Nr. 13: Thriller (German Edition)
mitgeteilt. Der Psychologe wollte warten, bis der Kleine psychisch etwas stabiler war. „Ihre geschiedene Frau, was geschah wirklich mit ihr? Wir wissen, dass sie nicht bei der Autoexplosion umkam.“
Mit der Bettdecke wischte Haas über sein Gesicht. „Uwe und Michael, sie haben Verena und Noel entführt. Zwei perfekte Druckmittel, um mich zu zwingen, den Mund zu halten. Doch das reichte ihnen nicht. Noel sperrten sie zu den anderen Kindern. Verena … Ich habe sie gehasst, das gebe ich zu, aber ich hätte auch sie nicht in Lebensgefahr gebracht. Hätte Uwe sie nur gefangen gehalten, ich hätte ebenfalls geschwiegen. Aber er hatte andere Pläne mit ihr. Manchmal denke ich, er wollte nur einen weiteren Menschen umbringen.“
„Er hatte es zwei Wochen vorher das erste Mal getan, nicht wahr? Petra Schumann, die Studentin, das Date von Engel.“
„Michael war nur ein Mitläufer. Er war schwach und ließ sich von Uwe vor den Karren spannen. Ein dummes, blökendes Schaf. Aber Uwe war gefährlich. Die junge Frau tötete er spontan, damit die Bullen nicht ins Haus kamen und das Lupanar witterten. Ich glaube, er hatte Blut geleckt und nutzte die Chance, einen weiteren Erwachsenen umzubringen. Woher ich weiß, dass es ihm einen Kick gab, dass es ihn erregte?“ Haas sah zuerst Daniel und dann die Staatsanwältin an. „Weil ich dabei war.“
„Und Sie haben ihn nicht aufgehalten?“ Fragend runzelte Lioba Zur ihre Stirn.
Daniel warf ihr einen rügenden Blick zu. Das war kaum der richtige Moment, um Stefan Haas Vorwürfe zu machen.
„Seit dem fingierten Tod meiner Familie hielt er Verena in einer langen Holzkiste, einer Art Sarg, unter seinem Bett gefangen, an Armen und Beinen gefesselt und geknebelt. Ich weiß nicht, ob er sich daran aufgeilte, ob er zuerst vorgehabt hatte, es dabei zu lassen, oder es ihm einfach nur Spaß machte, sie und mich ein paar Wochen lang damit zu quälen.“ Mit der flachen Hand rieb Haas über seine Lider. „Eines Tages kam er in meine Wohnung und schlug mich zusammen. Fesselte meine Arme mit einem braunen Stoffgürtel hinter dem Rücken und brachte mich ins Obergeschoss, in die gegenüberliegende Wohnung von Michael.“
Daniel nickte. Alles fügte sich. „Die leer steht.“
„Genau. Er hatte mich so fertiggemacht, dass ich nicht einmal mehr stehen konnte. Schon als er hinausging, schwante mir Übles. Ein Mann kam in den Hauptraum. Zuerst dachte ich, es wäre Michael, weil er seine Mönchskutte trug.“
„Das Obi-Wan-Kostüm.“
„Der Umhang stand vorne offen, mit dem Gürtel waren ja meine Handgelenke zusammengebunden. Uwe sah mich unter der braunen Kapuze her an. Sein Lächeln sah so grausam aus, dass ich eine Gänsehaut kam. Er fand den Auftritt wahrscheinlich cool, er genoss die Macht über mich und meine Ex-Frau. Ich traue ihm aber auch zu, dass er Hinweise hinterlassen wollte, die Michael belasten würden, sollte trotz seines Vertuschungsplans wegen Mords an Verena ermittelt werden.“
Lioba Zur legte ihren Mantel über die Stange am Bettende. „War sie zu diesem Zeitpunkt schon tot?“
Haas schüttelte den Kopf. „Uwe schob sie vor sich her in das Apartment. Sie war nackt. Er … das sadistische Schwein … spielte eine Weile mit ihr. Zwackte sie so fest, dass sie aufschrie, schlug ihr ins Gesicht und auf die Brüste und packte ihr grob zwischen die Beine. Ließ sie bis zur Tür laufen, fing sie wieder ein und zerrte sie an den Haaren zurück. Immer wenn ich versuchte einzugreifen, trat er mich nieder. Verena beschimpfte mich als Loser, Weichei und Kinderficker. Sie wehrte sich verzweifelt gegen Uwe. Am Ende verlor sie den Kampf. Vor meinen Augen vergewaltigte er sie brutal und schnitt ihr als Höhepunkt des Höhepunktes die Kehle durch. Er warnte mich, sollte ich jemandem von dem Kinderbordell erzählen, würde er dasselbe mit Noel tun.“
Betretenes Schweigen trat ein. Eine Weile sprach niemand von ihnen.
Daniel sah seine Theorie bestätigt. Elisabeth Hamacher hatte einen Mord beobachtet. Wahrscheinlich sogar beide, den an Petra Schumann und den an Verena Haas, nur hatte sie sie aufgrund der Beruhigungsmedikamente, die ihre Tochter Gitte ihr verabreichte, für eine Tat gehalten. Wie zwei Träume, die sich übereinanderschoben und zu einem Albtraum wurden.
„Was geschah an dem Abend, als Sie vor den Wagen liefen?“ Zur verlagerte ihr Gewicht von einer Seite auf die andere. Sie trug einen kurzen karierten Rock und kniehohe Lederstiefel.
Daniel fand, dass sie
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