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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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mit automatischer Psychotronik versehen.
Aber freiwillig? Nein, nie!
Und Eileen wollte dort hinein.
Ist es verwerflich, mit zweierlei Maß zu messen? Ich war bereit, ihren Entschluß, sich der Maschine anzuvertrauen, zu akzeptieren, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte, als daß sie sich mit ihren Sorgen an mich wandte. Sie war schließlich die einzige Frau unter vierzehn Männern. Und wenn sie mit mir…
Ich schalt mich einen Dummkopf. Womit hatte ich ihr denn zu verstehen gegeben, daß ich ihr Zuneigung entgegenbrachte und ihr Vertrauen verdiente? Die wenigen, im Grunde nichtssagenden Gesten der Freundlichkeit waren kein Beweis, im Gegenteil.
Vielleicht hätte ein Wort genügt, eine Handbewegung, ein Lächeln, aber ich brachte nichts über die Lippen. Blieb stumm wie ein Fisch, unterwarf mich ihrer Entscheidung und ließ sie gehen.
Es wäre besser gewesen, ich hätte sie gefragt.
    In solch einer kleinen Gemeinschaft, weit entfernt von der Erde, fällt jede Abweichung auf. Wir sind mit allem sparsam, mit Worten und auch mit Gefühlen, und aus diesem Grunde störte mich Eileens Verhalten auf eine beunruhigende Weise.
    Ich war froh, daß mein Außendienst am Wrack begann, und bereits auf dem Weg zur Hangerschleuse lenkte mich die Erwartung der Arbeit ab.
    Der vollbärtige Lech, mein Fahrer, Technotroniker wie ich, nörgelte. »Shamir – nun beweg dich endlich; die anderen warten auf Ablösung.«
    Seine finstere Miene mit den zusammengekniffenen buschigen Augenbrauen verriet mir, daß er nicht böse war. Es bereitete ihm eine Art Vergnügen, ständig den Mürrischen zu spielen. Wenn Lech sich wirklich ärgerte, fiel seine burschikos brummige Art von ihm ab wie ein ausgedienter Mantel; dann wurde er verletzend und zynisch und konnte mit seinen Worten ätzende Säure verspritzen. Das habe ich allerdings nur wenige Male bei ihm erlebt.
    Meist strahlte sein friedfertiger, freundlicher Charakter durch sein grimmiges Gesicht hindurch; ob er nun wollte oder nicht. Nur Neulinge ließen sich ein paar Tage damit erschrekken.
    Ich stieg in den Raumanzug und zwängte mich in die enge Kanzel. Der kalte Motor gab ein gequältes Stöhnen von sich; erst nach Sekunden summte er ruhiger, und wir rollten aus dem Hangar. Das Fahren auf VESTA mit unseren alten KettenTROJAS war eine Tortur und ein Kunststück zugleich, doch Lech erwies sich als Virtuose am Steuer. Allerdings kein feinfühliger. Lachfältchen gruben sich um seine Augenwinkel, wenn er sich austobte. Die zerklüftete Oberfläche des Planetoiden durchraste er wie im Traum und nahm problemlos Hindernisse, bei denen ich weite Umwege vorgezogen hätte. Ich glaube, er besaß dafür einen besonderen Sinn.
    Ich allerdings war jedesmal wie gerädert, aber bessere Fahrzeuge hatte man uns nicht bewilligt. Der Dispatcherökonom, der die Ausrüstung zusammengestellt hatte, brauchte ja schließlich nicht in den schlecht gefederten TROJAS zu fahren.
Wir benötigten kaum eine Stunde, um zum Wrack zu gelangen.
    Ebell und Leo warteten schon auf uns. Sie hockten auf ihrem Fahrzeug, als gäbe es nichts Besseres zu tun, und baumelten mit den Beinen. Ein Bild unbeschwerter Eintracht, aber voll kindischer Komik. Die beiden waren sich dessen nicht bewußt. In ihrer Haltung steckte ein Quentchen ungewollter, herber Witz. Ich vermag es nur so zu erklären, daß Ernst und Konzentration unserer Arbeit einen natürlichen Ausgleich schufen, unartikulierte Kanäle, Spinnerei manchmal. Die tödliche Fremde des Weltraums bringt manche Sonderlichkeiten unter uns Menschen hervor. Solche Situationen gab es in vielfältiger Weise. Man brauchte nur das Gespür dafür zu haben, um lachen zu können.
    Wir gingen in die provisorisch eingerichtete Aufenthaltsschleuse, die sich direkt an das Raumschiffwrack anschloß, um die Arbeit abzustimmen.
    Auf dem Tisch lag der mit Stahlnägeln befestigte Lageplan. »Wir sind nicht viel weitergekommen«, erklärte Leo. »Den Nekrosektor haben wir vermieden und sind hier in westlicher Richtung in die darüberliegende Ebene vorgedrungen.« Er tippte auf die Karte mit den rosa und grünen Strichen. »Dort gibt es Schleusen, an denen zeitweilig hohe Spannungen anliegen. Das sind die schwarzen Kreuze.«
Ich sah ihn fragend an.
»Wir konnten keine feststehende Periode ermitteln. Die Dauer schwankt zwischen zwei und siebzehn Minuten. Der Zeitpunkt ist bei jeder Schleuse unterschiedlich.«
Er führte die Aufnahmen am Monitor vor.
Es handelte sich um schräg gegeneinander

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