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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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geflattert war. Außerdem erzählte ich ihm von dem Wagen, der mich gern als Kühlerfigur gehabt hätte, versuchte aber, den Zwischenfall so weit wie möglich herunterzuspielen.
    »Muss ich nun damit rechnen, dass Sie …«
    » Nein, ganz bestimmt nicht, Paul. Ich wollte Sie lediglich über die Vorfälle in Kenntnis setzen und hören, was Sie dazu sagen.«
    »Mein Vorschlag ist, dass Sie den verdammten Fall so schnell wie möglich aufklären. Am Donnerstag fliege ich nach London, zu einer interdisziplinären Konferenz über ethische Grundsätze. Richtlinien fürs nächste Jahrtausend oder so ein Unsinn. Ich hab’ vor ‘nem halben Jahr meine Teilnahme zugesagt, aber der Zeitpunkt ist jetzt nicht gerade glücklich.«
    »Hey, Mr. B. vielleicht könnten sie am Rande der Konferenz den einen oder anderen Zeugen vernehmen. Ich weih’ Sie vor Ihrem Abflug auch noch gern in die Tricks und Geheimnisse unserer Vernehmungstechnik ein«, stichelte Chapman.
    Battaglia erhob sich und ging zu seinem Schreibtisch zurück; für ihn war das Gespräch beendet. »Vielleicht komme ich auf Ihr Angebot zurück, Mike. Ist jedenfalls interessanter, als sich in einem stickigen Konferenzraum die Klagen irgendwelcher europäischer Soziologen anzuhören, deren größtes Kriminalitätsproblem Ausschreitungen bei Fußballspielen sind. Und Sie, Cooper, passen gut auf sich auf, verstanden?«
    Wir hatten den Raum noch nicht verlassen, da hing Battaglia schon wieder an der Strippe.
    Unter den Blicken Dutzender Bezirksstaatsanwälte aus vergangenen Zeiten, deren Porträts den Gang zu Battaglias Büro säumten, traten wir den Rückweg an. Ich hatte im Lauf meiner zehn Jahre als Staatsanwältin so viele Stunden mit Warten vor Pauls Büro zugebracht, dass ich ihre Namen und die jeweilige Amtsdauer in- und auswendig kannte.
    »Wie geht’s jetzt weiter?« fragte ich, nachdem wir wieder in meinem Zimmer angekommen waren. Chapman setzte sich an meinen Schreibtisch und erstellte eine Liste aller Personen, mit denen wir sprechen mussten, während ich über seinen gebeugten Kopf hinweg die Tauben auf den barock geschwungenen Fenstersimsen des gegenüberliegenden Gebäudes beobachtete.
    »Sarah hält hier die Stellung. Und wir fangen mit Bob Spector an. Außerdem hat uns Spector den Tip gegeben, uns mit Gig Babson vom New York Hospital zu unterhalten; sie war ‘ne gute Freundin von Gemma Dogen. Weiterhin müssen wir prüfen, ob an dem Gerücht, dass Dogen das Krankenhaus verlassen wollte, etwas dran ist. Und dann, denke ich, ist der Nachmittag auch schon vorbei.«
    Langsam stellte sich in meinem Vorzimmer der gewöhnliche Besucherreigen ein.
    Stacy Williams hielt Laura ein Formular unter die Nase; sie brauchte meine Unterschrift, um ein Flugticket zu kaufen. Sie musste ein Vergewaltigungsopfer aus Kansas City zur Verhandlung nach New York holen.
    »Hey, wo hast du so lange gesteckt, Stace?« fragte Chapman. Stacy war Praktikantin in meiner Abteilung und traf sich seit einem halben Jahr mit einem von Mikes Kollegen aus der Mordkommission.
    »Es ist vorbei, Mike. Ich bin seit ein paar Wochen nicht mehr mit Pete zusammen. Der Kerl hat mich angelogen; die ganze Zeit hat er mir erzählt, er hätte sich von seiner Frau getrennt.«
    Ich warf einen Blick auf den Flugplan und unterschrieb dann den Reiseantrag. Sarah übernahm inzwischen die Rolle der mütterlichen Freundin. »Aber Stacy, erinnerst du dich nicht an Pat McKinneys Einführungsrede? Wenn dir ein Cop erzählt, er lebe getrennt, dann bedeutet das, dass seine Frau irgendwo am anderen Ende des Long Island Expressway etwa achtzig Meilen entfernt sitzt und die vier Kinder hütet. Das versteht ein Polizist unter ehelicher Trennung.«
    Ein Blick in Stacys hübsches Gesicht genügte mir, um zu wissen, dass sie Pete nicht lange nachtrauern würde. »Hier ist der unterschriebene Antrag. Sag mir doch bitte Bescheid, wann die Verhandlung stattfindet, Stacy, ja?«
    Sarah verabschiedete sich, um in ihrem eigenen Büro ihre Arbeit zu erledigen. »Ruft an, wenn’s Neuigkeiten gibt, okay?«
    Mike forderte bei Peterson einen Detective an, der den Drohbrief in meinem Büro abholen und zur Analyse ins Labor bringen sollte. Dann riefen wir Bob Bannion an, um zu besprechen, wann wir uns das Video vom Tatort ansehen konnten; wir wollten noch einmal Gemma Dogens Aktenschränke unter die Lupe nehmen, um eventuell darüber Aufschluss zu erhalten, welche Teile oder Ordner durchwühlt worden waren.
    Wenig später saßen Chapman und

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