Nova
Was wiederum bedeuten würde, daß sie uns hätten vernichten können, wenn sie nur gewollt hätten.«
Kyodo kratzte sich am Kopf. »Du meinst… der Angriff stellte eine Art Warnung dar?« Er schüttelte seine Mähne. »Glaube ich nicht. Das ist mir zu spekulativ.«
»Denk doch nur an die Weckfrequenz des Wächterroiden. Das stimmt mich nachdenklich. Ich bezweifle, daß wir im umgekehrten Fall in der Lage gewesen wären, den Angriff so durchzuführen.«
Velasco begann auf Nariks Seite umzuschwenken. Was der sagte, besaß durchaus einen realen Kern.
»Versetzen wir uns in die Lage der Fremden«, sagte er bedächtig. »Auf unserem Planeten landet ein Raumschiff, erforscht mit Satelliten und Amphibienlabors unsere Welt…«
»Und bemerkt uns nicht…«, warf Kyodo ein.
»Laß mich ausreden«, entgegnete Velasco unwirsch, der solche Unterbrechungen nicht liebte. »Dann tötet ein Mensch zwei von uns. Bis zu diesem Moment haben wir sie gewähren lassen und ihnen keine Hindernisse in den Weg gelegt. Und nun sollten wir sofort das ganze Raumschiff vernichten? Der Gedanke an eine Warnung vor weiterer Einmischung erscheint mir durchaus glaubhaft.«
»Dann verratet mir mal, wo und wie versteckt sich denn eine solche Superzivilisation?« rief Kyodo. »Da müssen Häuser sein, Städte, Fabriken, Wärmeinseln, die Spur wenigstens einer Besiedlung… aber hier gibt es nichts. Uns überlegene Technologie auf ZERO? Sie ist da und auch nicht da? Nein, nein…«
»Deine Frage schließt unsere Überlegungen nicht aus«, erwiderte Narik. »Unterlegene technische Entwicklung kann sich nicht verbergen. Wohl aber bessere, wenn ich auch nicht weiß, wie. Aber das scheint mir nicht die Kernfrage zu sein. Unbestritten ist die Existenz fremder Wesen – wo aber sind sie, und wie treten wir mit ihnen in einen Dialog?«
»Vielleicht sind es nur wenige«, sagte Asher. »Wir setzen Zivilisation stets analog mit unserer Erde und deren vollständiger Besiedlung. Vielleicht ist ihre Zahl so begrenzt, daß sie sich tatsächlich leicht vor uns verbergen können? Oder sie tun nicht einmal das, sondern wir haben sie nur noch nicht gefunden. Sie könnten unter der Planetenoberfläche leben.«
»Wir werden sie finden.« Narik dachte einen Moment nach. »Gestern habe ich Velascos Aussagen und Behauptungen ins Reich der kranken Phantasie verwiesen. Ob sie auch die Rinder auf uns gehetzt haben? Wozu? Wenn sie schon unsere bloße Anwesenheit als störend empfinden?«
5
»Gib mir bitte noch einmal die Spektrogramme des Satelliten«, wendet sich Kyodo an Narik. »Da muß sich etwas finden lassen, was uns weiterbringt.« Er nahm die Folien entgegen, suchte und sonderte zwei zum Vergleich aus. Er hob sie nebeneinander vor die Augen. »Nichts zu sehen…«, murmelte er leise. Seine Arme sanken herab, die Folien fielen zu Boden. Sein Gesicht überzog sich mit auffallender Blässe. Er taumelte.
»Kyodo – was ist mir dir?« fragte Asher.
»Ich weiß nicht, ich fühle mich nicht besonders…«, erwiderte er. Plötzlich rief er: »Da ist… helft mir, ich…« Er brach in die Knie, stöhnte und preßte die Hände an die Schläfen.
»Nein – ich – nicht…«
Seine Stirnadern quollen heraus. Glänzende Schweißtropfen perlten ihm über die Stirn.
Der instinktive Drang zu helfen trieb sie zu Kyodo, doch bevor sie ihn erreichten, stand der wieder auf und brummte: »Nein, es ist nichts.«
Die kurze, nur Sekunden währende Szene hatte etwas Gespenstisches an sich.
»Bist du wirklich in Ordnung?« fragte Narik mißtrauisch.
Kyodo erwiderte nichts, sondern schritt zum Energiepult.
Was will er da, fragte sich Velasco. Er wird doch nicht… schon sah er Kyodos Hand über dem Nihilationsvisier; langsam, zielsicher näherten sich ihm seine Finger.
Velasco begriff schlagartig. Mit einem Satz war er bei ihm und riß ihn mit aller Kraft zurück – das heißt, er wollte es. Ebensogut hätte er versuchen können, das Schiff mit der Schulter aus dem Lot zu drücken.
»Das darfst du nicht!« schrie er den Hünen an und schlug nach dessen Hand.
Kyodo stieß ihn zur Seite. Er stolperte und prallte mit der Hüfte an das Pilotron.
»Velasco – laß!«
Narik zielte mit dem Paralyzer und schoß den Lähmstrahl auf Kyodo ab. Der brach zusammen.
»Schnell, setzt ihn ins Pilotron. Wir müssen seine Gefühlsund Gedächtniszentren abnehmen.« Ohne den Sinn der Anordnung sofort zu verstehen, griff Velasco dem Betäubten unter die Arme und zog ihn zum Pilotron. Mit wenigen Handgriffen
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