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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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draußen und schaute. Durch die
tuchbespannten Gatter schien jede Bewegung abgehackt, langsam, in Einzelbilder
zerstückelt, auch als der Baumeister zum Waschzuber trat, einen Stock nahm, den
Inhalt umrührte, dann mit langem Arm hineingriff und einen Haufen Wolle nass
auf den Boden klatschte. Weiße Fäden, die hängen blieben, riss er ab, warf sie
dazu.
    Seitlich
Bottiche mit gekämmter Wolle: luftige Kammzüge zum Spinnen; Garnknäuel,
schwarz, braun, weiß, liebevoll auf den Regalen sortiert, und hinten, im Lager,
stapelte sich das fertige Tuch.
    „Ist
das für die Windflügel?“, brüllte Rorron, doch Ava hörte ihn nicht.
    Das
Getriebe bollerte laut.
    An
einer Wand, halb beschattet, stand der Webstuhl, ein riemenbetriebenes Spinnrad
– darüber das Räderwerk; und wie ein Zelluloidfilm, der ruckelte, sah Rorron
die Zahnkränze arbeiten, mal schnell, mal langsam, seltsam wie rückwärts
laufend. Da glänzte etwas, hell, und als der Sucher ahnte, was es sein könnte,
trat er nah an die Mühle heran. Der Wind hatte aufgefrischt, das Segeltuch
knatterte, wölbte sich, peitschte das Gitterkreuz; rasch und heftig wischten
die Flügel an ihm vorbei.
    Rorron
kniete nieder, sah mehr:
    Oben,
im Haubendach, im Schatten, wo die Flügelwelle die Holzwand durchstieß,
rotierte das Kammrad, klackerte, knarzte, trieb die Königswelle, stehend
verbaut, und auch ein Kronenrad unten an – es war vergoldet! Rorron wusste
gleich, dass es zur großen Maschine gehörte, so riesig und prunkvoll; nie zuvor
hatte er ein edleres Teil gefunden.
    Wie
kam es hierhin? Vielleicht vom Überdruck versprengt?
    Er
musste es haben!
    Indes
war Ava einer Treppe gefolgt, hinauf zur Galerie, links am Geländer entlang,
und legte dort die Bremse ein, womit er das ganze Mühlenwerk sperrte: ein
Knirschen, ein Krachen, als das Getriebe bockte und stöhnte – Achsen, Wellen,
Riemen und Kränze, Zähne, Stifte.
    „Der
Sturm kommt“, sang Ava, während er die Stufen runterhüpfte, ein Weiser, ein
Kind; lief lachend auf den Hang heraus, das karge Stück, so lang beackert, bis
die Felder endlich Früchte trugen. Draußen kletterte er am Gitterkreuz hoch,
Latte für Latte, bis er ein Tau greifen konnte, den Flaschenzug, um das
Segeltuch zu reffen. Er zog daran, halbe Fläche. Kletterte runter, lief erneut
in den Bau, und für einen Moment drehte sich die Windmühle, stockte.
    „Ermüdend“,
seufzte Rorron, der längst die Lust verloren hatte, die Arbeit zu verfolgen; er
wollte ohnehin nicht helfen. Daher wandte er den Kopf und musterte die tiefen
Bergfalten: Schatten klebte darin wie Pech.
    „Los,
los, Beeilung.“ Ava, jäh neben ihm, zerrte den Titanen mit sich. „Oh, es wird
donnern, blitzen.“
    „Ja
was“, fauchte Rorron, Zorn in den Augen. „Was soll das Possenspiel?“ Doch er
sträubte sich nicht länger, und Ava führte ihn zum Schöpfrad, links um die
Mühle herum …
    Seile
knarzten, als er den Riemen von der Leer- auf die Festscheibe schob, den
Antrieb einkuppelte, und sogleich volle Kübel aus dem Brunnen aufstiegen,
gluckerten; zischend ihr Wasser in eine Holzrinne gossen, abtauchten, während
es zu einer Schafstränke rauschte.
    Die
Herde folgte! Meckernd, blökend sprang sie den Hügel herauf, wo sie struppiges
Gras gezupft hatte; knuffte sich in die Rangordnung zurück, ehe der Leitbock
trank, darauf eine Zibbe mit Lamm.
    Ava
kam in ihre Mitte; und Rorron sah ihn dort stehen, umringt von seinen Schafen,
die ihre Nüstern an seine Hand stupsten, Hafer wollten sie, und an ihm schnupperten
– ein Hirte, allein unter bleiernen Wolken. Es rührte ihn, er fühlte etwas wie
Trauer, weil er Schönes opfern musste für ein höheres Ziel. Doch er wollte als
Held zurückkehren, und sie würden ihn feiern, mit Musik und mit Tanz und bunten
Bändern, tagelang.
    „Eilt
euch, eilt euch“, rief Ava und nahm die überlangen Arme zur Hilfe, um die
Tiere, sture Hammel, ganze Gruppen, zum Stall hochzutreiben: Das war kein
Bretterverschlag, windschief und voller Ritzen, sondern fachkundig gezimmert
und mit Farbe bestrichen – Dach, Wände, Fenster. Als das letzte Lämmlein
hineinlief, schlug er rasch die Holztüre zu, verriegelte sie. „Geschafft!“
    Rorron
nutzte die Gelegenheit und streckte den goldenen Harnisch vor: „Siehe“, rief er
mit öliger Stimme, „ein verletzter Vogel bin ich … Meine Flügel sind lahm.
Kannst du mich heilen?“
    Ava
schaute ihn an, nickte. „Ich hole mein Werkzeug.“ Direkt lief er zur Mühle,
verschwand; und

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