Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nova

Nova

Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
Vom Netzwerk:
Sekunden setzte sein Herzschlag aus. Ich bin tot, befahl das Gehirn mit absoluter Gewißheit. Dann siegte seine robuste Natur und setzte sich über den künstlichen Befehl hinweg. Gewaltig pochte das Herz weiter.
Der Laserstrahl erlosch, ohne den Baum zu durchschlagen.
Gehetzt sprang Emiel auf, wechselte die Deckung und schoß zurück. Doch der Platz, auf dem Jardok hätte stehen müssen, war leer.
Emiel jagte weiter über den Weg, ohne zu bemerken, daß einige der Soldaten starr umherstanden. Da drang ein »Halt« an sein Ohr.
    Es waren die Frau und der Mann aus seinem Haus, die da riefen und langsam auf ihn zukamen, als gäbe es die Kompanie nicht.
    Aber Emiel hörte nicht auf sie. Während der Ausbildung hatten sie Scheingefechte gegen Computergegner in technischen Bauten führen müssen. In ihrem strapazierten, bis zum Umfallen geschundenen Körper brannte der Wille, einmal, wenigstens einmal die Copter schneller zu treffen als diese den Soldaten. Emiel hatte es nie geschafft – der Commiser ein paarmal.
    Er wußte, Jardok steckte irgendwo und wartete nur darauf, sein Ziel zu finden. Wieder rollte er sich über den Boden, prallte gegen eine Mauer, sprang auf und raste in Zickzacksprüngen auf das Rondell zu.
    Etwas bremste ihn. Im Lauf verspürte er einen immer stärker werdenden Widerstand. Die fremde Kraft schloß ihn völlig ein, machte ihn unfähig, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
    Verwundert registrierte er die Schwerelosigkeit, die ihn gleich einem Feenschleier umgab. Sie fesselte und befreite. Genugtuung erfüllte ihn.
    Hoch im Zenit glühte die Sonne; er sehnte sich nach ihrer friedlichen Wärme, in dieser Zeit, in der er die erdrückende Last der Vergangenheit und der Angst abgeworfen hatte.
    Sein Wunsch, sich unter ihren Strahlen nackt auszuziehen, alles von sich zu werfen, wurde so stark, daß er den fremden Widerstand sprengte.
Vor sich sah er den Mann und das Mädchen. Scheu faßte sie nach seiner Hand.
     
»Du kannst bleiben«, sagte der Mann. »Die anderen werden sterben. Wir haben sie zurückgeschickt.«
    Der plötzliche Übergang von der Helligkeit in das Dunkel der Nacht lähmte die Soldaten. Jardoks Laser glühte noch. Der Commiser blickte gehetzt um sich, nicht verstehend, was geschehen war. Zornbebend ließ er durchzählen.
    »Dreißig!« tobte er. »Nur dreißig! Emiel fehlt – wo ist das Schwein, dieser verfluchte Verräter!« Er schrie aus voller Lunge.
    Warner warf vor ihm seine Waffe in den Staub.
Für einen Augenblick stutzte der Commiser, so ungeheuerlich war Warners Verhalten. Dann brach die Wut wieder durch. »Du also auch… dir werd’ ich’s zeigen…«, keuchte er und legte den Laser an. »Mir verweigert keiner mehr den Befehl!«
Um ihn herum fielen andere Waffen zu Boden. Überrascht blickte Jardok sich um. Da erkannte auch er die auftauchenden feindlichen Soldaten, hinter denen drohend Turbocopter standen.
Haben sie uns also doch aufgespürt, dachte er voller Haß.
»Feuer!« schrie er, schoß selbst und registrierte mit Befriedigung, daß einige der Kompanie dem Befehl Folge leisteten.
Dann wurden seine Augen von einem gleißenden Lichtpunkt geblendet. Er funkelte und brannte so stark, daß er sich durch Jardok hindurchfraß.

Das Wrack
    Ich habe Eileen und die Vorgänge auf VESTA nie vergessen; obwohl, ich wünschte mir manchmal, ich könnte es. Wenigstens einige Dinge.
    Oft, wenn ich durch den Akazienpark vor unserem Haus spaziere, muß ich an sie denken. Mir ist, als müßte sie dabeisein, meine Freude an der Ruhe teilen – oder sie durch ihre Anwesenheit verdoppeln, und… Doch wenn ich ehrlich bin, hasse ich die unbefriedigende Stille, die Zurückgezogenheit und Isolation, das scheinbar befriedigende Gefühl der Erinnerung, das soviel Unruhe zurückläßt, weil Vergangenes, Schönes und Erregendes fehlt. Leider unwiderbringlich. Verwehtes Glück, das vielleicht nur in meiner Einbildung existiert, weil ich versäumte, es am Schopf zu packen und auszukosten.
    Aber wo steht schon geschrieben, daß das Leben ununterbrochen allumfassende Zufriedenheit über uns Menschen ausschütten muß? So etwas glaubt man nur in der Jugend, wenn man von der Liebe, dem Glück und der Arbeit träumt und wenn man darangeht, den Grundstein seines Lebens zu setzen. Erst später, im Zurückblicken, bemerkt man plötzlich, daß das Haus ganz anders geworden ist, als es der Vorstellung nach hätte werden sollen.
    Nachts sitze ich gern auf einer Bank. Mir ist gleich, auf weicher; ich

Weitere Kostenlose Bücher