Novizin der Liebe
zierten ihre Wangen. Lass es ruhig angehen, ermahnte er sich. Sie ist ebenso aufgeregt, wie du es bist. Er lächelte. „Ihr seht aus wie ein Kind, das beim Stibitzen von Süßigkeiten ertappt wurde.“
„T…tu ich das?“
Er nahm ihre Hand und versuchte, Cecily an sich zu ziehen, doch sie widerstand ihm und wich seinem Blick aus. „Cecily? Seht mich an!“
Zögernd hob sie den Kopf. „Sir?“
Ihre Augen waren groß wie die eines Rehs. Angst – ja, sie hatte eindeutig Angst. Das Scherzen und Kichern mit ihren Brautjungfern hatte ihre Furcht nur verschleiert. „Mir ist bewusst, dass wir einander noch nicht lange kennen“, sagte er. „Unsere Ehe braucht nicht heute Nacht vollzogen zu werden.“
Seinem natürlichen Trieb und einer aufbrandenden Woge der Enttäuschung zum Trotz, brachte Adam es fertig, Cecily loszulassen und sich auf den Rand des Bettes zu setzen. Er schob das Brautsträußchen aus Rosmarin und Lavendel zur Seite, zog sich die Stiefel aus und warf sie in eine Ecke. Unten im Saal brüllte jemand vor Lachen, die Trommeln dröhnten. Er war im Begriff, seinen Gürtel zu lösen, als eine zarte Hand seine Schulter berührte.
„Aber Adam …“, die leise Stimme klang verwirrt, „wenn wir unsere Ehe nicht durch … körperliche … Vereinigung … besiegeln, ist es keine richtige Ehe. Sie könnte für ungültig erklärt werden.“
„Das ist wahr.“
„Dann müsst Ihr … müssen wir …“
Ihr Blick war so ernst, dass Adam ihre Aufrichtigkeit nicht in Zweifel ziehen konnte. Er ließ den Gürtel zu Boden fallen und erhob sich. Selbst ohne seine Stiefel reichte sie ihm nicht einmal bis zum Kinn. Kleine Cecily, seine angelsächsische Braut.
„Wenn es Euch wichtig ist, dass wir diese Ehe vollziehen, dann werden wir es tun“, sagte er und hoffte, dass nur die leichte Heiserkeit seiner Stimme die Erregung verriet, in die ihn ihre Worte versetzt hatten.
„Ja“, entgegnete sie mit fester Stimme. „Es ist mir wichtig. Dies muss eine echte Ehe sein. Nur …“
Er ertappte sich dabei, wie er auf ihre Lippen starrte und sich fragte, ob sie wohl ebenso süß schmeckten, wie er es in Erinnerung hatte. „Nur …?“
Dunkle Röte stieg ihr in die Wangen und sie wandte den Blick von ihm ab. „Ich … ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Das gehörte nicht zum Katechismus im Kloster, nicht wahr?“
Sie lachte bebend. „N…nein.“
Adam fasste sie am Handgelenk, und diesmal ließ sie ihn gewähren. Er küsste den Finger, der seinen Ring trug. „Lasst mich Euch ein Geheimnis verraten, Cecily“, murmelte er.
„Ja?“
„Ich bin auch aufgeregt.“
Ihre Augen weiteten sich. „Ihr? Aber Ihr wart doch schon einmal verheiratet!“
Er zuckte die Schultern und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich bin es dennoch.“
„Das verstehe ich nicht.“
Adam musste ihr recht geben. Auch er verstand es nicht. Er liebte sie nicht – wie könnte er das nach so kurzer Zeit? –, doch er hatte nicht gelogen. Er war aufgeregt.
„Gwenn und ich …“ Er hielt inne. Vielleicht war es nicht sehr taktvoll, seine erste Frau zu erwähnen, wenn man im Begriff war, mit der zweiten das Bett zu teilen.
Doch Cecily blickte ihn erwartungsvoll an. „Gwenn und Ihr …?“
„Ich … wir … wir sind miteinander aufgewachsen. Dass wir uns ineinander verliebt haben, war die natürlichste Sache der Welt. Mit Gwenn war der Akt …“ Er zögerte. Wie sollte er dieser Unschuldigen, die die vergangenen Jahre ihres Lebens hinter Klostermauern verbracht hatte, seine Beziehung zu Gwenn erklären?
Ihre großen Augen blickten wehmütig. „Ihr habt sie geliebt“, sagte Cecily. „Wart Ihr bei Gwenn auch aufgeregt?“
Adam schüttelte den Kopf. „Sie war meine erste Frau. Wir haben zusammen gelernt.“ Er lächelte schief. „Ich war nie aufgeregt bei ihr.“
Cecily trat näher und legte zögernd die Hand auf seine Brust. „Ihr wart sicher, dass sie Euch liebt. Ihr wusstet, Ihr würdet ihre Liebe niemals verlieren und sie würde Euch niemals hassen.“
„J…ja.“ Verwirrt und mehr als nur ein wenig beunruhigt, zog Adam sich zurück und wandte sich dem Tablett mit dem Glühwein zu. Einen Augenblick lang starrte er mit ausdruckslosem Blick auf den Dampf, der aus dem Weinkrug aufstieg. Cecily hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Er war sich Gwenns Liebe sicher gewesen. Nun hingegen … Aber nein, wenn man ihren Gedanken zu Ende dachte, bedeutete das, dass seine augenblickliche Nervosität in der Sorge
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