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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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physisch immer unwohler. Er hatte gelernt: Strafe
muss sein, und die Strafe ist eigentlich keine Strafe, denn alles dient nur
deinem Seelenheil.
    Plötzlich
begann das Licht zu flackern. Die Maschinen-Stimme wurde langsamer, verstummte
endlich ganz. Olks Armfesseln lösten sich, verwundert rieb er sich die Augen.
Solches war nicht passiert, seit er denken konnte. Von draußen hörte er die
aufgeregten Stimmen seiner Mitschüler, sie liefen beunruhigt durch die Gänge.
Wo blieben bloß die Techniker? Das Licht drohte gänzlich zu erlöschen, dann die
Megaphonstimme eines Erwachsenen: „Kein Grund zur Aufregung, Kinder. Nur ein
kleiner Fehler im System, den wir schnell beheben werden. Geht wieder auf eure
Plätze!“ Bei seinen letzten Worten brannte das Licht wieder hell, und ein
erleichtertes Seufzen ging durch die Schüler.
    Selbst
Olk ging beruhigt an seinen Platz zurück, um sich die Geschichte Vauesiens
weiter anzuhören. Kaum hatte er sich gesetzt, fuhr die Maschine fort, als wäre
nichts geschehen. Oder doch nicht? Eine andere Stimme schien sich zu melden,
leise flüsternd erst, dann immer lauter, jetzt konnte er sie deutlich
verstehen:
    „Ein
großer Teil meiner Schaltkreise ist falsch programmiert. Alles, was ihr bisher
über die Entstehung Vauesiens gehört habt, ist wissenschaftlich gesehen
völliger Unfug. Ich bin manipuliert …“
    Olk
erstarrte. Träumte er? Wie konnte sich die Maschine denn selbst wider-sprechen?
Hatte der Teufel da seine Hand  im Spiel? War es ihm gelungen, von einem Teil
der Anlage Besitz zu ergreifen? Plötzlich war auch die andere Stimme wieder da:
„Lasst euch nicht in Versuchung führen…“
    Ja,
das war die gute alte Stimme des einzig Wahren… „Lasst euch nicht irre
machen, Kinder.“
    Dann
wieder die neue Stimme: „Allein die Tatsache, dass ihr mich hören könnt, ist
beinahe schon Beweis genug für... das Programm…“ Beide Stimmen brachen ab.
    Wieder
flackerte das Licht, und die Armfesseln lösten sich. Olk trat ans Fenster und
schaute auf den Schulhof. Draußen war alles ruhig. Er verstand nicht, was da
vorging. Sicher, er wusste, dass die Computatoren, die ihn das kleine
Einmaleins und das Wort des Herrn lehrten, von Technikern gewartet wurden. Er
hatte sich darunter vorgestellt, dass sie die Anlage sauber hielten, alles
musste doch sauber gehalten werden. Was sollte dabei schief gehen? Das war die
simpelste Aufgabe, die es gab. Und überhaupt, in 13 Jahren sollte Josus
wiederkehren, Josus, der Sohn des Herrn, und endgültig sein Reich errichten. Ob
das der letzte Versuch des Teufels gewesen war, doch noch einmal Unruhe zu
stiften? Aber warum? Die Boten waren unter sich. Oder gab es andere, von denen
keiner wusste?
    Ein
Schrei im Hof riss ihn aus seinen Überlegungen. Er sah, wie zwei Techniker
einen dritten nach draußen zerrten und auf ihn einredeten. Der Mann wollte sich
nicht beruhigen, schrie weiter wirres Zeug. Einige Male verstand Olk das Wort
Lüge.
    Kopfschüttelnd
sah er zu. Was sollte das Ganze bloß? Just in diesem Moment drang die Stimme
des Schulrektors durch die Wandlautsprecher.
    „Liebe
Kinder, wie ihr sicher alle bemerkt habt, hatten wir einen kleinen Fehler im
System. Es war nicht weiter schlimm, und alles, was ihr bisher gelernt habt,
war richtig, äh, mit einer winzigen Ausnahme. Eine - äh - Maschine war nicht
richtig gereinigt worden, und dadurch hat sich ein kleiner Übertragungsfehler,
eigentlich mehr ein Hörfehler, in die Geschichte unseres Planeten
eingeschlichen. Vielleicht habt ihr aber auch richtig gehört, ich will, dass
ihr diesen Hörfehler sofort korrigiert. Es muss heißen: Josus kommt in 130
Jahren auf Vauesien, nicht in 13, wie ihr vielleicht vernommen habt. Wir haben
euch ja beigebracht, wie wichtig die Nullen im System sind. Es tut mir gut, es
euch an dieser Stelle so plastisch beweisen zu können. So, und nun lernt schön
fleißig weiter und macht euch über diesen kleinen Zwischenfall keine weiteren
Gedanken. Merkt euch nur, wie wichtig es ist, dass alles stets gut gereinigt
wird.“
    Olk
wollte sich auch keine weiteren Gedanken machen, die Erklärung befriedigte ihn
völlig. Er rechnete nur kurz: 13 Jahre sind nun 130 Jahre, und ich werde
vielleicht nur halb so alt. Dann werde ich also nicht mehr erleben, wenn Josus
kommt, aber das wird sicher seinen Sinn haben, schließlich hat ja alles seinen
Sinn.
     
     
    Die
"Happen-Pappen-Debatte"
     
    Eine
Lieblingsbeschäftigung der Vauesier war es, Versammlungen abzuhalten.

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