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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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sozialen Schichten. So, und jetzt möchte ich wissen, worum es genau geht.«
    »Wenn’s nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen«, begann Parti. »Werblin ist fünfundfünfzig und lebt in den East Sixties. Er hat keine eigene Gemeinde, sondern ist Gelehrter und Schriftsteller. Außerdem ist er manisch-depressiv.«
    »Wird er behandelt?«
    »Er sagt, er sei im Payne Whitney in Behandlung gewesen, habe aber auf eigene Faust das Lithium abgesetzt. Und zwar zu dem Zeitpunkt, als die Zwischenfälle begannen.«
    »Zwischenfälle? Gab es mehrere?«
    »Ja. Wir haben drei Anzeigen gegen ihn vorliegen. Von drei unterschiedlichen Damen.«
    »Und was ist passiert?«
    »Es gibt da einen Reinigungsservice namens ›Die Fröhlichen Elfen‹. Man ruft an und bestellt jemanden, der die Wohnung oder das Büro putzt. Werblin bestellt also eine Putzdame. Er öffnet ihr im Morgenmantel die Tür. Die Frau tritt ein und macht sich an die Arbeit. Normalerweise wartet er, bis sie in der Küche sind. Dann kommt er aus dem Schlafzimmer angeschlichen – splitterfasernackt. Er treibt sie in die Enge, begrabscht sie, befummelt sie, küsst sie. Jede der Frauen konnte sich befreien und flüchten. Der letzten ist er mit einer Gabel, so ‘ner Art Grillwerkzeug, durch den Gang gefolgt.«
    »Haben alle drei das gleiche berichtet?«
    »Na ja, Miss Cooper, nicht ganz. Sehen Sie, die Frauen sind alle Ausländerinnen, Illegale. Zwei aus Osteuropa, eine aus China. Die ersten beiden haben zuerst gar nichts gesagt, sondern sich nur geweigert, noch einmal bei ihm zu arbeiten. Wahrscheinlich hatten sie Angst, ausgewiesen zu werden, wenn sie Anzeige gegen ihn erstatteten. Als dann die Dritte auspackte, hat der Besitzer des Reinigungsservices die ersten beiden gefragt, was in der Wohnung des Rabbis vorgefallen sei. Erst dann haben sie geredet.«
    »Hast du die Frauen schon vernommen?« fragte ich, an Patti gewandt.
    »Nein, Officer Kerrigan wird das für mich in die Wege leiten.«
    »Gut. Ich werde Paul Battaglia gleich von dem Fall berichten. Achte bei der Vernehmung der Frauen bitte darauf, dass sie dir auch wirklich alles erzählen.«
    Es passierte häufig, dass Frauen ihre Rolle als Opfer herunterspielten – besonders dann, wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, kein Interesse daran hatten, mit der Justiz in Berührung zu kommen. Illegale befürchteten oft die Ausweisung oder Strafverfolgung und gingen nicht davon aus, dass auch sie unter den Schutz unserer Gesetze fielen.
    »Wird Patti Dolmetscher brauchen, Officer?«
    »Ja. Ich frage in der Agentur nach, welche Sprachen die Frauen sprechen. Können Sie die Dolmetscher anfordern?« fragte er.
    » Klar.« Wir hatten eine Liste von Dolmetschern, die mehr als fünfzig unterschiedliche Sprachen und Dialekte abdeckten. Wenn die Vernehmung in der Muttersprache des jeweiligen Zeugen durchgeführt wurde, konnte man mit sehr viel genaueren und korrekteren Aussagen rechnen, und der Zeuge bzw. die Zeugin fühlte sich wesentlich wohler.
    »Trag den Fall so schnell wie möglich der Grand Jury vor, Patti. So können wir einem Einspruch wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit des Täters zuvorkommen; ich stehe dir jederzeit gerne für Fragen zur Verfügung. Danke, dass du mich so schnell informiert hast. Falls der Mann vorbestraft ist, beantrage die Erhebung einer Kaution. Und sorge bitte dafür, dass die Frauen begreifen, dass wir ihnen nichts Böses wollen.«
    Als sich Patti und Kerrigan verabschiedeten, klingelte ein Telefon – Battaglia.
    »Haben Sie ein paar Minuten Zeit?« fragte er. »Bringen Sie auch Ihren Kumpel mit, falls er gerade in der Nähe ist.«
    »Er will uns beide sehen, Mikey. Also los.«
    Rose freute sich, uns zu sehen. »Das nächste Mal, wenn ich hier zu tun habe, lade ich Sie zum Lunch ein. Sie sind die einzige Frau, die von Jahr zu Jahr besser aussieht«, schmeichelte ihr Mike. »Der Zigarrenrauch Ihres Chefs muss Wunder wirken.«
    »Gehen Sie schon rein«, sagte sie und wischte Mikes Komplimente, wie immer, mit einer vagen Geste weg. Rose hatte seit zwanzig Jahren mit Cops zu tun und wusste ganz genau, was sie von ihren Schmeicheleien zu halten hatte. Aber immerhin konnte ich aus ihrem angedeuteten Lächeln schließen, dass Paul nicht vorhatte, mir den Fall zu entziehen.
    »Setzen Sie sich«, forderte Battaglia uns auf, während er an einer noch nicht angezündeten Zigarre kaute. »Ich hab’ mich gerade mit Ihrem Boss unterhalten, Chapman. Hab’ versucht, meine Mannschaft hier

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