Nova
sich rasch auf. Über Funk versuchte er die Kuppel auszuschalten. Nichts. Dann gab er den Befehl zur Weiterfahrt. Nichts.
So spannend das Ganze war, in Velasco quoll wieder Ärger hoch. Die Fremden spielten mit ihm, ließen ihn zappeln, warteten irgendwo verborgen auf seine Reaktionen, beobachteten ihn lachend – Velasco am Draht.
Er zwang sich zur Ruhe. Was jetzt? Entschlossen griff er zum Impulsor, dessen Strahl mußte die Kuppel durchschlagen. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als der Strahl seitlich abgelenkt wurde, als schösse er mit einer Wasserpistole. Gleichzeitig begann das Alab zu flimmern, verlor seine scharfen Konturen, wurde streifig, verblaßte – und verschwand.
Er schrie auf. »Wartet – was soll das? Ich werde euch zeigen, was…« Ernüchtert brach er sein sinnloses Gestammel ab. Der Zorn verschloß ihm den Mund. Das Labor war weg, die Kuppel stand noch. Nur die Abdrücke der Gleiterketten waren noch im Gras zu sehen.
Velasco schüttelte den Kopf. Das ging ihm über den Verstand.
Dann löste sich auch die Kuppel auf. Er ging die wenigen Schritte bis zum ehemaligen Standort. Nein, das Alab war tatsächlich verschwunden.
Ratlos setzte er sich in den Flighter. Damit hatte die Myontronik nicht gerechnet.
Er startete.
Schlecht definierbarer Groll wechselte mit fatalistischer Gelassenheit. Das Verschwinden des Alabs schien Nariks Hypothese zu untermauern, daß die Fremden weiter in die Geheimnisse der Natur eingedrungen sein mußten als die Menschen.
Ein Hoffnungsstrahl schlich sich in sein Denken.
Wir haben immer behauptet, sagte er sich, daß eine Zivilisation von einem bestimmten technologischen Stand an nur dann Bestand haben könne, wenn sie auch die entsprechende gesellschaftliche Reife haben. Eine solche Zivilisation muß friedlich sein.
Trotzdem setzten sie nicht friedliche Mittel ein: Nun hatten sie ein Labor geraubt.
Er wurde nicht klug daraus.
An diesem Punkt angelangt, fanden seine Überlegungen zur Sachlichkeit zurück. Nein, sie würden unter keinen Umständen starten, bevor er wußte, auf was für Wesen sie getroffen waren und weshalb diese so handelten.
Velasco überprüfte die anderen Alabs, ohne daß etwas geschah. Er flog die Runde zurück, erfüllt von vager Hoffnung, das verschwundene Labor sei wieder vorhanden. Das hätte ihm ein Stück des Beweises für Nariks Hypothese geliefert, aber er fand keine Spur. Er war nicht mehr erstaunt, als er auch den Ort, an dem sie die Rinder getötet hatten, leer sah. Er verstand es nicht.
Velasco kehrte ins Schiff zurück.
Narik empfing ihn mit einem triumphierenden Blick. »Du warst großartig.« Er klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter. »Der Einsatz des Impulsators hat sie herausgelockt.«
Velasco nickte Asher zustimmend zu, die fragend am Teeautomaten stand. Kyodo hielt seine Tasse bereits in der Hand. Der Tee mußte heiß sein, denn er schlürfte laut und hielt die Tasse vorsichtig mit den Fingerspitzen am Rand.
»Ein voller Erfolg: Wir haben ein Labor weniger«, erwiderte Velasco sarkastisch. »Das macht die Verlustliste besonders interessant: Aufgelöst in Luft, Ursache unbekannt.«
»Falsch. Ich bin ihnen auf der Spur. Schade nur, daß sie die anderen unberührt gelassen haben, sonst hätte ich die Messungen ergänzen können.«
Überrascht blickte Velasco Kyodo an. Der nickte.
Velasco blieb mißtrauisch. Was hatte sich Narik wieder ausgedacht?
»Zwei Satelliten folgten deinem Flug und haben das Unendlich-Programm durchgeführt. Nun stell dir vor: Die Energie deines Schusses wurde registriert und gleichzeitig eine scharf begrenzte Strukturveränderung der Gravokonstante. Und zwar keine Plus-Minus-Reaktion, also allgemeine Schwankung, sondern die gleiche, die auftritt, wenn wir in die ZERO-Metrik im Kosmos eintreten.«
»Du meinst, sie haben ein ZERO-Hole erzeugt? Auf ihrem Planeten?«
Narik seufzte. »Ich weiß keine andere Erklärung. Wir benötigen die D-Nihilations-Bomben, um die Einsteinmetrik zu verändern, ein ZERO-Hole zu erzeugen und in den NullRaum zu gelangen. Die Fremden brauchen die Bomben nicht. Sie müssen die kalte Dimensions-Nihilation beherrschen. Du weißt selbst, daß die heiße einen Planeten in Stücke reißen kann. Sie beherrschen einen Vorgang, von dessen Natur wir wohl erst einen Zipfel gelüftet haben.«
Asher kam mit dem Tee auf Velasco zu. »Ich hatte Angst um dich.« Sie blickte ihm fest in die Augen. Ein Gefühl der Fürsorge überflutete ihn, eine Wärme, wie sie der heißeste Tee nicht hätte
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