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Novemberasche

Titel: Novemberasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schluckte. Der Schreck saß ihr noch immer in den Gliedern. Wenn sie
     an all das dachte, was geschehen war. »Paula   … Sie hat mich   … gerettet. Das muss man sich mal vorstellen.«
    »Sie hat dich gerettet. Und du hast sie gerettet.«
    »Aber sie war so   … ablehnend. Als ich bei ihr war in der Weißenau.«
    »Spontanheilung. Würd ich mal sagen.«
    »Hm?« Marie sah ihn verständnislos an.
    »Sie wird entlassen, morgen schon.«
     
    ☺
     
    Ich träume jetzt jede Nacht. Von jener anderen Welt, die aussieht wie die des stummen Reiters. Wenn ich mittags aufwache,
     ist es schwarz um mich. Wenn ich zu Bett gehe, ist es schwarz. Schwarz ist die Farbe, die alles bestimmt. Schwarz ist die
     Welt dahinter, die eigentliche Welt. Es geht nur darum, zu überleben. Es gibt nur den, der verschlingt, und die, die verschlungen
     werden. Ich will nicht verschlungen werden. Oder doch?

Epilog
    Es war ein strahlend blauer Tag, und das kleine Boot bewegte sich langsam immer weiter auf den See hinaus. Die typischen Bodenseewellen,
     bei Seglern und Surfern gleichermaßen unbeliebt, klatschten unregelmäßig an die Bordwand. Sommerkorn hatte seine liebe Mühe
     mit dem Rudern. Er schwitzte. Außerdem hatte er seine Sonnenbrille vergessen und die Ohren taten ihm weh vom Wind. Aber was
     tat man nicht alles für eine Schwester, die unter die Lebenden zurückgekehrt war. Um einem Toten den letzten Gruß zu entbieten.
     Er blinzelte in die Sonne. Was für eine Idee! Und auch nicht ganz hasenrein. Und das sollte ihn ja eigentlich schon interessieren
     als Beamten. In Deutschland herrschte nun einmal Friedhofszwang für Urnen. Und daran sollte sich auch Paula halten. Die aber
     mal wieder den etwas anderen Weg gewählt hatte: den Umweg über die Oase der Ewigkeit. Wie sie davon erfahren hatte, wollte
     er lieber gar nicht wissen. Auf jeden Fall hatte sie sich Eriks Überreste vom deutschen Krematorium als Postpaket in die Schweiz
     senden lassen. Und wieder zurück nach Hause.
    Ein wenig Wasser spritzte ihm ins Gesicht, und Anna kicherte. Eigentlich hatte Sommerkorn die Kinder nicht mitnehmen wollen.
     Aber Paula hatte darauf bestanden. Sie hielt nichts davon, die Kinder fernzuhalten. Der Todgehörte zum Leben. Und da Eriks Yacht längst an den Meistbietenden versteigert worden war, kam es, dass sie in dieser Nussschale
     auf den See hinausruderten. Dass
er
ruderte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie Erik von einem Schiff der Weißen Flotte aus ins Wasser streuen sollen,
     das wäre Sommerkorn passender erschienen. Irgendwie. Aber Paula hatte nichts davon hören wollen. Sie werde doch mit der Asche
     ihres Mannes nicht auf ein Kursschiff steigen und sie mal eben zwischen Kressbronn und Langenargen ins Wasser kippen. Nein.
     Und da er Paula kannte und wusste, dass er sie ohnehin nicht von einem einmal gefassten Entschluss abbringen konnte, hatte
     er sich halt dreingeschickt. Zumal er überhaupt froh war, dass sie wieder Entschlüsse fasste. So selbstverständlich war das
     alles nicht, nein.
    Zehn Minuten später hatten sie eine Stelle erreicht, die ungefähr gleich weit von der Lindauer Insel wie vom Schachener Uferstück
     entfernt war. Paula machte ein Zeichen mit der Hand. »Hier«, sagte sie, griff in ihre Tasche, holte die Urne heraus.
     
    Und streute die Asche über den See.

Dank
    Danken möchte ich vor allem meiner Mutter, Marlis Jonuleit. Das hat ja schon Tradition (ist aber aktueller denn je!).
     
    Mein besonderer Dank gilt zum einen Andreas Piesch vom Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, der all meine Fragen zur Sache
     geduldig und fachkundig beantwortet hat; zum anderen Dr.   Ingo Asshauer, der mir trotz seiner knapp bemessenen Zeit einen Einblick in die Routine einer Aufnahmestation gegeben hat.
     
    Weiterhin danke ich Michael Urich, der einem I T-Muffel wie mir in Sachen »Manipulation von Hompages« und »gehijackten Rechnern« beratend zur Seite gestanden hat.
     
    Eine wertvolle Erfahrung auf dem Weg zu diesem Buch war ein Fallschirmspringer-Kurs, der mich das Fürchten gelehrt hat. Und
     so danke ich den
skydive nuggets
aus Leutkirch für die vier Sprünge, die ich absolviert habe und die mir so viel Stoff zum Schreiben geliefert haben! Ansonsten
     Hochachtung vor diesen harten Burschen und Mädels, die sich aus Flugzeugen stürzen und im freien Fall nach unten rasen. (Ich
     möchte es nie wieder tun!)

Informationen zum Buch
    »Der Tote saß an einen Grabstein gelehnt, und seine Augen

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