Nr. 13: Thriller (German Edition)
ticken.“
Mehrmals schluckte er schwer. Er schaute auf das Kölsch, nahm es jedoch nicht. Seine Hand lag kraftlos in ihrer.
„Ich habe mich mit einem anderen Mann und zwei Kindern gesehen. Eigentlich hätte mich die Fantasie glücklich machen sollen, schließlich wäre damit meine Idealvorstellung oder das, was ich eine Zeit lang dafür hielt, erfüllt.“ Ihre Worte trafen ihn, das sah sie ihm an, deshalb fuhr sie rasch fort: „Aber das tat sie nicht. Sie fühlte sich falsch an. Und warum? Weil du nicht der Partner an meiner Seite warst.“
Seine Augen schimmerten, aber Marie wusste nicht, ob sie feucht waren oder sich nur der Schein der Lampe auf dem Beistelltisch darin spiegelte.
Ihr Puls raste, weil sie befürchtete, es nicht richtig angepackt zu haben, ihm zu vermitteln, was in ihr vorgegangen war. Sie trank einige Schlucke Wein, um ihre Zunge zu lösen, denn als Kind hatte sie gelernt, ihre wahren Emotionen zu unterdrücken. Das, was sie wirklich empfand und dachte, kam bei ihren Eltern nie gut an. Bis heute.
„Was ich eigentlich sagen wollte, ist … Ich will dich an meiner Seite haben! Bis dass der Tod uns scheidet. Du bist die Liebe meines Lebens, Daniel Zucker.“ Oh Gott, hört sich das kitschig an, dachte sie, aber es entspricht der Wahrheit .
„Ich liebe dich auch.“ Der Druck seiner Hand nahm wieder zu. „Aber …“
„Nichts aber! Mir ist bewusst geworden, dass ich noch nicht bereit für Kinder bin. Ich habe mich nur von meinen Eltern gegen dich aufbringen lassen.“ Marie ärgerte es, dass Irene und Rainer Bast es wieder geschafft hatten. „Außerdem sprach der Zeitungsbericht über den Missbrauch und den Mord an Timmy Janke, wegen dem Uwe Beck in der Strafvollzugsanstalt saß, meine Mutterinstinkte an.“
„Du möchtest doch Kinder haben.“
„Natürlich. Aber noch nicht so bald. Ich werde Ende des Monats erst 30. Ich bin glücklich mit meiner Arbeit als Kostümbildnerin und finde den Job als Gerichts- und Phantombildzeichnerin spannend. Das habe ich durch Elisabeth Hamacher und die Schusters wieder gespürt. Ich möchte nicht zu Hause bleiben, noch bin ich nicht bereit dazu, und eine Tagesmutter kommt für mich nicht infrage. Außerdem bleibt noch genug Zeit, sich mit Adoptionen auseinanderzusetzen.“
„Du möchtest aber ein Baby von mir, nur von mir, das war deine Aussage.“
„Ich bin zu diesem Kompromiss bereit, denn ich möchte alt und grau mit dir werden.“
Erstaunt beobachtete Marie, wie eine Träne über Daniels Wange hinabrann. Er weinte sehr selten, selbst während der harten Genesungsphase im letzten Frühjahr und Sommer, die ihn psychisch mehr forderte als körperlich.
„Sag jetzt ja nichts!“ Er wischte den Tropfen an seinem Kinn weg, aber die feuchte Spur blieb. „Eine Adoption steht nur an dritter Stelle.“
Irritiert runzelte sie die Stirn. „Wie meinst du das?“
„Dr. Bingen hat mich aufgeklärt, dass meine Hoden funktionstüchtig sind. Sie produzieren weiterhin Sperma, auch wenn ich von der Hüfte abwärts nichts spüre.“
„Aber du kannst keinen Orgasmus haben.“ Also nutzte dieses Wissen rein gar nichts.
„Es gibt zwei andere Möglichkeiten, ranzukommen. Entweder durch Elektrostimulation, um einen Samenerguss herbeizuführen, oder durch eine Biopsie der Hoden.“
Unter anderen Umständen stellte sich Marie diese Verfahren schmerzhaft vor, aber Daniels Unterkörper war ja taub.
„Eigentlich würde ich mir eher einen Finger brechen, als mir etwas rektal einführen zu lassen.“ Dass er seine Flasche in einem Zug leerte, zeigte Marie, wie stark ihm allein die Vorstellung zusetzte. „Aber da das der einzige Weg ist, um die Prostata zu stimulieren und den Erguss herbeizuführen, muss ich wohl da durch.“
„Du spürst doch da unten nichts.“
„Schon mal von Phantomschmerzen gehört?“
„Männer!“ Lachend warf Marie den Kopf in den Nacken. Sie schmiegte sich an seine Seite und stützte sich auf seiner Schulter ab. „Das alles ist schön zu wissen. Aber im Moment möchte ich nur, dass wieder Ruhe in unsere Ehe einkehrt. In einigen Jahren, wenn wir beide so weit sind, denken wir erneut über unseren Kinderwunsch nach. In Ordnung?“
„Liegt es daran, dass ich bei euch wohne?“, sagte eine jugendliche Stimme vom Flur her.
Überrascht drehte sich Marie um. Sie hatte Benjamin gar nicht aus seinem Zimmer kommen hören. Die Spuren vom Kampf mit Michael Engel und Uwe Beck waren immer noch zu sehen, aber sein Teint war schon wieder
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