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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Ich wollte nicht, dass unsere erste gemeinsame Nacht unsanft vom Klingeln meines Weckers beendet wurde.
    Arm in Arm verließen wir das Restaurant. Während der Fahrt küssten wir uns auf dem Rücksitz, und als der Wagen vor meinem Apartmentgebäude hielt, trennte ich mich nur sehr widerwillig von Drew.
    Der Portier hielt mir die Tür auf. »Ich habe Sie gar nicht rausgehen sehen, Miss Cooper. Sie müssen während meiner Pause gegangen sein. Vor ein paar Minuten hab’ ich den Lieferjungen vom Delikatessen zu Ihnen hochgeschickt. Ich wollte Sie anrufen, bin aber unterbrochen worden, weil bei 24C die Terrasse undicht war. Notfall, Sie verstehen.«
    »Ich habe nichts bestellt. Ich war zwei Stunden unterwegs. Der Lieferjunge hat sich wahrscheinlich in der Wohnung geirrt.«
    Viele der Jugendlichen, die für die kleinen Lokale auslieferten, waren Einwanderer, und die meisten sprachen kaum Englisch. Es kam ziemlich oft vor, dass der Portier zu den unmöglichsten Zeiten anrief und eine Mahlzeit ankündigte die ein Nachbar bestellt hatte. Mr. Hooper im neunzehnten Stock bekam öfter, als ihm lieb war, Miss Coopers Pizza geliefert und ich wurde regelmäßig mit Kupler aus dem dreiundzwanzigsten verwechselt.
    Vor mich hinträumend kramte ich den Wohnungsschlüssel aus meiner Jackentasche und schloss die Tür auf. Zac saß aufrecht in der Diele – so als hätte sie meine Rückkehr schon erwartet. Ihre linke Pfote ruhte auf einem Blatt Papier, das jemand unter der Tür hindurchgeschoben haben musste.
    Ich hob den weißen Zettel auf – und starrte auf die großen roten Buchstaben, die mit der krakeligen Handschrift eines Kindes darauf gemalt waren. »VORSICHT. ES IST NICHT ALLES SCHWARZWEISS. DAS IST EIN TÖDLICHER IRRTUM.«
    Ich zog die Tür hinter mir ins Schloss. Mein Herz raste. Zac folgte mir auf den Fersen, als ich zum Telefon stürzte und Petersons Büronummer wählte. Es klingelte und klingelte. Niemand hob ab. Ich warf einen Blick auf die Uhr: halb elf. Dann ging ich zur Sprechanlage und rief Victor unten im Empfang an.
    »Den Jungen, den Sie hochgelassen haben, den Lieferanten – haben Sie ihn wieder rausgehen sehen?«
    »Ja, der ist hier unten angekommen, während Sie mit dem anderen Aufzug hochgefahren sind. Hatte immer noch seine volle Tasche dabei und sagte, er habe das falsche Gebäude erwischt – musste einen Block weiter. Tut mir leid, Miss Cooper, ich hätte das nachprüfen sollen.«
    Wütend knallte ich den Hörer hin. Ich konnte jetzt unmöglich Chapmans italienische Nacht stören oder Battaglia aus den Federn scheuchen. Ich bezahlte jeden Monat die horrende Miete für dieses Apartment, um von dem Sicherheitsdienst geschützt zu werden, der ein solches Luxusgebäude bewachte. Ganz offensichtlich wollte mir jemand Angst einjagen. Und das war ihm gelungen.

16
    Als ich am Montagmorgen um halb neun vor dem Gericht aus dem Taxi stieg, durchkämmten Justizbeamte auf allen vieren das Gebüsch vor dem Gebäude. Es war ein offenes Geheimnis, dass dieser Grünstreifen in ganz Manhattan der aussichtsreichste Ort war, um eine geladene Waffe zu finden.
    Direkt hinter den Eingangstüren des Gebäudes befanden sich Metalldetektoren, durch die jeder Passant geschleust wurde. Und jeden Tag durchliefen Hunderte von Verbrechern auf dem Weg zu ihren Vernehmungen die Hallen der Justiz. Manche von ihnen waren zu unterbelichtet, um zu kapieren – zumindest beim ersten Besuch –, dass sie durchsucht und durchleuchtet wurden. Doch wann immer man den Eingang des Gerichtsgebäude beobachtete, konnte man Männer und Frauen sehen, die vor dem Betreten kurz im Gebüsch verschwanden, um dort ihre Gewehre, Pistolen, Messer und sonstigen Waffen zu verstecken.
    Die zwei bis drei Justizbeamte, die mehrmals täglich die Anlage durchkämmten, sammelten die Utensilien jener Besitzer ein, die nicht damit gerechnet hatten, das Gerichtsgebäude durch den Hintereingang zu verlassen, wo der vergitterte Bus in Richtung Haftanstalt abfuhr.
    »Na, fette Beute?« rief ich Jimmy O’Mara zu, der gerade einen Metallgegenstand in seine Ledertasche steckte.
    »Zwei Automatische und ein Teppichmesser. Unterm Strich eher schlapp, Alex.«
    Am Bagel-Stand in der Halle traf ich Sarah. Wir holten uns einen Kaffee und gingen zusammen hoch. Aber ich war nicht die Erste in meinem Büro: Chapman erwartete mich bereits. Er hatte es sich auf meinem Schreibtischstuhl bequem gemacht, seine Füße ruhten auf der Tischplatte, und er lachte schallend ins Telefon. Als wir

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