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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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knirschte unter seinen Sohlen. Schwer atmend ging er zu den Mülltonnen, versteckte seine Schultasche hinter dem Gitterverschlag und starrte auf die Tür. Er konnte sich nicht dazu überwinden, zu klingeln oder zu klopfen. Was sollte er sagen? Wie konnte er ein Gespräch über solch ein intimes Thema beginnen? Unmöglich.
    Wie lange er dort stand, konnte er nicht einschätzen, aber es musste eine ganze Weile sein, denn Schnee sammelte sich auf seinen Schultern und sogar auf den Kappen seiner Turnschuhe. Als plötzlich die Tür aufgerissen wurde, zuckte er zusammen und machte einen Schritt rückwärts.
    „Nicht gehen!“ Roman streckte die Hand nach ihm aus, war aber zu weit weg, um ihn zu packen, und kam auch nicht näher. „Bitte.“
    Ben blieb, wo er war. Durch einen Vorhang aus Flocken sah er Roman an. Sein Puls stieg. Eben noch hatte er ihm so viele Fragen stellen wollen, jetzt fiel ihm keine einzige davon ein. Sein Kopf war wie leer gefegt. Seine Füße kribbelten, sie wollten losrennen, nur bekamen sie keinen klaren Befehl, wohin – zu Roman, um sich im Schutz des Hauses in seine Arme zu werfen, um dort Trost und Erklärungen zu finden? Oder zurück zur Straßenbahn, damit sie ihn ein letztes Mal aus Ehrenfeld wegbrachte, weit, weit weg von Roman, der dieses Gefühlschaos erst in ihm ausgelöst hatte?
    Die Lesebrille an dem Band um Romans Hals schaukelte hin und her, während er zu den Fenstern der gegenüberliegenden Gebäude hochschaute. „Komm besser rein.“
    Verunsichert rührte sich Ben nicht. Das alles erinnerte ihn an ihr erstes Zusammentreffen. Die Vergangenheit wiederholte sich. Auch diesmal wusste er nicht, ob sich die Nummer 13 nicht als Schlund entpuppen würde, der ihn für immer verschluckte.
    „Man sollte dich nicht hier sehen. Es ist besser für dich, wenn du nicht mit uns in Verbindung gebracht wirst. Das brächte dir nur Scherereien.“
    Benjamin wankte. Handelte es sich um einen Trick, wieder diese vorgegaukelte Freundlichkeit, um ihn zu umgarnen? Oder war die Fürsorge echt? Vor Tagen hatte Roman ihn mit der Aussicht auf ein Frühstück, ein Bad und neue Kleidung hineingelockt. Diesmal köderte er ihn mit Antworten.
    „Peter Beck, der Bruder von Uwe, hat all seine Freunde verloren, seit er uns diese Bruchbude“, Roman wischte mit einer Geste durch die Luft und meinte damit das Gebäude, „zu günstigen Konditionen vermietet hat. Sogar seine Frau hat ihn mit den beiden Kindern verlassen. Sie konnte akzeptieren, dass ihr Mann einen Sexualstraftäter in der Familie hat, schließlich hatte er sich ja selbst nichts zuschulden kommen lassen. Es war okay für sie, solange Uwe sie nicht zu Hause besuchte. Aber als sie hörte, dass Peter uns hier für wenig Geld wohnen lässt, machte sie ein Heidentheater und zog aus.“ Seufzend fuhr er sich durch die Haare. „Dieses Haus hatte er von einem Onkel geerbt. Eigentlich arbeitet er als Beamter im Rathaus. Er war dabei, als die Leiche in der Mikwe gefunden wurde. Seine Abteilung machte einen Betriebsausflug. Jedenfalls wird er von seinen Kollegen geächtet. Er ist jetzt ganz alleine. Obwohl er keine Straftat begangen hat, wird er wegen seiner Verbindung zu uns wie ein Aussätziger behandelt. Ich möchte nicht, dass dir das auch passiert. Also, bitte.“ Eindringlich sah er Ben an und faltete seine Hände. „Lass uns in meiner Wohnung reden. Ich … ich verspreche, dich nicht anzufassen.“
    Roman sah ehrlich besorgt aus, fand Benjamin. Und er sprach wie ein väterlicher Freund. Aber Ben wusste auch, dass Roman gebildet war und Worte geschickt einzusetzen wusste. Worte konnten wirken wie die Blunts, nach denen er sich aufgrund der Anspannung schmerzlich sehnte, nämlich den Verstand vernebeln. „Woher wusstest du, dass ich hier bin?“
    „Uwe hat dich zufällig gesehen und mir sofort Bescheid gesagt.“
    Benjamin fiel das Gespräch zwischen Roman und einem der anderen Bewohner ein, das er belauscht hatte, ohne zu wissen, mit wem Roman sprach.
    „Du darfst ihn nicht reinlassen.“
    „Er sieht und hört nur das, was ich will.“
    „Keine Besucher!“
    „Lass den Jungen meine Sorge sein.“
    „Ich werde das regeln.“
    „Finger weg von ihm!“
    „Er mag nicht, dass wir uns treffen, oder?“, fragte Ben geradeheraus.
    „Uwe? Unsinn. Wenn es so wäre, hätte er dich weggejagt.“ Roman trat ins Haus, drehte sich noch einmal um und legte die Hand an die Tür. „Komm jetzt oder geh! Ich kann nicht verantworten, dass dich jemand mit mir

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