Notaufnahme
gilt.«
Unter den Blicken seiner gespannten Kandidaten verlas Trebek die Frage: »Niederländischer Maler des siebzehnten Jahrhunderts, der für seine Miniaturen von reichen Bürgern bekannt war. Sein bekanntestes Werk heißt Der Friede von Münster. «
Während die Uhr tickte, bezweifelte Mike knurrend, dass auch nur einer der Kandidaten die Antwort auf solch eine merkwürdige Frage wusste.
»Tut mir leid, Mr. Kaiser«, beschied Trebek dem ersten Kandidaten. »Frans Hals war ein Jahrhundert früher.«
»Soll ich’s dir verraten, bevor er es sagt, damit du mir auch glaubst, dass ich es weiß?« fragte ich Chapman, als der zweite Kandidat mit Rembrandt danebenlag.
»Siehst du, Mercer? Das ist der Quatsch, den man in den teuren Privatschulen lernt. Und deshalb sind die, die da rauskommen, auch so arrogant. Also schieß los, Blondie, wie heißt der Knabe?«
»Wer war Gerard Terborch?« antwortete ich und erfüllte mit der Frageform eine der grundlegenden Regeln dieses Quiz.
Trebek richtete gerade den Linguisten aus Tampa wieder auf, der keinen blassen Schimmer hatte und dessen Blindenschrift-Antworttafel leer geblieben war.
»Kaum zu glauben, was für nutzloses Zeug ihr im College gelernt habt. Erstaunlich, dass du damit ‘nen Job bekommen hast.«
»Den hab’ ich ja auch nicht dort gelernt«, parierte ich, während Mercer noch auf die korrekte Auflösung der Frage wartete. Dann schaltete er den Fernsehapparat aus und legte Rod Stewart in Concert auf.
»Ich weiß, ich weiß. Dein alter Herr hat wahrscheinlich den Schinken an der Wand hängen, hab’ ich Recht? Meine Mutter hat in jedem Zimmer ‘nen Norman Rockwell; die gab’s 1952 als Serie auf der Titelseite der Saturday Evening Post . Wenn du wirklich unser Kumpel wärst, Coop, würdest den kleinen Scheißer, den Terborch meine ich, verkaufen, und wir könnten uns ein flottes Leben machen. Kommt, lasst uns jetzt essen.«
Gemeinsam trugen wir das Essen auf. Ich zündete die Kerzen an, nahm zwischen den beiden Platz und war dankbar für den netten Abend, der mich von unseren Problemen bei den Ermittlungen ablenkte.
Ich schob die Sardellen an den Tellerrand und führte die erste Gabel zum Mund. Ich hatte Gemma Dogen völlig vergessen – bis Rod Stewart mich mit seiner heiseren Stimme wieder an sie erinnerte: The First Cut is the Deepest . Schnitte, Wunden, Blut, Tatort – ich hatte vergessen, meine Buchstabenliste mit den Blutflecken auf dem Teppich zu vergleichen.
18
Als ich am Dienstagmorgen um acht in mein Büro kam, erwartete mich eine Nachricht von Rose Malone auf meinem Anrufbeantworter. »Hallo Alex, Mr. Battaglia hat mich aus dem Auto angerufen. Er hat um neun ‘ne Besprechung mit dem Polizeichef und will Sie gleich danach sprechen. Ich sollte versuchen, Sie zu erreichen, bevor Sie wegen Ihrer Termine das Haus wieder verlassen.«
Komm schon, Rose, gute oder schlechte Nachrichten? Aber ihre Stimme klang geschäftsmäßig wie immer und verriet nichts.
Die erste Stunde verbrachte ich am PC und erledigte meine Korrespondenz. Dann kam Rod Squires vorbei, um sich über den Verlauf der Ermittlungen zu erkundigen und mir von dem neuen Job seiner Frau zu berichten.
Eigentlicher Grund seines Besuchs unter Kollegen war die Tatsache, dass er mitbekommen hatte, wie Patrick McKinney hinter meinem Rücken mal wieder das Messer gegen mich wetzte. Rod hatte zufällig gehört, wie Pat McKinney Battaglia erzählt hatte, dass ein paar Detectives – und zwar die, die immer noch glaubten, der Täter sei unter Pops, Can Man und deresgleichen zu suchen – der Meinung seien, ich setze dem medizinischen Personal des Mid-Manhattan und des Minuit allzusehr zu.
»Verdammt noch mal. Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb mich der Chef sprechen will. Ich veranstalte ihm zu viel Wirbel im Krankenhaus, und der Verwaltungsrat – natürlich einschließlich Mrs. B. – hat beantragt, dass mir der Fall entzogen wird. Soll ich mich direkt in der Stuyvesant-Psychiatrie in die Zwangsjacke begeben, oder unterstützt du mich, wenn ich gegen McKinney zurückfeure?«
»Natürlich kannst du auf mich zählen, Alex. Aber du solltest dich langsam daran gewöhnt haben, dass sich gewisse Dinge nie ändern – Pat wird dich immer auf dem Kieker haben.«
Rod hatte mich schon in meinen ersten Tagen bei der Staatsanwaltschaft unter seine Fittiche genommen, und ich war ihm für seine Loyalität ausgesprochen dankbar. Ich konnte mich felsenfest darauf verlassen, dass er mich vor
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