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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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loswerden. »Haben Sie Gemma Dogen jemals zu einem Spiel begleitet?«
    »Wie bitte?«
    »War sie Sport-Fan? Baseball? Oder Football?«
    »Gemma war selbst eine hervorragende Sportlerin. Sie liebte physische Herausforderungen. Laufen, Kajakfahren, Ski – all solche Dinge, die ich als Zeitverschwendung betrachte. Nein, ich habe nie ein Spiel mit ihr besucht. Und ich kann mich nicht erinnern, dass Gemma jemals eines erwähnt hätte. Einmal im Jahr gehe ich zum Hot-Dog-Essen ins Yankee-Stadion, das ist aber auch schon alles. Über diese Seite ihres Lebens kann ich Ihnen nichts sagen, tut mir leid.«
    Bevor der Aufzug ankam, war Dr. Babson bereits im Treppenhaus verschwunden. Kurz nach fünf verließen wir das Krankenhaus.
    »Wohin?«
    »Was haltet ihr zur Abwechslung von einem netten, selbstgekochten Essen?« fragte Mercer.
    »Mein Kühlschrank ist leider leer, Jungs.«
    »Macht nichts, wir gehen einkaufen. Mike und ich kochen. Alles, was du tun musst, ist, danach das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen.«
    »Einverstanden.«
    Wir waren nur ein paar Blocks von meinem Apartment entfernt. Ich wartete im Wagen, während Mike und Mercer im Supermarkt verschwanden. Zehn Minuten später tauchten sie mit Tüten beladen wieder auf.
    » Also, es gibt Salat, Hühnchenbrustfilets in Senfsauce nach dem Rezept meiner Mutter und dazu sautierte Stangenbohnen.«
    »Mit Knoblauch«, ergänzte Mike. »Ist das für dich ein Problem? In Sachen Liebesleben, meine ich.«
    »Er ist derzeit nicht in der Stadt, Mickey. Also los.«
    Wir parkten in der Third Avenue und liefen zu mir. Anstelle von Zacs Leine fand ich auf dem Tischchen in der Diele einen Blumenstrauß und eine kurze Notiz von Davids Zugehfrau vor, die Zac abgeholt hatte.
    Mike und Mercer machten sich in der Küche an die Arbeit, während ich in meine bequemen Leggings schlüpfte und den Anrufbeantworter abhörte: eine Nachricht von Drew, der erfolglos versucht hatte, mich im Büro zu erreichen, ein Anruf von meiner Mutter, die mich an den Geburtstag meiner Schwägerin erinnerte, und ein kurzes Hallo von Nina, die in einem Stau auf dem Santa Monica Freeway steckte.
    Dann beobachtete ich die beiden Köche bei der Arbeit. Mikes Sakko und Mercers Jacke lagen auf dem Wohnzimmersofa, die Krawatten steckten zusammengerollt in den Taschen. »Wir sind so weit«, verkündete Mercer schließlich. »Lasst uns vor dem Essen noch die Nachrichten sehen, okay?«
    Wir gingen rüber ins Wohnzimmer und genehmigten uns einen Aperitif, während wir auf die 18-Uhr-30-Nachrichten warteten. Mike rief Peterson an, um ihm von den beiden Gesprächen zu berichten und zu hören, was der Rest des Teams herausgefunden hatte; doch es gab keine großen Neuigkeiten – die Detectives hatten weiter alle Gänge der unterirdischen Katakomben durchkämmt, sich mit den Bewohnern unterhalten und nach Spuren gesucht.
    Mike legte auf und blickte uns an. »Peterson will wissen, zu welchen Schluss wir nach dem heutigen Tag gekommen sind. Ich hab’ ihm gesagt, dass wir noch keine Gelegenheit hatten, uns darüber zu unterhalten.«
    »Diese Frage ist mir den ganzen Nachmittag im Kopf herumgegangen – was denke ich? Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass wir von Anfang an schiefgelegen haben. Und zwar von dem Augenblick an, als ihr am Tatort ankamt.«
    Mercer beugte sich vor und nickte nachdenklich; er ahnte, worauf ich hinauswollte.
    »Ich will damit sagen, dass ihr genau das gesehen habt, was der Mörder wollte, dass ihr seht: einen Sexualmord. Ein Opfer, das im Kampf gegen seinen Vergewaltiger den kürzeren gezogen hat. Die Tat eines Gestörten, der mitten in der Nacht ganz zufällig auf diese Frau trifft, die jede andere hätte sein können. Und genau daran glaube ich nicht mehr.«
    Mike schaltete den Ton des Fernsehers ab und starrte mich an.
    »Gemma Dogen ist einem ganz gewöhnlichen Mord zum Opfer gefallen«, fuhr ich fort. »Der Mörder hat seine Tat als Sexualverbrechen getarnt, damit wir nach jemandem suchen, der in keinerlei Verbindung zum Opfer steht. Nach jemandem wie Pops oder Can Man. Und von solchen wimmelt’s im Mid-Manhattan nur so. Der Mörder hat sie kühl berechnend getötet, ihr die Strumpfhose ausgezogen und ihren Rock hochgeschoben. Ich glaube nicht, dass jemand wirklich versucht hat, sie zu vergewaltigen. Im Gegenteil: Eine sexuelle Beziehung mit Dr. Dogen ist wahrscheinlich das Letzte, woran der Mörder Interesse hatte.«
    »Vielleicht war mein Wunsch, dich bei diesem Fall dabeizuhaben, so

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