Nr. 13: Thriller (German Edition)
Auftrag, eine Vergleichsprobe aus Becks Apartment zu beschaffen und sofort an das Labor weiterzuleiten.
Auffordernd nickte Daniel Leander zu. „Also, wo haltet ihr Engel und Beck fest?“
„Sie sind weg.“ Leanders Wangen bekamen einen rosigen Schimmer.
„Sie sind …?“
„Sie müssen sofort getürmt sein, nachdem Ben ihnen entwischt war, sonst hätte der Polizist, der Engel auf den Fersen war, sie noch gesehen.“
„Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, tobte Daniel.
„Seltsam ist nur …“
„Ja?“
„Der Kollege sagte aus, dass nur Benjamins Fußspuren vom Haus wegführten. Ansonsten war die Schneedecke intakt.“
Plötzlich kribbelte es unangenehm in Daniels Nacken, denn er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. „Dann müssen sie sich noch im Gebäude aufhalten.“
„Die Kollegen durchsuchen das Haus noch.“ Leander zuckte mit den Achseln. „Aber bisher keine Spur von ihnen.“
Aufbrausend schlug Daniel auf seine Beine. Er spürte den Schlag zwar nicht, blaue Flecken würde er dennoch bekommen. „Wie kann das sein?“
„Sie haben sich wohl kaum in Luft aufgelöst.“ Tomasz kaute auf dem Filter herum. Immer wieder entzündete er sein Feuerzeug kurz.
„Wie auch immer“, sagte Leander verschnupft. „Beck und Engel sind wie vom Erdboden verschwunden.“
Keine Handschellen, kein fieses Grinsen bei der Verhaftung, keine Gerechtigkeit. Die beiden Flüchtigen konnten überall sein. In Köln. Oder schon über die Stadtgrenze hinaus. Oder sie hatten einen Nachbarn als Geisel genommen und hockten in seiner Wohnung. Viel eher glaubte Daniel aber an die Theorie, dass sich Beck und Engel in entgegengesetzte Richtungen abgesetzt hatten, um die Suche nach ihnen zu erschweren.
Aber nicht nur das machte Daniel zu schaffen, sondern auch, dass er sie nicht bezüglich Noel Haas ausquetschen konnte. Bisher hatte die skurrile Wohngemeinschaft wie Pech und Schwefel zusammengehalten. Das war nun vorbei. Falls Stefan Haas etwas mit der Entführung von Noel zu tun hatte, und etwas anderes konnte Daniel sich nicht vorstellen, dann wussten Beck und Engel bestimmt davon und würden ihn ans Messer liefern, in der irren Hoffnung auf Strafminderung.
Sein Handy klingelte. Er kramte es aus der Tasche und warf einen Blick aufs Display. Es war Benjamin. Bestimmt wollte er wissen, ob sie Michael Engel und Uwe Beck geschnappt hatten. Was sollte Daniel darauf antworten? Dass die beiden flüchtig waren? Dass das KK 11 noch keine Ahnung hatte, in welche Richtung sie suchen sollten? Dass erst eine Fahndung herausgegeben werden musste? Dass sich die Suche Tage oder sogar Wochen hinziehen konnte und er, Ben, bis dahin Polizeischutz erhalten würde? Keine dieser Antworten würde Benjamin zufriedenstellen. Ab sofort würde er keine Nacht mehr ruhig schlafen.
„Es tut mir leid“, meldete sich Daniel. Er suchte nach einer feinfühligen Methode, ihm die schlechten Neuigkeiten schonend beizubringen, und sprach die Wahrheit am Ende doch geradeheraus aus. „Beck und Engel sind auf und davon.“
Eine Weile schwieg Ben. Dann sagte er etwas, das Daniel überraschte: „Ich glaube, ich weiß, wo sie sind.“
43. KAPITEL
Daniel legte seine Stirn in Falten. „Lupanar, was soll das sein?“
„Hatte ich vorher auch noch nie gehört“, sagte Benjamin. Im Hintergrund waren Stimmen aus dem Krankenhaus zu hören. „Sie wollten mich dorthin bringen.“
„Dich? Warum zum Henker?“
„Darüber möchte ich lieber nicht nachdenken.“
„Ich verstehe nicht.“
„Roman Schäfer, er mag mich.“
„Mochte“, korrigierte Daniel ihn sanft. Er hatte keinen blassen Schimmer, was zwischen Ben und Schäfer gewesen war. Dass die Recherche für den Jungen jedoch persönlich geworden war, hatte er schon beim ersten Telefonat herausgehört. Was für eine verrückte Idee, ihm bei diesem Fall helfen zu wollen! Ausgerechnet Benjamin, der ein Händchen dafür hatte, in Schwierigkeiten zu geraten. Aber auch ziemlich mutig, musste er zugeben. „Er ist tot.“
Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Als Ben sprach, zitterte seine Stimme. „Er war nett. Nicht das Monster, für das er gehalten wird.“
„Er mag gute Seiten gehabt haben, aber er besaß auch eine dunkle, vergiss das nicht. Schließlich wollte er dich in dieses Dings, dieses Lupanar verschleppen.“ Ob Stefan Haas mit Noel zu diesem Ort unterwegs gewesen war, in der Nacht, als er von dem Wagen erfasst wurde? Daniel dachte über die Möglichkeit nach, ob der Kleine
Weitere Kostenlose Bücher