NOVA Science Fiction Magazin 20
fluoreszierende
Fläche genau dieser Ort war.
Benedict
fror plötzlich und spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten.
Was
würde geschehen, wenn er den blauen Lichtkreis betrat?
Dabei
war ihm durchaus klar, dass ihm körperlich keine Gefahr drohte, dennoch verstärkte
sich das flaue Gefühl im Magen wie beim Blick in einen Abgrund.
Aber
ihm blieb keine Wahl. Er musste es hinter sich bringen, auch wenn sich alles in
ihm dagegen wehrte. Benedict hatte gelernt, seinen Körper dem eigenen Willen zu
unterwerfen, und so zwang er seine widerstrebenden Muskeln, den ersten,
entscheidenden Schritt zu tun. Sein rechter Fuß drang ein in das blaue
Leuchten, verharrte einen Moment und fand schließlich festen Stand. Benedict
spürte nichts, kein Kribbeln, kein Brennen, nicht einmal einen
Temperaturunterschied. Dennoch schlug ihm das Herz bis zum Hals, als er sein
Gewicht nach vorn verlagerte und sein linkes Bein nachzog, so dass er mit
beiden Füßen im Zentrum des leuchtenden Kreises stand.
Nichts , dachte Pater Benedict fast ein
wenig enttäuscht, als das Schwindelgefühl plötzlich übermächtig wurde und er
fiel.
Benedict
kannte das Gefühl des Skips, und deshalb verfiel er auch nicht in Panik,
als er halb benommen durch die Dunkelheit trieb. Es konnte nicht lange dauern,
bis er ankommen würde an einem gewiss wunderschönen Ort, der den Menschen das
Paradies vorgaukeln sollte.
Doch
es kam anders. Vollkommen anders …
Drei
Tage marschierte Pater Theodorus, Provinzial der südöstlichen Territorien,
eiligen Schrittes über den Innenhof in Richtung der Unterkünfte, um seinem
Schützling einen Besuch abzustatten. Er entsprach damit auch einer Bitte des
Abtes, der ernsthaft besorgt schien. Der Zustand des jungen Paters, der seit
seiner Rückkehr seltsam in sich gekehrt, ja beinahe geistabwesend wirkte, hatte
sich bislang kaum verändert.
Sie
hatten ihm Zeit gegeben, natürlich, schließlich wusste niemand, was er dort gesehen und erlebt hatte. Dennoch hatten sie natürlich darauf gehofft, dass er
sich über kurz oder lang so weit erholt hatte, dass er ihnen Bericht erstatten
konnte. Doch ihre Erwartungen waren bislang enttäuscht worden.
Es
schien sogar, dass sich Bruder Benedict innerlich immer weiter von ihnen
entfernte. Dabei verletzte er keinerlei Regeln, erschien pünktlich zu allen
offiziellen Terminen und den gemeinsamen Mahlzeiten, vermied aber jeden
persönlichen Kontakt.
Natürlich
hätte er Bruder Benedict als dessen direkter Vorgesetzter auch zu sich bitten
können, aber das wollte Theodorus nach Möglichkeit vermeiden. Eine offizielle
Vorladung würde den jungen Pater nur vor den Kopf stoßen und die Kluft
vergrößern, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte.
Immer
noch ein wenig außer Atem vom schnellen Gehen klopfte Theodorus an die Tür
seines Schutzbefohlenen, der offenbar beschäftigt war, denn es dauerte geraume
Zeit, bis er endlich öffnete. Bruder Benedict schien überrascht zu sein und
eine Spur verlegen. Offenbar hatte er sein Habit in größter Eile übergezogen,
denn es saß nicht korrekt, und er war außerdem barfuss. Vielleicht hatte
Theodorus ihn bei der Körperpflege gestört. Der Provinzial entschuldigte sich
und bot an, später wiederzukommen, aber der junge Mann schien sich inzwischen
gefasst zu haben.
„Nein,
ich bin gleich soweit, Vater Theodorus“, erwiderte er höflich, „nur noch einen
Moment bitte ...“ Damit verschwand er noch einmal kurz hinter der Tür, war aber
sofort wieder zurück. Diesmal trug er Sandalen. Mit einer weiteren
Entschuldigung, die Unordnung betreffend, gab der Jüngere schließlich die Tür
frei.
Abgesehen
von einer Handvoll Bücher und einem aufgeschlagenen Notizblock auf dem
Schreibtisch war in dem spartanisch eingerichteten Raum allerdings keinerlei
Unordnung zu bemerken.
„Ich
will ganz offen sein, Bruder Benedict“, begann Theodorus, nachdem beide Platz
genommen hatten. „Dein Verhalten bereitet uns Sorgen. Eine Gemeinschaft wie die
unsere beruht auf Vertrauen und Offenheit. Wir wissen nicht, was dir dort widerfahren ist, aber wir können dir nur helfen, wenn du bereit bist, mit uns
zu sprechen. Leider hast du dich bislang nicht dazu durchringen können, wofür
es sicherlich gute Gründe gibt. Nur hat es zumindest für mich den Anschein, als
sei die Last zu schwer für dich.“
„Es
tut mir leid, dass ich die Geduld meiner Brüder und der Oberen über Gebühr
beanspruche“, erwiderte Benedict zögernd. „Ich hätte mir
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