entgegennahmen.
    »Und rat mal, wer die Anzeige erstattet hat? Gemma Dogen. Vor gut einem Monat, Ende Februar, rief sie hier auf dem Revier an und erstattete Anzeige wegen telefonischer Belästigung.«
    »Was genau steht in der Anzeige? Wer hat sie aufgenommen?«
    »Ich hab’ sie im Moment nicht vorliegen und kann dir den Inhalt nur sinngemäß widergeben. Dogen hat auf ihrem Anrufbeantworter eine Reihe von Drohungen vorgefunden. Der Anrufer war männlich. Sie hat die Stimme nicht erkannt, war aber der Meinung, sie sei verstellt gewesen. Verschleierte Drohungen …«
    » Wie lauteten sie?«
    »Peterson sagt, Dogen habe angegeben, sie seien nicht lebensbedrohend gewesen. Größenteils vages Zeug: Sie solle die Stadt verlassen, wenn sie wisse, was gut für sie sei – in diesem Stil. Peterson will, dass ich mit dem Cop spreche, der die Anzeige aufgenommen hat. Das ist alles, was ich bisher weiß.«
    »Und was passierte, nachdem die Anzeige aufgenommen war? Hat irgend jemand mit Dogen gesprochen?«
    »Sie haben’s versucht. Zweimal. Der erste Detective hat eine Woche lang täglich versucht, sie zu erreichen, aber sie war unterwegs und hat nicht zurückgerufen. Der zweite Versuch wurde etwa zwei Wochen vor dem Mord gestartet. Der Detective wollte Dogen zur Vernehmung einbestellen, aber die Dame lehnte ab. Mit der Begründung, die Anrufe haben aufgehört und sie wolle die Sache nicht weiterverfolgen. Sie sagte, das Problem habe ich von selbst gelöst.«
    »Wow. Vielleicht stehen die Anrufe ja mit dem Mord in Zusammenhang. Wir müssen herausfinden, mit wem sie Ärger hatte. Beruflich oder privat.«
    »Ich fahr’ jetzt raus nach Queens. Der Cop, der die Anzeige entgegengenommen hat, schiebt dort Parkplatzdienst.« Mike sprach von dem großen Gelände, auf dem die New Yorker Polizei abgeschleppte, gestohlene oder beschlagnahmte Autos abstellte.
    »Hast du nicht gesagt, die Anzeige sei auf dem 17. Revier erstattet worden?«
    »Stimmt. Dort hat der Cop gearbeitet, bis ihn deine Lieblingsassistentin gefeuert hat.«
    »Sarah?«
    »Ja. Sie hat ihn vor zehn Tagen aus dem Revier entfernt. Wahrscheinlich wollte sie dich vor einem wie ihm bewahren. Nein, jetzt im Ernst. Eine Zahnarzthelferin hat ‘nen Typen von ‘ner Party mit nach Hause geschleppt. Auf dem Rücksitz seines Wagens hatten sie Sex – auf der First Avenue. Später in ihrer Wohnung ist er dann angeblich ausgerastet und hat sie vergewaltigt. Am nächsten Morgen hat sie auf dem Revier angerufen, während er selig neben ihr schlummerte. Sie wollte, dass ein Cop vorbeikommt und den Typen rausschmeißt, weil sie selbst sich nicht getraut hat.«
    »Das gibt’s doch nicht …«
    » Doch. Und der Cop sagt doch glatt: ›Lady, wir sind kein Weckdienst.‹ Das Mädchen hat Beschwerde gegen ihn eingereicht, Sarah hat den Beamten befragt, und einen Tag später füllte der arme Kerl mutterseelenallein Formulare zu geklauten Chevys und Cadillacs aus. Ein paar

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