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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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stark, dass ich gar nichts anderes als ein Sexualverbrechen in Betracht gezogen habe«, bemerkte Mike.
    »Ist das Ganze nicht logisch? Der Mörder arrangiert die Leiche so, dass alles auf eine Vergewaltigung hindeutet – oder zumindest auf den Versuch einer Vergewaltigung. Aber es gibt keinerlei Spuren von Sperma, keine der Verletzungen ist typisch für ein solches Verbrechen, nicht einmal ein einziges Schamhaar des Täters wird gefunden. Ich wette, dass der Mörder an alles andere als Vergewaltigung gedacht hat. Je mehr wir über Gemma Dogen wissen, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass sie aus anderen Gründen umgebracht wurde und der Mörder uns ganz gezielt in die falsche Richtung lockt.«
    »Dann ist es also pure Zeitverschwendung, durch die Katakomben zu laufen und die Penner zu befragen. Der Mörder ist nicht umnachtet, sondern bei vollem Verstand – wie die Jungs in den teuren Anzügen und in den weißen Kitteln«, fasste Mike zusammen.
    »Es ist so, wie Spector gesagt hat«, entgegnete Mercer. »Die Ärzte werden allmählich paranoid, weil du die Ermittlungen führst.«
    »Das ist doch Unsinn. Sie werden kaum jemanden finden, der mehr Respekt vor Ärzten hat als ich. Die beiden Männer, die ich in meinem Leben am meisten geliebt habe«, antwortete ich und dachte dabei an meinen Vater und Adam, meinen tödlich verunglückten Verlobten, »waren Ärzte – die engagiertesten, herzlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann.«
    »Es hat ja niemand behauptet, der Mörder sei unter den Ärzten zu suchen«, wandte Mike ein. »Aber es ist ziemlich wahrscheinlich, dass er Dogen gut gekannt hat – ihre Gewohnheiten, ihren Tagesablauf.«
    »Den morgigen Tag werden wir wohl im Mid-Manhattan verbringen«, schlug Mercer vor. »Weiß der Ex-Mann eigentlich schon Bescheid?«
    »Ja. Der Lieutenant hat heute Nachmittag in London angerufen und ihm die Nachricht mitgeteilt. Er war tief getroffen und schockiert. Er sagte, es sei, als habe er seinen besten Freund verloren.«
    »Ich hoffe, dass er in die Staaten rüberkommt und uns für Vernehmungen zur Verfügung steht. Ich wette, er kann Licht ins Dunkel bringen.«
    Wir diskutierten noch eine Weile, sprachen über die Zeugen und überlegten, wen wir im Lauf der Woche noch vernehmen mussten.
    Als auf dem Bildschirm der Vorspann von »Jeopardy« erschien, schaltete Mike den Ton wieder ein.
    Mercer rief derweil Maureen an, um zu hören, wie es ihr ging. Dann reichte er den Hörer an uns weiter.
    Sie berichtete, dass sie eine Visite von John DuPre gehabt habe. »Ist das nicht einer von den beiden, die Pops im Röntgenraum aufgestöbert haben? Ich musste mich schwer beherrschen, ihn nicht um einen persönlichen Untersuchungstermin zu bitten. Sag bloß, dir gefällt er nicht, Alex? Also ich finde ihn toll.«
    »Ich verrat dir morgen, wie ich ihn finde. Mike will, dass wir ihn noch einmal befragen. Denk dran, Mo, wir haben deinem Mann versprochen, keinen Arzt an dich ranzulassen, also beherrsch dich.«
    »Was soll eine einsame Frau denn hier sonst tun? Die einzige Neuigkeit, die ich heute erfahren habe, stammt von meiner Zimmernachbarin. Sie sagt, ihr Internist habe behauptet, Gemma hätte ‘ne Schwäche für junge Männer gehabt.«
    »Wie jung? Hat sie Namen genannt?«
    »Nun, die Dame, die mir diese Geschichte erzählt hat, ist zweiundachtzig. Ich schätze, jeder Sechzigjährige ist für sie ein Jüngling. Nein, Namen hat sie nicht genannt.«
    »Sarah kommt dich morgen besuchen. Während wir sprechen, werde ich übrigens von meinen beiden Musketieren bekocht und bedient.«
    »Mach mich nicht neidisch. Ruf mich später noch einmal an.«
    Das Quiz steuerte seinem Höhepunkt entgegen; der blinde Kandidat, ein Linguist aus Tampa, führte mit einem Vorsprung von viertausend Dollar vor seinen beiden Kontrahenten. »Die heutige Preisfrage«, verkündete Trebek, »kommt aus dem Bereich Kunst. Nach einer kurzen Werbepause sind wir wieder da, bitte bleiben Sie dran.«
    Mike konnte es nicht fassen. »Wie kann man einem Blinden eine Frage über Kunst stellten? Das ist doch eine Unverschämtheit, eine Diskriminierung, das ist …«
    » Und am allerschlimmsten ist, dass du keine Ahnung von Kunst hast, Detective Chapman, stimmt’s?«
    »Ich setze fünf Dollar, Coop.«
    »Tut mir leid, Chapman, unter zehn Dollar geht hier gar nichts. Ich schlage fünfzig vor, will schießlich mein Geld wieder.«
    Mercer fungierte wie gewöhnlich als Unparteiischer. »Zehn Dollar, und die Wette

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