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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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sieht.“
    Endlich schaffte es Benjamin, sich zu bewegen. Als er an Roman vorbei in den Korridor trat, wurde ihm heiß. Seine Wangen brannten. Je näher er Roman kam, desto mehr fühlte er sich zu ihm hingezogen. Das war die Wahrheit. Deswegen hatte er gezögert. Aber nun hatte er eine Entscheidung getroffen und schritt forsch voran.
    Plötzlich schwang der Vordereingang auf. Ein Mann, nur wenige Jahre älter als Ben, mit zahlreichen Piercings in der Lippe, den Augenbrauen und den Ohren kam herein und knallte geräuschvoll die Tür hinter sich zu. Seine Unterlippe blutete. Er saugte sie immer wieder ein, vielleicht um das Blut aufzufangen. Die dunkelblaue Sporttasche in seiner linken Hand war zerschlissen und hatte ein Loch, durch das man etwas aus Feinripp sah, eine Unterhose vielleicht oder ein Unterhemd. In seiner Rechten hielt er eine Zigarette, die er sich frisch angesteckt haben musste.
    „Michael?“ Roman schob sich vor Benjamin, was diesen verwunderte, denn die Geste hatte etwas Beschützendes. „Was tust du denn hier? Du solltest doch im Krankenhaus sein.“
    Wie auf rohen Eiern ging der Fremde zum Fahrstuhl und drückte auf den Schalter, um den Lift zu rufen. „Bin da weg.“
    „Das sehe ich. Aber es wird doch gegen dich ermittelt wegen …“ Aus dem Augenwinkel sah Roman Ben an und sprach nicht weiter.
    „Auch Bullen müssen pinkeln. Hab drauf gewartet, dass der vor meiner Tür auf Klo geht, und bin abgehauen.“
    „Was ist mit der Penoid-Operation?“
    Michael zuckte mit den Achseln. Tief inhalierte er den Rauch und stieß ihn beim Reden aus. „Bin es leid, mich wie Dreck behandeln zu lassen. Da war so ’ne Tussi vom Sozialamt da und ’ne Type von der Krankenkasse. Die haben über mich geredet, aufm Gang vor meinem Zimmer. Die wolln meinen neuen Schwanz net zahlen, sagen, das wäre sauteuer und keine medizinische Notwendigkeit, sondern mehr wie ’ne Schönheits-OP. Schwachmaten!“
    „Das darfst du dir nicht gefallen lassen!“
    „Der Chirurg war da, dieser Inder. Dr. B nenn ich ihn, weil ich den Namen net behalten kann. Er hat nur schwach protestiert, meinte dann aber, mit ’nem Dauerkatheter käme ich auch so durchs Leben.“ Michaels Tasche schlug gegen die Tür des Aufzugs, weil er eintrat, bevor sie sich ganz geöffnet hatte. „Is besser, wenn ein Kinderficker keinen Schwanz hat, das denken die doch.“
    „Der Eingriff steht dir zu. Lass dir das nicht gefallen.“
    Michaels nikotingelber Mittelfinger schwebte über den Etagenknöpfen. „Kommt ihr?“
    Roman schaute Benjamin an, doch dieser schüttelte den Kopf und stieg die Treppen hoch. Auf keinen Fall wollte er in dieser Sardinenbüchse eingepfercht sein, mit einem Typ, einem Ex-Knacki, dem die Polizei ein neues Vergehen vorwarf. Das musste „der kastrierte Engel“ sein, von dem in der Zeitung berichtet wurde. Ben mochte ihn nicht. Er fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart. Mochte er ihn auch nicht vergewaltigen können, so gab es doch andere Möglichkeiten. Während Roman ruhig und gelassen war, schien dieser Kerl zappelig und unberechenbar.
    Plötzlich wollte Ben das Gespräch mit Roman so schnell wie möglich hinter sich bringen und verschwinden. Michael Engel war ihm nicht geheuer. Außerdem würde sicherlich bald die Polizei nach ihm suchen und hier auftauchen.
    Schweigend folgte Roman ihm durchs Treppenhaus ins Obergeschoss. Kurze Zeit später saßen sie in seinem Wohnzimmer, Ben in dem abgewetzten Kordsessel und Roman auf der Couch.
    „Es tut mir weh, wie du mich ansiehst, Kobold, so vorwurfsvoll.“ Seufzend rieb Roman über die ergrauten Stellen über seinen Ohren. „Wahrscheinlich hast du sogar recht. Ich bin zu weit gegangen und habe unsere Freundschaft zerstört. Ich mag dich wirklich, das musst du mir glauben.“
    „Hast du das den Schülern im Internat, das du geleitet hast, auch erzählt?“ Denen, die er missbraucht hatte, aber das wagte Benjamin nicht auszusprechen. Romans Schweigen und sein schuldbewusster Blick waren für ihn Antwort genug. Er ballte eine Faust, weil er sauer wurde, aber gleichzeitig spürte er, wie seine Augen feucht wurden. „Also bin ich wie sie.“
    „Nein, du bist etwas Besonderes für mich, da du einer der wenigen Menschen bist, die wissen, was ich bin, und mir trotzdem eine Chance geben. Außerdem bist du älter als sie.“
    „Wie bist du so geworden?“
    „Meinst du pädophil oder homosexuell?“ Roman lächelte milde.
    „Beides.“
    „Es gibt viele Theorien. Ich persönlich

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