Novizin der Liebe
Liebes, zieht das hier an.“
Tief in Gedanken versunken, stand Cecily da wie eine Statue, während Gudrun ihr das Kleid über den Kopf zog und sich energisch daran zu schaffen machte. Sollte sie Adam warnen, wenn ihr Pläne zu seiner Ermordung zu Ohren kamen? Sie wünschte keinesfalls seinen Tod, doch wenn es galt, sich zu entscheiden, ob sie Adams Leben retten sollte oder das eines der Gefolgsleute ihres Vaters, wusste sie nicht, was sie tun würde. Gütiger Gott, lass es niemals dazu kommen, betete sie.
Gudrun änderte den Saum des granatroten Kleides auf die richtige Länge, und Cecily fand trotz ihrer Sorgen Worte des Lobs für die cremeweiße Seide, mit der die Ärmel gefüttert waren, die Stickerei ihrer Mutter an Ausschnitt und Saum …
Doch während sie mit Gudrun plauderte, fragte sie sich, worauf Edmund hatte anspielen wollen, als er gesagt hatte, er habe Judhael getroffen. Sollte sie Adam warnen? Oder würde sie die Dinge damit nur noch schlimmer machen? Hatte Gudrun recht mit ihrer Behauptung, Edmund rede zwar viel, schreite jedoch selten zur Tat?
Das Licht, das durch die Fenster fiel, wanderte langsam über den Bodenbelag aus Binsenstreu. Eins war gewiss: Am Nachmittag, wenn die Wintersonne schwächer wurde, würde sie mit Adam Wymark den heiligen Bund der Ehe eingehen. Nie hätte sie gedacht, dass sie diesen Tag erleben würde. Ihren Hochzeitstag.
Dieses granatrote Kleid – das Kleid, das ihre Mutter für ihre Schwester Emma bestickt hatte – würde ihr helfen, die Gegenwart der beiden heraufzubeschwören, sodass sie nicht allein dort stand, wenn sie ihr Gelübde ablegte. Ein schwacher Trost, gewiss, doch einer, an dem sie festhielt.
Wie es Brauch war in England, fand die Trauung direkt vor der hölzernen Kirche statt. Die Nachricht hatte sich im Dorf verbreitet, und als Adam mit Richard und seinen Männern vor dem Gotteshaus eintraf, hatte sich dort bereits eine Schar Angelsachsen versammelt, um Zeuge des Ereignisses zu werden.
Die Türpfosten der Fulforder Kirche waren mit Girlanden geschmückt. Efeu, Wacholder, Stechpalme, zusammengebunden mit cremeweißem Satinband. Jemand hatte einen Bogen aus Haselruten geflochten und mit dem gleichen Band immergrüne Zweige daran befestigt. Es war zu ihren Ehren geschehen, nicht zu seinen, doch der Anblick erfüllte Adam gleichwohl mit Freude.
Die Dorfbewohner verstummten bei seiner Ankunft. Adam fuhr sich mit der Hand durchs Haar – das Maurice zur Feier des Tages geschnitten hatte –, und strich sich den dunkelblauen Waffenrock glatt. Wohl zum zehnten Mal überprüfte er den Sitz der Wickelriemen an seinen Waden. Zu Richards Verdruss trug er wieder einmal kein Schwert.
Er hörte, wie der Rittergefährte an seiner Seite leise lachte. „Man sollte meinen, du hättest das nie zuvor getan.“
„Ich bin nicht aufgeregt!“
„Natürlich nicht! Du hüpfst zu reinen Übungszwecken von einem Bein auf das andere wie eine Katze auf glühenden Kohlen.“
Adam sah ihn finster an und schaute dann zum Herrenhaus hinüber. Seit Gudrun ihr Gespräch unterbrochen hatte, hatte er nicht mehr mit Cecily geredet, und er hätte gern noch ein paar Worte unter vier Augen mit ihr gewechselt. Zwar hatte er sie später im Saal erspäht, doch sie war so sehr mit den Anweisungen für das Hochzeitsmahl und mit Gudruns kleinem Sohn beschäftigt gewesen, dass er nicht einmal einen Blick von ihr erhaschen konnte.
„Sie kommt zu spät“, bemerkte er und ließ die Schultern kreisen, als der letzte verbliebene Leibwächter ihres Vaters an der Tür des Herrenhauses erschien. Schwer auf seine Krücken gestützt, humpelte Edmund über den Dorfanger auf sie zu, einen Ausdruck offener Feindseligkeit auf dem Gesicht.
Adams Miene verfinsterte sich. „Den Mann sollten wir im Auge behalten“, murmelte er nur an Richard gewandt, obgleich er bezweifelte, dass irgendeiner der Angelsachsen ihn verstehen konnte. Richards Antwort entging ihm, denn nun drang ein leises Kichern aus der Halle – Matty – und schließlich erschien sie auf der Schwelle.
Cecily.
Sein Herz pochte heftig. Sie war hübsch gewesen in ihrer Nonnentracht, mehr als hübsch im blauen Gewand ihrer Schwester, nun jedoch – in diesem granatroten Kleid … Es passte – es passte wahrlich wie eine zweite Haut – und sie glich einer Prinzessin. Ihr goldblondes Haar fiel ihr zu zwei losen Zöpfen geflochten über die Brust, und als sie über die Wiese auf ihn zulief, wehte ihr zarter Schleier im Wind. Eine
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