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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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einfachen Krieger war ein solches Kettenhemd viel zu kostspielig. Wäre Adam ein reicher Feudalherr gewesen, hätte er jeden von ihnen mit einem solchen Schutz ausgestattet, doch er war nicht vermögend. Da er jedoch keinen seiner Männer verlieren wollte, hatte er sich nach Kräften um ihre Sicherheit bemüht und sie besser ausgerüstet als üblich. Jeder der Männer trug einen dick gepolsterten ledernen Waffenrock unter dem Mantel und besaß einen konisch geformten Helm mit Nasenschutz, und alle trugen gute Schwerter und lange, blattförmige Schilde.
    Das Nonnenkloster war von einer hölzernen Palisade umgeben und lag in der Biegung eines Flusses, kurz bevor dieser mäandernd im Wald verschwand. Der Fluss führte Hochwasser und seine Fluten strömten schlammig braun dahin. In Tuchfühlung mit dem Kloster lag auf derselben Landzunge ein kleines Dorf, kaum mehr als eine Ansammlung bescheidener Holzhäuser. Adam fragte sich, was wohl zuerst da gewesen war, der Weiler oder das Kloster. Er würde auf das Kloster wetten. Vermutlich war es vollgestopft mit Edelfrauen, die niemand wollte, und das Dorf war um das Kloster herum entstanden, um die Damen mit Dienstboten zu versorgen.
    Soweit er erkennen konnte, waren die Katen mit hölzernen Dachschindeln gedeckt. Eine Schar magerer Hühner pickte im Schlamm zwischen zwei der Hütten nach Futter, ein Schwein kratzte sich leise grunzend das Hinterteil an dem Holzpfosten, an dem es angebunden war. Aus einem der Häuser kam ein Hund und begann lautstark zu bellen, als er sie entdeckte. Von den Tieren abgesehen, schien der Ort völlig verlassen zu sein, doch Adam ließ sich nicht täuschen. Die Dorfbewohner waren vermutlich in Deckung gegangen – er an ihrer Stelle hätte dasselbe getan.
    Vor gut einer halben Stunde, während Adam und seine Männer sich einen Weg durch den Wald gebahnt hatten, hatte es zu regnen aufgehört. Der Himmel war noch immer bewölkt, und Adam spürte den scharfen Nordwind auf Wangen und Lippen.
    Es waren die einzigen Partien seines Gesichts, die den Naturgewalten ausgesetzt waren, denn sein dunkles Haar war unter dem Helm verborgen und seine Züge unter dem Nasenschutz kaum erkennbar. Unter dem Panzerhemd trug Adam außer Leinenhemd und Unterkleidung noch ein ledernes Gambeson, die übliche Schutzkleidung der Kriegsknechte. Auch seine Stiefel und Handschuhe waren aus Leder, die Reithose aus fein gesponnener Wolle. Für das Vorhaben des heutigen Tages hatte Adam, sehr zum Missfallen Richards, beschlossen, sein kurzes Kettenhemd anzulegen, welches seine Beine nahezu ungeschützt ließ. Er war bereit, Brücken zur angelsächsischen Bevölkerung zu schlagen, während Richard, ein Normanne, abgrundtiefes Misstrauen gegen sie hegte und vom Scheitel bis zur Sohle gepanzert war.
    Die vom Regen aufgeweichte Straße, die am Kloster vorbeiführte, war von unzähligen Rinnen und Furchen durchzogen und erinnerte an den unordentlich gepflügten Acker eines nachlässigen Bauern.
    „Hier hat offenbar ein reges Kommen und Gehen geherrscht“, bemerkte Adam. Er runzelte die Stirn. Ob sein Späher wohl recht gehabt hatte mit der Auskunft, auch die ihm zugedachte Braut, Lady Emma Fulford, sei hier vorbeigekommen? Es war möglich, dass sie Verwandtschaft im Kloster hatte – eine Schwester, eine Cousine. Nach der Schlacht von Hastings hatte allenthalben Verwirrung geherrscht, und er besaß nur lückenhafte Informationen.
    Der Krieger in Adam erkannte auf den ersten Blick, dass der hölzerne Palisadenwall, der das Kloster umgab, kein ernst zu nehmendes Hindernis für einen potenziellen Eindringling darstellte. Ob Lady Emma wohl noch in St. Anne’s weilte? Sein Blick verfinsterte sich bei dem Gedanken. Was er heute tun musste, widerstrebte ihm. Die Vorstellung, eine unwillige Frau zu zwingen, seine Gemahlin zu werden, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Doch er war ehrgeizig, und Herzog Wilhelm hatte ihm befohlen, alles in seinen Kräften Stehende zu tun, um diese Ländereien in Besitz zu nehmen. Da dies die Hochzeit mit einem einheimischen Edelfräulein erforderlich machte, um seinen Anspruch zu bekräftigen, wollte er die Auserwählte wenigstens kennenlernen. Adam war bewusst, dass die Menschen hier in Wessex besonders gewichtige Gründe für ihren Hass auf Herzog Wilhelm besaßen, denn der angelsächsische Thronräuber Harold war über zehn Jahre lang ihr Earl gewesen, ehe er Herzog Wilhelm die ihm versprochene Krone hatte stehlen wollen. Ihre Gefolgschaftstreue

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