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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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schloß Narik Kyodo an den Adapter an und stülpte ihm den Helm über.
»Ich begreife nichts«, gestand Asher hilflos. »Du etwa?«
»Er wollte die Annihilation einschalten«, sagte Narik. »Unvorstellbar, was geschehen wäre. Aber er tat es nicht freiwillig. Ich glaube, er wurde beeinflußt. Vielleicht eine Art Fernhypnose. Möglicherweise sind die Fremden auch in der Lage, in unsere Gehirne einzudringen, nicht nur in die Roiden. Kyodo hat sich dagegen gewehrt. Anders kann es nicht sein. Die Medotronik muß Veränderungen der Hirnzellen, anderswertige Potentialfrequenzen und Abweichungen der individuellen Bioparameter feststellen. Ich hoffe, ich habe recht.«
Wenige Minuten später rief er triumphierend: »Ich habe es gewußt! Genau die Veränderungen, die ich erwartet habe. Über seine Individualschwingungen gelang ihnen das Eindringen in seine Psyche.«
»Ich verstehe das einfach nicht.« Asher wirkte alt und ausgelaugt. »Worin soll der Sinn liegen?«
Velasco lachte bitter auf. »Der Sinn? Es gibt keinen, das sind alles nur Halluzinationen.«
»Nein, nein.« Narik verschränkte die Arme vor der Brust. »Da ist nichts sinnlos. Dahinter steckt Absicht, Methode, Ziele, die für uns vorerst unbegreiflich sind. Die letzte Frage scheint mir im Moment die wichtigste zu sein – weshalb sollte Kyodo die Antimaterie auslösen? Wo mag das Motiv liegen? Denkt bitte nach, sagen wir zehn Minuten, dann laßt uns mögliche Antworten diskutieren. Nein, jetzt kein Gespräch darüber.«
Velasco begann plötzlich, unverhohlene Bewunderung für die Meisterschaft des Logistikers zu entwickeln, in jeder Situation vorurteilslos und ohne Emotion Tatbestände zu diagnostizieren. Das war etwas, was er selbst nicht konnte. Kühle Abgeklärtheit lag ihm nicht, ja, er hätte sich als arm empfunden, wäre sein Ego so gewesen, denn von Narik ging oft etwas Steriles aus. Trotzdem konnte diese Eigenschaft voller Wert sein.
Ihm bereitete es unendliche Mühe, das ruhige Auge im Sturm seiner Gedanken zu finden und sich zu konzentrieren. Alles lief ihm davon, bis er schließlich steckenblieb im Knäuel der Überlegung, in der Verhaltensweise der fremden Zivilisation etwas Inhumanes zu sehen. Kyodo schien recht zu behalten. Kein Versuch des Dialogs mit den Menschen, statt dessen Eingriff in deren Psyche. Oder… sollte das ein mißglückter Versuch zur Kontaktaufnahme gewesen sein? Wegen der Verschiedenartigkeit der Wesen ohne Erfolg? Oder wollten sie Kyodo dazu verleiten, die schreckliche Waffe einzusetzen, um deren Stärke zu erkunden, und sich einen Vorwand zur vollständigen Vernichtung des Schiffes verschaffen?
»Nun?« Narik riß ihn aus seinen Gedanken. Die zehn Minuten waren verflossen.
»Ich habe keine plausible Erklärung gefunden«, gestand Asher. »Nur eine neue Frage: Weshalb wurde Kyodo nicht während des Angriffs beeinflußt? Vielleicht ist es so…«
Sie entwickelte eine hypothetische Zivilisation vergleichsweise weniger Wesen, an dieser Idee hielt sie fest, die lokal begrenzt leben. Sie sei gespalten in antagonistische Klassen, auf hohem technologischem Stand. Die Landung der Menschen wird registriert: Eines der Wesen, die Frau, versucht, sich zum Schiff durchzuschlagen, Hilfe erwartend. Velasco unterstützt sie, eine Angehörige der unterdrückten Klasse; damit sind die Fronten geklärt. Es erfolgt der Angriff, die Menschen reagieren anders, als erwartet, sie setzen keine Waffen zur Abwehr ein.
»Möglicherweise wollten sie mit Kyodos Beeinflussung die Stärke unserer Verteidigung testen«, schloß Asher.
»Aber das ist eine Antwort«, sagte Narik lächelnd.
Velasco war den Ausführungen mürrisch gefolgt. Sie erschienen ihm zu simpel, auf irdische Verhältnisse zugeschnitten. Aber waren seine Überlegungen intelligenter?
Er bot seine Varianten zur Diskussion.
»Schade«, meinte Narik enttäuscht, jedoch so, daß Asher und Velasco ein unterdrücktes Frohlocken heraushören konnten. »Eure Gedanken überlappen sich, treffen sogar zusammen, wenn es um die Erkundung unserer Annihilation geht. Und beide setzt ihr irdische Maßstäbe an. Ich bin zu ganz anderen Schlußfolgerungen gelangt, die selbstverständlich auch spekulativ sind. Dafür erklären sie manches besser.«
Nun hör auf, dein Loblied zu singen, wollte Velasco sagen, verkniff es sich aber.
»Ich behaupte: Die Vorgänge auf der Lichtung waren Projektionen, möglicherweise der Realität entnommen oder auch gezielt produziert. Der Angriff war nur vorgetäuscht. Velasco drang

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