Notaufnahme
oder so ähnlich könnte die Schlagzeile lauten.«
»Apropos Patientin. Wie geht’s Maureen?«
»Ausgezeichnet, wie sonst? Ihr ist kein Härchen gekrümmt worden; mit dem Telefongespräch war der Fall für sie erledigt. Simonsen hat bereits alles gestanden. Er steht wegen Selbstmordgefahr unter ständiger Beobachtung. Neben seinem Geständnis haben wir als Zeugen genug Patientinnen aus anderen Krankenhäusern, so dass wir Mo noch nicht enttarnen müssen. Sie fühlt sich pudelwohl, lutscht Bonbons, liest Krimis und wartet auf David Mitchells Besuch. Ruf sie doch einfach an; sie freut sich bestimmt, dich zu hören.«
Dann wandte Mike sich an Sarah. »Warum schaust du eigentlich schon den ganzen Vormittag so finster drein?«
Lachend strich sie über ihren runden Bauch. »Hab’ nur nachgedacht. Eigentlich wollte ich drei Wochen vor der Entbindung aufhören zu arbeiten, damit das Baby nicht im Taxi zur Welt kommt und wir es nach dem Taxifahrer Vito oder Jesus nennen müssen. Aber angesichts der Dinge, die in den Krankenhäusern vor sich gehen, wäre eine Taxi-Entbindung vielleicht gar nicht das Schlechteste.«
»Hey, du kennst doch Warren Murtaghs Gesetze.« Ein langjähriger Freund von mir und Inhaber einer großen Anwaltskanzlei hatte ein Regelwerk entworfen, das für fast jede Situation unseres Berufsalltags etwas Passendes bot. »Murtaghs Regel Nummer neun: ›Alle Verrückten treffen sich im selben Fall zum selben Zeitpunkt am selben Ort.‹ So gesehen sind unsere Aussichten, den Mörder bald zu finden, gar nicht schlecht.«
Dann griff ich in meine Aktentasche, zog das Blatt Papier heraus und reichte es Mike. »Schau dir das mal an.«
Schlagartig veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Woher kommt das? Warum hast du mich nicht angerufen?« Er ließ den Bogen auf meinen Schreibtisch segeln.
Sarah griff danach. »Wir müssen Battaglia informieren, und zwar schnell. Das wird ihm gar nicht gefallen.«
»Gib mir ‘ne Plastikmappe – eine von den Klarsichthüllen da drüben. Wir müssen nach Fingerabdrücken suchen.«
»Ja, aber zuerst sollten wir die Spuren deines Lieblingsweimaraners sichern. Ein Typ hat den Bogen unter der Tür durchgeschoben, und Zac hat ihn in die Pfoten bekommen. Ich bin zwar so vorsichtig wie möglich damit umgegangen, aber ich fürchte, viele Fingerabdrücke werden wir nicht mehr finden.«
»Hast du denn nichts an der Tür gehört? Niemanden gesehen?«
»Ich war nicht zu Hause, Mike. Ich war zum Abendessen verabredet, und der Portier hat in der Zwischenzeit irgendeinen Botenjungen hochgelassen. Als ich zurückkam, habe ich den Zettel gefunden.«
»Deine Verabredung macht mich fast genauso neugierig wie der Drohbrief«, bemerkte Sarah.
»Wer auch immer das Blatt unter meiner Tür hindurchgeschoben hat, irgendjemand versucht, mich einzuschüchtern, nicht mehr und nicht weniger. Der Typ hat schließlich nicht mal gewartet, bis ich wieder nach Hause kam.«
»Ja, und was wäre passiert, wenn er auf dich gewartet hätte? Es war purer Zufall, dass du einen Hund in der Wohnung hattest, der einen Eindringling in die Flucht geschlagen hätte, hab’ ich Recht?«
Wahrscheinlich, ja. Ich wählte Battaglias Nummer, und Rose hob ab. Ich bat sie um einen eiligen Termin, und sie bestellte mich sofort rüber.
»Kommt mit, das geht uns alle an.«
Wir überquerten den Gang und wurden von dem Sicherheitsmann in Battaglias Büro gelassen. Rose freute sich über unser Erscheinen und führte uns direkt zu ihrem Chef. Er winkte uns an den Besprechungstisch in der Mitte des Raumes, während er sein Telefongespräch beendete. Dann kam er zu uns rüber, nickte Sarah und mir zu und begrüßte Chapman mit einem Handschlag. »Eine Zigarette, Mike? Die Damen?«
»Nein, danke, Mr. Battaglia«, lehnte Mike ab.
»Das mit der Drogenhändlerschießerei in der dreiundvierzigsten Straße haben Sie prima gemacht. Schnelle, saubere Festnahme – Glückwunsch.«
»Je dümmer die sind, desto einfacher haben wir’s, Mr. B. Schießt einer um Viertel vor acht in ‘ner Absteige mitten im Amüsierviertel vier Leute übern Haufen und sagt dem Fahrer des Fluchtfahrzeugs, er solle auf die Tube drücken. Ich glaube, es waren dreißig oder vierzig Zeugen, die sich die Nummer gemerkt haben. Ich wünschte, unser Mid-Manhattan-Fall wäre auch so einfach zu lösen.«
»Was gibt’s Neues?«
Wir unterrichteten den Bezirksstaatsanwalt über die aktuellsten Entwicklungen und zeigten ihm dann den Brief, der mir ins Haus
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